
Zwischen Jerez und Ronda – durch die Sierra Grazalema zur Puente Nuevo
Nachdem wir alle freien Flächen im Auto mit Fino bestückt hatten, verließen wir Jerez, stärkten uns am ersten Picknickplatz unter den neugierigen Blicken einer Ziegenherde und umringt von riesigen Grashüpfern mit Kaffee und machten uns auf dem Weg durch die Sierra de Grazalema. Die Berglandschaft hier ist traumhaft, tiefe Schluchten und spektakuläre Gipfel wechseln sich ab und hin und wieder ein weites Tal.
Wir hielten im Dorf Grazalema, das zu den schönsten andalusischen Bergdörfern zählt. Mittlerweile war jedoch Siesta und zu dieser Zeit geht wohl jeder spanische Ort vor Allem als Geisterdorf durch. Nur einige Touristen waren in den verlassenen Gassen unterwegs. Wir schlenderten etwas durch die strahlend weißen, engen Gässchen die hier und da mit Geranien dekoriert sind. Überall duftete es nach Oleander.
In jedem dieser Bergdörfer waren wir froh, wenn wir irgendwo das Auto loswerden konnten, denn Richtung Zentrum werden die Gassen nach jeder Kurve enger. In einem Ort ignorierten wir sogar einen Verkehrskreisel und bogen einfach links ab, weil die gegenüberliegende Seite aussah, als würde das Auto dort umfallen und den Berg hinunter kullern.
Hinter Grazalema wurden die Berge immer höher, wir hielten an einem Aussichtspunkt, aber nur kurz, denn beim Aussteigen bemerkten wir, dass es statt der 36° im Tal hier oben nur noch 18° waren.
In der Nähe eines riesigen tiefblauen Stausees schlängelten wir uns über spektakuläre Serpentinen wieder nach unten.
Die letzte Pause legten wir in Setenil de las Bodegas ein und stiegen durch das steile Dorf zu den Höhlenhäusern ab. Früher bewohnt, werden sie heute hauptsächlich als Restaurants und Cafés genutzt. Ganz unten überragt ein Fels die ganze Straße, ein unwirklicher Anblick. Dahinter an einem Bächlein bildet der Fels zusammen mit riesigen Efeuranken das Dach einer schattigen Terrasse. Zum Glück war die Siesta mittlerweile vorbei, sodass wir uns in einem der Restaurants für den Aufstieg stärken konnten.
Von hier waren es nur noch wenige Kilometer bis nach Ronda, wo wir auf einem von Holländern betriebenen Campingplatz landeten. Hier gab es keine Spanier, denn die campenden Holländer hatten ihre eigenen Regeln aufgestellt und überall hingen Schilder, dass alles was Geräusche macht verboten ist, Musik, lautes Reden, … Dafür gab es eine Aussicht auf die Stadt und riesige Eidechsen im Bad.
Über Ronda hatten wir bisher nur von einer sehenswerten Brücke gehört, aber niemand hatte uns vorgewarnt, wie beeindruckend dieses Bauwerk tatsächlich ist.
Die Stadt wurde auf zwei Hügeln gebaut, die durch eine tiefe Schlucht getrennt sind. Vom Stadtzentrum aus standen wir plötzlich vor dieser Schlucht. Auf der gegenüberliegenden Seite klammert sich eine weiße Häuserreihe an den Fels, erschreckend dicht am tiefen, senkrechten Abgrund. Die Brücke fügt sich völlig natürlich in dieses Bild, hebt sich farblich kaum vom Fels ab und scheint dadurch endlos in die Tiefe zu reichen. Ein Anblick wie aus einer anderen Welt. Die Hügel der Stadt sind nicht groß und so öffnet sich die Schluckt nach eine paar Kilometern in ein weites endloses Tal. In der Tiefe plätschert ein Bächlein zwischen den unwirklichen Felsen. Fasziniert überquerten wir die Puente Nuevo und landeten in einem älteren Stadtteil, wo sich Pflastergässchen nach unten winden und wir schließlich zu einer anderen kleineren Brücke gelangten. Von dort kamen wir in einen duftenden Rosengarten an der Schlucht und durch über Aussichtsplattformen wieder nach oben. Auf dieser Seite entdeckten wir hunderte Tauben, die im Schatten der Felsen und der Brücke in riesigen Schwärmen Kreise zogen.