Von Leiden nach Leerdam – 3rd of October is coming

Von Leiden nach Leerdam – 3rd of October is coming

Um von Gouda nach Leiden zu kommen mussten wir an Rotterdam vorbei und entdeckten noch eine andere Ecke des Hafens, Werften, Kunst und das hafeneigene Naturschutzgebiet. Manchmal war die Lage zwischen den Frachtschiffen unübersichtlich und die Wellen hoch. Später kamen wir durch schicke Städtchen, hier und da gab es Feste.

Beschaulich wurde es erst wieder in der Stadt. Nachdem wir mehrere Brücken durchquert hatten, entdeckte uns schon gleich die Hafenmeisterin. und wies uns einen schwierigen Platz direkt an der Mauer zu. Nachdem wir etwas die Stadt erkundet hatten, beschlossen wir, noch einen Tag zu bleiben.

Kaum angekommen, entdeckten wir einige Boote mit kostümierten Leuten. Aus einem Fass verteilten sie geräucherten Hering und schossen ab und zu eine Kanone ab. Im Zentrum gab es dazu ein großes Fest mit Reden und Musik. Eigentlich, so erfuhren wir später, war dieses aber nur die Einstimmung auf ein viel größeres Fest, zum Ende der Belagerung durch die Spanier. Am 3. Oktober 1574 befreite sich Leiden aus der Belagerung, indem sie das Umland überschwemmten.

Zwischen Brücken und Grachten suchten wir ein Pfannkuchenhaus auf, das älteste der Stadt, mit dicken Teppichen und Stofftapeten. 

Bei einem Spaziergang entdeckten wir einige Taucher, die Berge von Fahrrädern aus dem Fluss holten. Dann stopften wir uns mit Pommes und Kroketten voll. 

Am nächsten Morgen entdeckten wir ein winziges Museum. Hinter einer alten Holztür verbargen sich nur zwei Räume, das American Pilgrim Museum. Wir erfuhren, wie man im 17. Jahrhundert hier lebte. Eine große Familie in einem Zimmer, die Toilette  mittendrin, weil sie draußen keinen Platz hatten und die Untermieter von oben hatten ihren Wohnungseingang auch in diesem Raum. Bücher wurden uns gezeigt, die über 800 Jahre alt waren, hauptsächlich Bibeln, aber auch ein Buch, das die eingezogenen Soldaten mit dem Krieg vertraut machen sollte. Interessant war auch ein Teller, der neben den Kerzen platziert als eine Art Lampe diente. 

Nebenan gab es ein weiteres noch älteres Zimmer, in dem der Pfarrer lebte. Hier gab es vor allem interessante Gemälde und Figuren. 

Das Besondere am Museum war aber die Stimmung, denn wir waren mit der authentisch gekleideten Guide allein in den schummrig beleuchteten Räumen und alles swar so angeordnet, als wäre es gerade erst benutzt wurden, statt in Vitrinen waren die Ausstellungsstücke auf dem wurmzerfressenen Esstisch, auf dem Boden oder an den Wänden drapiert. Dort wo man die Sachen eben damals hatte. 

Ein anderes interessantes Museum ist das Sieboldhuis. Leider waren davon die meisten Stockwerke geschlossen. Wir besuchten es dennoch, denn wir kannten schon das Gegenstück in Nagasaki und wollten auch diese Seite der Geschichte hören. Der Arzt lebte im 18. Jahrhundert mehrere Jahre im abgeschotteten Dejima in Japan und brachte eine Sammlung von Geschirr, Instrumenten, Möbeln und Waffen und einige ausgestopfte Tiere mit.  

Sehenswert an Leiden ist aber vor allem die Stadt selbst, Gässchen führen in die verwinkelten verwucherten Wohnhöfe, besonders viele davon gibt es in der Nähe der Pieterskerk. Wunderschöne Brücken überqueren die malerischen Grachten, dazwischen niedliche Cafés und Lädchen.     

Weil wir den extra Tag in Leiden verbrachten, war die geplante Strecke über Utrecht zurück zu weit. Wir suchten eine andere, was sich im Laufe des Tages jedoch als gar nicht so einfach herausstellte. Erstmal mussten wir allerdings aus dem engen Hafen raus, um dann an der ersten Brücke festzustellen, dass die erst um 14 Uhr wieder öffnen würde. Wir machten an den beiden anderen Booten fest, die schon an der Brücke warteten. Gegen elf hatte wohl doch ein Brückenwärter Mitleid, weil wir so viele waren, und ließ uns vorzeitig durch. Dummerweise war den Leuten vom mittleren Boot die Wartezeit zu lang gewesen, sie führten gerade den Hund aus und kauften Brot, als die Brücke hoch ging. Das erste Boot konnte so auch nicht ablegen, also kamen nur wir aus der Stadt.  

Von Alphen wollten wir einfach weiter nach Westen so weit wie wir kämen. Wir durchquerten keine Dörfer, überall waren Feste am Wochenende. Auf diesem schmalen Kanal kamen wir an der ersten kostenpflichtigen Brücke vorbei. Ein Holzschuh wurde zum Bezahlen an einem Seil heruntergelassen. Wir mussten nochmal zurück, weil wir zu überrascht waren zum Bezahlen. Hier ging es durch idyllische Landschaften mit Schafen, Ziegen und Alpakas, dazwischen die ein oder andere Windmühle. 

Im nächsten Ort, Woerden, wurde es richtig eng, das Boot passte gerade so auf das schmale Gewässer, zu beiden Seiten lagen Gassen und Häuser. Der Brückenwärter, der uns hier rein gelassen hatte, bediente auch die nächste. So mussten wir an der 15 Minuten warten, bis er mit dem Auto hingefahren war. Er ließ manuell die Schranke an der Straße hinunter und kurbelte die Zugbrücke hoch. Dahinter lag ein idyllischer Hafen, aber wir wollten ja noch weiter. Erschrocken stellten wir fest, dass es hier für uns nicht weiter ging, die nächsten Brücken waren fest. Also Brückenwärter anrufen, warten, nochmal durch den ganz schmalen Kanal, auf den Brückenwärter warten und zurück bis Alphen. 

Von hier hielten wir Ausschau nach einem Platz zum übernachten, wir wollten noch so weit wie möglich kommen und die Hafeneinfahrten machten zum Teil früh zu. Der Schleusen- und Brückenwärter am Telefon versicherte uns aber, dass wir noch bis mindestens neun Uhr weiterfahren könnten. In Waddinxveen fanden wir einen Anlegeplatz für ein einziges Boot und zum Glück waren wir das einzige. 

Wir besorgten uns noch eine Pizza und verbrachten den Abend auf dem Boot. Obwohl es ziemlich eng war, ist es doch auch ziemlich gemütlich. Neben den drei Schlafzimmern, von denen wir eins für all unseren Kram benutzten, gibt es innen sogar zwei Esstische, also Sitzplätze für die acht Personen, die eigentlich auf das Boot passen sollten. Abends hockten wir meistens an dem unteren Tisch in der kleinen Küche. Die Schlafzimmer sind winzig, das hintere etwas geräumiger, im Vorderen hat man gerade eine Fläche von vielleicht 20*20 cm auf der man stehen kann, dann geht schon der Boden im Bug nach oben, in den auch schräg das Bett verläuft. Das dritte Schlafzimmer hat ein Stockbett. An beiden Enden bleibt noch Platz für jeweils ein Bad. 

Dieses Mal informierten wir uns noch am Abend, wann die Brücke am Morgen aufmacht. Sonntags war das etwas später, Punkt neun machten wir los.   

Nun ging es wieder weiter auf den breiten Flüssen bis Dordrecht und dann durch idyllische Örtchen nach Leerdam, wo wir unter Trauerweiden angelegten, pünktlich als es zu regnen aufhörte. Schon vom Hafen aus sahen wir die hübsche Kulisse des kleinen Städtchens, mit der Stadtmauer. Ein kleiner Park und eine hölzerne Zugbrücke trennten uns von den ruhigen Gässchen. Im Park entdeckten wir überall kleine Kunstwerke aus Glas, denn neben dem Käse ist die Stadt für ihre Glasbläserei bekannt. Wir hatten Glück und bekamen zum Abendessen den letzten Tisch in einem der alten Stadttore. Das Restaurant hatte eine riesige Pfannkuchen Auswahl.  

Leerdam ist natürlich auch mit Käseläden übersät, im Gegensatz zu Gouda ist Leerdammer ein geschützter Begriff, es gibt nur den einen. Wir spazierten noch etwas an von  Entengrütze überzogenen Kanälen entlang und dann zurück zum Hafen. Am Abend war die Stadtkulisse herrlich beleuchtet.  

Am Montag ging es zurück nach Heukelum, noch einmal über das idyllische Flüsschen. Nahe des Ortes entdeckten wir einzelne geschmückte Boote und Häuser, in der Ferne sahen wir bunte Busse bei der Abreise. In Heukelum fand nämlich ein Hippy Festival statt, der ganze Ort war mit Zelten, Schallplatten und Bussen aus Pappe dekoriert und Allem, was irgendwie bunt ist. 

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