
Valletta, Three Cities und Sliema – Lieblingsberuf Bürgermeister
Die Hauptstadt hoben wir uns bis zum Schluss auf, weil man hier wirklich kein Auto gebrauchen kann und am Einfachsten zum Flughafen zurück kommt. Im dichtesten Stau spuckte uns der Bus am riesigen Busbahnhof vor den Toren Valettas aus und unser erster Eindruck war der eines Freizeitparks. Möglicherweise lag das daran, dass gerade zwei Kreuzfahrtschiffe im Hafen lagen und ihre seelenlosen Horden in die Stadt spülten. Außerdem war Samstag und alle Jugendlichen des Landes scheinen sich zum shoppen und feiern hier zu versammeln. Schön fanden wir Valletta trotzdem auf den ersten Blick, also optisch. Von dem großen Springbrunnen am Eingang durchquerten wir die dicken Stadtmauern und hier ist es mit verlaufen endgültig vorbei, all die hügeligen Straßen sind parallel angelegt, die einzige Herausforderung liegt darin, mit Gepäck möglichst wenig Steigung mitzunehmen.
Als erstes erkundeten wir den großen Food Court, das kulinarische Herz der Stadt. Nun sind wir schon zwei Wochen hier und hatten noch keine Ftira, ein halber Brotring mit Thunfisch, Zwiebeln und Oliven, lecker.
Nachdem die seelenlosen Horden wieder an Board waren, unternahmen wir einen Spaziergang ans südliche Ufer, mit der wunderschönen Aussicht auf die Three Cities und einem kleinen Park. Überall in den Gassen waren jetzt Bars geöffnet, leider auch direkt unter unserem Fenster. Weil man eigentlich auf den abschüssigen Straßen nicht so einfach Stühle platzieren kann, haben sich viele Bars kleine Podeste gebaut, oder die Stühle und Tische an einer Seite angesägt. Manchmal gibt es aber auch nur Sitzkissen direkt auf den Stufen. Wir entscheiden uns für eine gemütliche Weinbar auf der anderen Seite der Stadt. Weil man in den Gassen sein eignes Wort nicht versteht, wenn dort eine Bar geöffnet ist, sind tageweise ganze Straßen geschlossen. Was wir am Abend vorher für den nächsten entdeckten, war am nächsten Abend oft einfach nicht mehr da.
Valletta ist zwar die Hauptstadt Maltas und eher eine der größeren Städte des Landes, aber von einer Ecke der rechteckigen Stadt zur entferntesten anderen läuft man in gemütlichem Tempo auch nur 20 Minuten. Mit allen umliegenden Städten, die nahtlos ineinander übergehen, fühlt man sich dann dennoch wie in einer Großstadt. Von den Parks der Stadt hatten wir eine herrliche Aussicht auf die gegenüberliegende Seite der Bucht und die drei ins Meer ragenden Ärmchen, Fort Ricasoli, Vittoriosa und Senglea. Vittoriosa oder wie die Malteser es nennen, Birgu, Senglea und Cospicua in der Mitte, sind die Three Cities. Drei Städte, naja, uns beschleicht hier wieder das Gefühl, dass die Malteser einfach gern Bürgermeister sind.
Mit dem Bus machten wir uns auf den Weg über die bergigen Straßen, um die Bucht herum, zum Palast des Inquisitors in Birgu. Der Palast war weniger interessant als erwartet, aber vermutlich sind wir von den Sehenswürdigkeiten dieses Landes mittlerweile verwöhnt und der Inquisitor lebte einfach etwas bescheidener. Spannend waren die winzigen Gefängniszellen, die über eine offene Kanalisation über mehrere Stockwerke miteinander verbunden waren, bäh.
Besser gefielen uns die hübschen, hügeligen und bunt bepflanzten Gassen Birgus. Einzelne Häuser sind als Museen gekennzeichnet, obwohl sie bewohnt sind und durch die geöffneten Türen konnten wir die alten Innenräume bestaunen. Nach höchstens zwei Minuten, egal in welche Richtung, ist man schon wieder am Meer.
In der schmalen Bucht befindet sich zum Land hin der Hafen von Cospicua, für riesige Yachten. Endlos reihen sich die luxuriösesten Schiffe zwischen den alten Mauern und Brücken aneinander. Je weiter man in die Bucht kommt, desto kleiner werden die Boote.
Auf der anderen Seite der Bucht beginnt Senglea und hier ist es wieder ganz anders, irgendwie dörflich. Am Hafen gibt es noch eine schicke Bar auf einer großen Treppe am Eingang der Stadt, dahinter hängt Wäsche zwischen der Häusern, Leute sitzen zwischen kleinen Gärtchen auf der Straße, quatschen und rauchen und an dem kleinen Platz mitten in der Stadt umhäkelt eine Gruppe Frauen einen riesigen Weihnachtsbaum. Niemanden hier hörten wir englisch sprechen. Mitten in den kleinen Gässchen hatte sich hier und da ein Fischerboot verirrt. Um in die Stadt zu kommen, mussten wir ein riesiges Stadttor durchqueren, der Kontrast zur winzigen Stadt dahinter bescherte uns ein kurzes Alice im Wunderland Gefühl.
Am äußersten Zipfel Sengelas liegt ein winziger Park mit einem winzigen Wachturm. Das Türmchen ist mit Augen und Ohren verziert. Vom Park aus sieht man die die ganze Bucht bis zur Einfahrt und Valletta.
Nördlich von Valletta liegt unter anderem Sliema, hier ist es ganz anders. Das Stadtbild prägen hauptsächlich Neubauten aus Beton und Glas, hohe Bürogebäude und schicke Hotels und an jeder Ecke wird noch gebaut. Ein Spaziergang an der Strandpromenade bot uns eine schöne Aussicht auf diese Seite Valettas. Die massiven Mauern, die auch hier abweisend die Stadt vom Meer trennen, sind von kleinen Gassen unterbrochen und mit kleinen Felsstränden verziert. Nur eine kurze Überfahrt mit der Fähre trennt Sliema von Valletta.
Eigentlich waren wir hier her gekommen, um Fort Manoel zu besichtigen, das auf einer Insel in der Bucht liegt, die nur eine kurze Brücke vom Festland trennt. Am Fort angekommen, erwartete uns ein mit LKWs gefüllter Parkplatz und zwei Leute, die nur dafür zuständig waren, Besucher wieder weg zu schicken, weil hier gerade ein Film gedreht wurde. Sie empfahlen uns aber einen Rundweg um die Burg herum, wo wir wenigstens einen Blick von Außen erhaschen konnten. Und von hier kamen wir durchs Gestrüpp zu einem idyllischen, felsigen Strand, an dem sich scheue Schlangen sonnten. Hoffentlich keine giftigen.
Der Rückweg führte uns durch einen Lostplace aus verlassenen, von Gestrüpp überwucherten Baracken mit gespenstischer Atmosphäre.