Venetien – Aperitivo im Olivenhain, Soave in seiner Heimat

Venetien – Aperitivo im Olivenhain, Soave in seiner Heimat

Ganz rund wird der Italienbesuch erst mit einem Agritourismo, wir suchten uns einen Bauernhof in den Bergen über Verona aus. Von hier, mitten im Olivenhain, haben wir einen traumhaften Blick über die Stadt. Der Garten steht schon in voller Blüte, und der Prosecco lässt sich am besten unter den schattigen Bäumen genießen. Außerdem zauberten uns die Gastgeber jeden Abend etwas Leckeres aus eigenem Anbau auf den Teller und stellten einen großen Krug Wein dazu. 

Unterwegs legten wir einen Zwischenstopp in Padua ein, nicht weit von Venedig. Padua hat die typische, entspannte Atmosphäre einer Studentenstadt, ist aber bis auf ein paar wenige hübsche Straßen und Plätze nicht wirklich sehenswert. Wir gönnten uns hier nach dem mittelmäßigen Essen in Venedig erstmal ein Mittagessen in italienischer Qualität, im Nane Della Giulia. In dem schummrigen Raum tummelten sich Studenten und Professoren, an den Wänden hängen alte Fotos, wahrscheinlich von Giulia und ihrer Oma und alte Küchenutensilien. 

Nach dem Essen besuchten wir das Anatomiemuseum, um uns die Zeit bis zur nächsten Führung in der Uni zu vertreiben. Das Museum ist wie ein Anatomiehörsaal aufgebaut und in der Mitte liegt ein riesiger Körper, auf den abwechselnd das Skelett, Organe, Muskeln usw. projiziert werden. Rings herum gibt es allerlei Interessantes zu sehen, alte Instrumente, menschliche Präparate, eine Sammlung aus Glasaugen, und viele Interaktive Ausstellungsstücke zu einzelnen Organen. Im Erdgeschoss gibt es außerdem noch eine astronomische Ausstellung mit einem Nachbau des Teleskops von Galilei. 

Eigentlich waren wir nach Padua gekommen, um uns die Universität anzusehen. Sie wurde im 13. Jahrhindert von Studenten und Professoren gegründet, denen die Uni in Bologna zu altbacken war. Hier unterrichtete Galilei und vor dem alten schicken Hörsaal steht noch sein morsches Vorlesungpodest. Ein Langzeitstudent mit Stricksocken und Jutebeutel führte uns durch das imposante Gebäude. In Padua hat die erste Frau der Welt 1678 ihren Doktor gemacht, Elena Lucrezia Cornaro Piscopia. Sie studierte Philosophie, durfte aber nur zu Hause lernen.  Highlight der Universität ist der alte mehrstöckige Anatomiesaal, auch in diesem stand schon Galilei. Weil das alte Holz schon etwas marode ist, durften wir ihn nur von unten betreten. 

Problemlos hätten wir die folgenden Tage oben auf dem Bauernhof in Novaglie verbringen können. Allerdings lockte uns der Blick auf die Dächer Veronas dann doch in die Stadt. Der Nationalfeiertag stand an und in der Gassen der urigen Altstadt war die Hölle los. Besonders unter dem Balkon von Julia stapelten sich Schulklassen, Einheimische und Touristen. Dabei wurde das Wohnhaus erst spät von der Stadt zum Schauplatz des Stückes ernannt, um der Nachfrage nach diesem fiktiven Ort gerecht zu werden. Ein wahrer Kern steckt wohl dennoch in der Geschichte, die sich schon lange vor Shakespeare in der Stadt zugetragen haben soll. 

Wir hatten erstmal Lust auf einen schnellen Kaffee und entdeckten die wohl hübscheste Konditorei der Stadt. So viele verschiedene Pralinen, Torten und andere Leckereien stapelten sich in der sicher zehn Meter langen Auslauge. 

Die Stadt war zu voll, um sich einfach treiben zu lassen, deshalb entschieden wir uns für eine Hop-on Hop-off Bustour und ließen uns zu den Hauptsehenswürdigkeiten fahren. Die auch von außen beeindruckende Arena ist leider nur für Veranstaltungen geöffnet, so fuhren wir weiter und fanden die herrlichsten Aussichten auf die Stadt. Am Fluss entlang schlenderten wir zum Castelvecchio, mit den alten Zugbrücken und staunten über das bunte alte Viertel an der Ponte Pietra. 

Die Nachmittag verbrachten wir im herrlichen Giardino Giusti, verliefen uns zwischen den Springbrunnen im Labyrinth, das von außen eigentlich ganz einfach aussah, und spazierten nach oben zum Aussichtspunkt. Von unten wirkt der Garten eigentlich ganz klein, und man kann die schattigen Wege nach oben nicht sehen. Zum Glück wurde uns am Eingang geraten, auch nach oben zu gehen. Im Fels gibt es ein paar schattige Höhlen und eine kleine Kapelle. Am schönsten ist jedoch der Blick über den Garten selbst und die alten Gemäuer. 

Am Eingang besichtigten wir noch den zugehörigen Palazzo mit wunderschönen hellen Zimmern und unglaublichen Grünpflanzen. Ein Ort in den ich direkt einziehen wollte. 

Zurück in der Stadt waren wir hungrig und entdeckten auf der Suche nach einem Snack ein Feinkostgeschäft. Hinter der Theke hingen die leckersten Salamis und Schinken, in der Theke gab es eingelegtes Gemüse, Nudelgerichte, Meeresfrüchte, Risottos, Salate. Glücklicherweise stand plötzlich ein Verkäufer neben uns und half uns bei der Auswahl. Wir erwischten den letzten Tisch an der Straße und mit einem Prosecco dazu ließ uns der Trubel auf selbiger kalt. 

Von den regionalen Weinen hatte es uns der Soave angetan. Trocken und bitter und doch süffig und fruchtig. Der Wein wird nur in der Region um das gleichnamige Städtchen angebaut. Dort fuhren wir hin. Zwischen weitläufigen endlosen Hügeln liegt der winzige Ort. So früh im Jahr dominiert der Mohn, anstatt des Weines. Straßenränder, Wege und Häuser sind mit großen roten Blüten dicht beladen, zwischen die Weinreben hat sich eine gelbe Blüte gemischt. Wir suchten uns erstmal ein Restaurant, in dem mindestens 20 Sorten Soave auf der Karte standen, leider konnten wir nur vier davon probieren, die alle ziemlich lecker waren. 

Das Städtchen wird von der komplett erhaltenen hohen Stadtmauer eingerahmt, mit einem Tor an jeder Seite. Darüber thront die im Verhältnis zur Stadt riesige Burg. Durch ein Wäldchen und über Wiesen kamen wir nach oben, wo es eine wahnsinns Aussicht über die bunten Weinberge und Soave gibt.

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