Venedig – Aperitivo am Ma… – nein das geht zu weit, aber ein Kaffee ist ok

Venedig – Aperitivo am Ma… – nein das geht zu weit, aber ein Kaffee ist ok

Die kurioseste aller Kuriositäten: Es gibt eine Vaporettohaltestelle, Riva de Biasio, benannt nach einem Serienkiller. In seinem Restaurant servierte der Namensgeber im 16. Jahrhundert den besten Fleischeintopf der Stadt. Die Geheimzutat? Gepökelte Kinder, bis ein Gast einen Finger im Essen entdeckte und der Koch auf dem Markusplatz hingerichtet wurde.   

Es gibt einen Kreuzfahrtschiffkalender und darin fanden wir einen Tag ohne Schiff, an dem wagten wir uns zu den Hauptsehenswürdigkeiten. Im Dogenpalast besichtigten wir Gefängniszellen und Gerichtssaal, wie sie damals genutzt wurden. Am Eingang befindet sich ein abgenutzter Briefkasten, wo man anonyme Anklagen über den ungeliebten Nachbarn hinterlassen konnte. Ob auch der Kinderfinger auf diesem Wege von einem Konkurrenten angezeigt wurde? Wer weiß. 

Der Palast selbst beeindruckte uns ziemlich, hinter den dicken Mauern verstecken sich riesige prunkvolle Säle mit unglaublichen Gemälden und viel viel Gold und Marmor. Jeder größer als der Vorherige, und eine riesige Waffensammlung. 

Selbst das Museumscafé des ehemaligen Regierungspalastes lohnte den Besuch, den Espresso bekamen wir in der Eingangshalle zu einem schmalen Kanal serviert, wo sich die Gondeln an der Fensterfront vorbei schoben. Geheimnisvoll und langsam kamen die Boote um die Ecke ins Sichtfeld.     

Nun waren wir ja doch schon mal da, am Markusplatz und natürlich herrschte ein furchtbares Gedränge, auch Italiener kennen den Kalender und nutzten die Gelegenheit für einen Tagesausflug. Ich wollte mir aber den Markusdom nicht noch einmal entgehen lassen, also stellte ich mich an und war überwältigt. Wände und Kuppeln sind vergoldet, bunte Muster überziehen den Boden und im Mittelpunkt steht der goldene Altar. Die alten Weihrauchlampen tun ihr Übriges zur Atmosphäre. Ein bisschen erinnert die Kirche an die Hagia Sophia. Ich ließ mich im Strom wieder hinausspülen. 

Wir suchten uns noch ein weiteres Museum aus, die Peggy Guggenheim Collection sollte es sein, am Zipfel zwischen Markusplatz und Giudecca. Sehenswerte Kunstwerke gab es hier. Raumschiffe von Magritte und Glasfiguren nach Bildern von Picasso, außerdem eine Terrasse mit Skulpturen und herrlichem Ausblick auf den Kanal. Mit dem grünen Innenhof ist das Museum ein wundervoller Rückzugsort. Mit einem Teil der Sammlung konnten wir allerdings so garnichts Anfangen. Klassischer Fälle von “Das kann ich auch.” Wir Kunstbanausen.  

Zurück nach Cannaregio, etwas weiter außerhalb liegt das jüdisches Viertel. Hier sind die Gebäude weniger prunkvoll und wurden provisorisch immer weiter nach oben ausgebaut, denn der Platz war begrenzt. Leider erwischten wir keine Führung durch die Synagogen, doch die Gegend ist auch von außen sehenswert. Die Kanäle sind hier breiter und verlaufen gerade. Am Wasser fanden wir einen schnellen Kaffee und ein gemütliches Plätzchen fürs Mittagessen.  

In Venedig gibt es keine Ecken, in denen sich jemand verstecken könnte. Weil man früher einen Kriminellen unter der Masken und dem schwarzen Mantel nicht erkennen konnte, wurden zumindest die Möglichkeiten für einen Überfall eingeschränkt. Alle Ecken sind rund ausgemauert. Der Vorteil heute, keine Ecken zum reinpinkeln und falls es doch jemand versucht, pinkeln diese Strukturen zurück. 

Venedig hat so viele schöne Orte, idyllische versteckte Piazzas, liebevolle Details an den alten Häusern, ein Blick auf einen einsamen Kanal, überall gibt es schönes zu entdecken. Obwohl das Essen nicht so gut ist, wie sonst in Italien, fanden wir dennoch die ein oder andere Leckerei, Pizza mit Pferdefleisch zum Beispiel. Wir hätten noch Tage einfach durch die Stadt streifen können, ohne uns zu langweilen. 

Manche Gassen sind so eng, dass man schnell hindurch muss, denn bei Gegenverkehr wird es schwierig. Man sollte aber auch nicht zu schnell sein, den hier und da gibt es was zu verpassen. So liefen wir beinahe am Eingang der Libreria Acqua Alta vorbei. Wie der Name schon sagt, hat die Buchhandlung was mit Hochwasser zu tun. Vom Wasser beschädigte Bücher prägen Eingang und Hinterhof und machen neugierig auf den Laden dazwischen. Wunderschön dekoriert liegen die Bücher in alten Kisten, Booten und Sesseln. Second Hand Bücher in allen Sprachen, Postkarten und Bilder wollen durchstöbert werden.   

Das Hochwasserproblem ist allgegenwärtig, überall in der Stadt liegen Holzstege bereit, um bei Bedarf jederzeit sofort aufgebaut zu werden und manch eine Gasse ist auch bei normalem Wasserstand nicht mehr trockenen Fußes passierbar. An vielen Häusern sind die Wasserschäden am Untergeschoss deutlich sichtbar, feuchte Wände, abgespülter Putz. Hoffentlich ist dieser herrliche Ort doch noch irgendwie zu retten.   

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