
Wien – Knochen und andere Sehenswürdigkeiten
Die Wiener Staatsoper wollten wir uns nicht entgehen lassen. Wir sind jedoch nicht so große Opernfans, dass es uns den Preis eines regulären Tickets wert wäre. Glücklicherweise gibt es Tickets an der Abendkasse, 10€ für eine Art Stehplatz.
Das Haus mit seinen prunkvollen Aufgängen und Fluren gefiel uns sehr und wir schauten uns bei einem Getränk noch ausgiebig um. An den Stehplätzen angekommen, wies uns ein Herr ein, dass wir einen Schal ans Geländer binden müssten, um den Platz zu reservieren. Etwas erschrocken reagiert er auf Leute, die keinen Schal dabei hatten, als sei es völlig undenkbar ohne Schal in die Oper zu gehen, besorgte dann aber Tücher.
Wir freuten uns, dass wir Tickets bekommen hatten und etwas später freuten wir uns auch darüber, dass wir nicht viel dafür bezahlt hatten, denn die Oper selbst war nicht so unser Ding. Es wurde Orest gespielt in einer sehr modernen Variante, zu der wir musikalisch leider keinen Zugang fanden. Anderen Gästen ging es ähnlich, hinter uns legte sich jemand auf dem Boden schlafen, viele schlichen sich raus. Wir harrten tapfer bis zum Ende aus.
Natürlich besuchten wir auch einige Sehenswürdigkeiten. Beispielsweise die riesige Wiener Hofburg mit den Kaisergemächern, wo es eine wirklich schöne Ausstellung zu Sisi gab und unfassbar viel Porzellan und anderes Geschirr.
Besonders interessant und seltsam fanden wir die Katakomben im Stephansdom. Leider durfte man dort keine Fotos machen, so kann ich selbst kaum noch glauben, was wir dort gesehen haben.
Wo wir in anderen Städten Führungen in leeren Räumen gemacht hatten, die mit unzähligen Gruselgeschichten gefüllt wurden, erzählte uns hier der Guide in einem Raum voller Gefäße, völlig trocken da seien die Organe drin, die Herzen lagerten anderswo und die restlichen Körper ganz wo anderes. Und weiter gings, noch tiefer unter den Dom und wir standen in Räumen, die wieder von Räumen umgeben waren, die mit tauschenden Skeletten gefüllt waren. Einige wenige trugen noch den Anzug, in dem sie hier beerdigt wurden waren. An den Wänden waren Köpfe und Knochen fein säuberlich gestapelt um Platz für neue Leichen in den Räumen zu machen und von diesen Räumen folgte einer nach dem anderen. Man hatte wohl in der Stadt keinen Platz für einen anderen Friedhof und so wurde bis unter die Decke gestapelt, nach ein paar Jahrzehnten aufgeräumt und aufgeschichtet was übrig war und wieder bis unter die Decke gestapelt.
Der Gruseltouren gibt es in Wien noch mehr, die nächste kam unerwartet. Wir wollten nach dem Abendessen in einem Restaurant am Prater nach Hause und dachten ein Spaziergang über den Prater sei sicher noch nett. Da alle Fahrgeschäfte schon geschlossen hatten, war auch die Beleuchtung im Park nur noch dürftig. Dennoch fanden wir uns plötzlich auf dem einsamen Gelände vor einen Platz mit Menschen. Beim näher kommen sahen wir aber, dass es nur bunte Figuren waren und beim noch näher kommen, seht selbst…
Nachdem wir diese unerwarteten Kunstwerke ausgiebig bestaunt hatten zogen wir weiter. Nachts auf einem geschlossenen Rummel herrscht eine seltsame Atmosphäre und wir hatten das Gefühl, dass dies von den Gestaltern des Platzes nicht ganz ungewollt war.
Schließlich entdeckten wir ein Licht, ein Fahrgeschäft war noch offen, was könnte das wohl sein? Mit gemischten Gefühlen stiegen wir in die Geisterbahn, was uns doch ziemlich leitsinnig erschien. Wir waren völlig allein, niemand würde uns hier schreien hören.
Die Geisterbahn war auch ziemlich gut gemacht, irgendetwas spritzte uns aus einem geplatzten Kopf entgegen und eine Kreatur tauschte im Spiegel hinter uns auf, nachdem wir eine Weile in der Bahn „festsaßen“. Leider überfuhren wir auch einen weinenden Clown, der auf den Schienen saß. Glücklicherweise kamen wir am Ende unbeschadet wieder raus.
Weil wir natürlich gern noch mit dem Riesenrad fahren wollten, kamen wir am nächsten Abend, kurz nach Einbruch der Dunkelheit wieder. Jetzt im Herbst war nicht viel los und wir durften auf Nachfrage sogar eine der großen Kabinen allein haben. Die Fahrt dauerte eine viertel Stunde und wir hatten einen tollen Ausblick auf die beleuchtete, vorweihnachtliche Stadt. An diesem Abend waren die Fahrgeschäfte noch in Betrieb und wir schlenderten herum und sahen der ein oder anderen Kotzschleuder zu, zum selbstfahren war es uns schon zu kalt. Einige alte Karussells waren zu Imbissen umfunktioniert wurden. Wir setzten uns auf zwei große Figuren, die wohl auch mal zu irgendwas anderem gehört haben mussten. Sie drehten sich im Kreis und sorgten für einen guten Ausblick auf das bunte Treiben. Der Prater ist schon ein seltsamer Ort, mit seiner Mischung aus alten Recycelten Karussells, modernen Fahrgeschäften, Restaurants und Clubs und großen Anlagen wie einer Kartbahn. Tage könnte man hier verbringen und würde vermutlich immer wieder was neues unerwartetes entdecken.
Am letzten Abend besuchten wir ein Konzert des Wiener Residenzorchesters, eine reine Touristenveranstaltung in einem hübschen Palais mit toller Akustik. Hier gab es einzelne Stücke aus verschiedenen Werken und auch eine paar kurze Ballettaufführungen. Ein wunderbarer Abschluss für einen Besuch in Wien. Die Veranstaltung wurde hauptsächlich von Chinesischen Reisegruppen besucht, deren Teilnehmer immer wieder einschliefen, kurz aufwachten wenn geklatscht wurde, mitklatschten und wieder einschliefen.
Glücklicherweise hatten wir mehr Zeit um diese Stadt zu erleben und genießen.