Valletta – Gold und Bumms und die Schlappen vom Papst

Valletta – Gold und Bumms und die Schlappen vom Papst

Als erstes besuchten wir das geschichtsträchtige Fort St. Elmo an der Spitze der Stadt. Die Festung wurde 1565 einen Monat lang von den Osmanen belagert, hielt aber lang genug stand, dass sich die restliche Bevölkerung auf den Überfall vorbereiten und das winzige Land so über die zahlenmäßig überlegenen Osmanen siegen konnte. Heute ist die riesige Festung größtenteils restauriert, hier und da gibt es aber auch einen geheimnisvollen Blick auf die noch verfallenen Teile. Über das Gelände verteilt befindet sich das Kriegsmuseum. In einem Kino nebenan, im alten Ordenskrankenhaus, sahen wir vorher einen Film über die bewegte Geschichte Maltas, das auf Grund der strategisch günstigen Lage für Handel und Krieg für sämtliche Nationen von Interesse war und immer wieder ausdauernd von der Bevölkerung verteidigt werden musste. Im Zweiten Weltkrieg war Malta das am stärksten bombardierte Land und hatte anfangs nur drei klapprige Flugzeuge aus dem Ersten Weltkrieg zur Verteidigung. Eines davon ist im Museum ausgestellt.    

Nach den vielen Beeindruckenden Tempeln wollten wir noch etwas mehr über diese alte Kultur erfahren und besuchten das Archäologische Nationalmuseum, in einem alten Gebäude des Malteserordens. Von der liebevoll zusammengestellten Ausstellung waren wir aufs neue beeindruckt, die schönsten verzierten Steine aus den Tempeln, mit Tier- und Pflanzenmustern, lagern hier, außerdem kleine Tierfiguren und steinerne menschliche Köpfe. Scheinbar hatte die Bevölkerung damals andere Gesichtszüge, ähnlich den asiatischen. Interessanterweise haben die gefundenen Skulpturen, von denen man nicht weiß, wen oder was sie darstellen, ob es sich um Götter, Priester oder einfache Menschen handelt, allesamt keine Köpfe. Die Köpfe waren austauschbar und konnten an einem Loch im Hals befestigt werden, sie sind allerdings nicht erhalten. Die meisten Figuren können auch keinem Geschlecht zugeordnet werden. Außerdem gab es ein winziges, vielleicht 5 cm großes Modell von einem Tempel. War es Modell für die ersten Bauwerke oder ein kleiner Tempel für zu Hause? Und ein beeindruckendes Modell vom Hal Saflieni.

Vor dem schönsten Ausstellungsstück im Museum hätte ich Stunden verbringen können, die Schlafende. Diese winzige Skulptur wurde im Hal Saflieni gefunden, in einer tiefen Grube. Die Guide dort hatte uns schon vorgewarnt, dass wir uns in Valletta wundern würden, wie winzig sie ist, höchstens 10 cm lang. Und doch ist sie so beeindruckend, zehntausend Jahre alt und so detailliert, die Haare, die Füße, die Speckfalten und selbst das Stroh ihres Bettes kann man erkennen. Schläft sie oder ist sie tot? Und wer ist sie?

Zurück zur Gegenwart, wie leben denn die Malteser heute? Naja, vielleicht nicht alle, ein Adeliger gibt neugierigen Leuten wie uns Einblick in sein Zuhause, im Casa Rocca Piccola. Von außen fügt sich die riesige Villa fast unauffällig ins Stadtbild. Von innen sieht das schon anders aus. Im Innenhof begrüßte uns erstmal ein bunter Papagei, Kiko der dritte. Er war aber heute etwas missmutig, denn ein Gewitter zog auf und da wollte er wohl nicht draußen bleiben. Mitleidheischend täuschte er einen Hustenanfall vor. Es wird doch heute wohl nicht endlich regnen? 

Die Räume sind prunkvoll eingerichtet und wir staunten über die schicken Möbel und das Silbergeschirr. Natürlich gibt es auch hier wieder das obligatorische Auto im Haus. Interessant war auch die Bibliothek, natürlich waren wir in einem Museum und es gab alte Korrespondenzen und Bücher, aber die Bibliothek und auch die anderen Räume werden ja nach wie vor von der Familie genutzt und so gehen die Regale mit alten Büchern und  Mappen nahtlos in Regale voller Leitzordner mit Rechnungen und aktuellen Korrespondenzen über. Ein weiteres begehrtes Stück in der Sammlung des Hauses sind die Hausschuhe des Papstes. Denn der lässt seine zuletzt getragenen Schlappen als Geschenk zurück, wenn er irgendwo zu Gast ist. Ein merkwürdiges Gastgeschenk. Natürlich fehlt dem Haus auch nicht der obligatorische Bunker.          

Während wir uns in den prunkvollen Räumen umsahen, kam draußen tatsächlich der lang ersehnte Regen, und was für einer. Über Stunden ergoß sich ein  einziger Wasserschwall vom Himmel und Straßen und Treppen verwandelten sich in glitschige Bäche und Wasserfälle. Überall hörte man Menschen kreischen und Dachrinnen spülten Springbrunnen auf die Straßen. Stellenweise wateten wir knöcheltief durch die neu entstandenen Bäche. Zum Glück fällt Valletta nach allen Seiten zum Meer hin ab, sodass der Spuk kurz nach dem Regen auch schnell wieder vorbei war. 

Die wohl schönste Sehenswürdigkeit Vallettas ist die St. Johns Co-Cathedral, auch diese Kirche fügt sich völlig unauffällig ins Stadtbild und niemand würde vermuten, was sich hinter der Fassade verbirgt. Vielleicht ist das die schönste Kirche, die wir je gesehen haben. Alle Wände sind über und über mit vergoldeten Schnitzereien verziert und neben dem Innenraum gibt es vierzehn Kapellen von den unterschiedlichen Gruppen des Johanniterordens, alle verschieden und eine schöner und reicher verziert als die andere. Der Boden besteht komplett aus den typischen marmornen Grabplatten, von denen auch jede einzelne anders verziert ist. Von einer Galerie aus konnten wir die ganze Pracht auch von oben sehen. Man könnte wohl eine Woche hier drin verbringen, wollte man sich nur die schönsten Details einzeln ansehen. Jede Wand und jeder Winkel in dieser Kirche ist mit Verzierungen, Figuren, Gold und Marmor völlig überladen.     

Jeden Tag um 12 und 16 Uhr wird die Kanone gezündet, früher diente das Spektakel den Handelsschiffen auf dem offenen Meer, um die Uhr richtig zu stellen. Heute ist es eine Touristenattraktion, also versammelten wir uns mit den anderen Besuchern am Geländer des Upper Barrakka Garden, um den Abschuss zu beobachten. Zwei Kanonen wurden gereinigt, von allen Seiten begutachtet und geladen, und mit Ankündigung gezündet. Am Vortag hatten wir einen ohrenbetäubenden Knall im gegenüberliegenden Senglea gehört und uns furchtbar erschreckt. Hinter der Kanonen war der Schuss überraschend viel leiser als sein Echo, das aus den Three Cities zurück geworfen wurde.

Neben unserer Wohnung fanden wir ein kleines uriges Restaurant zum Frühstücken, il Gifen, eigentlich nichts besonderes, ein kleiner rustikaler Laden, aber hier war immer was los. Ein älteres Paar arbeitete in der Küche im Keller, sie schnitten den Buttertoast liebevoll in kleine Dreiecke und schickten sie im Speiseaufzug nach oben. Ab und zu kam eine Lieferung Eier oder Gemüse und wurde ebenfalls im Aufzug verstaut. Nach zwei Tagen fühlten wir uns hier zu Hause und am dritten sprach die Bedienung maltesisch mit uns, lachte dann und entschuldigte sich.

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