Valle Sagrado – Zeitreiseportal im heiligen Tal der Inka

Valle Sagrado – Zeitreiseportal im heiligen Tal der Inka

Weil wir nun so viel Zeit hatten, fragten wir unsere Vermieterin Mona nach einem Taxifahrer mit dem wir das Umland erkunden könnten. Sie empfahl uns ihren Freund Viktor, der gleich am Abend vorbei kam. Er wolle uns auch seinen Lieblingsort zeigen, wir müssten dort aber schöne große Coca Blätter opfern, um die wir am besten Mona bitten sollten. Mona lieh uns eine große Tüte voll Blätter, die für Schamanenrituale gedacht waren.

Ganz früh am nächsten Morgen fuhren wir los ins heilige Tal. Kinder in Schuluniform kamen uns auf dem Weg aus der Stadt entgegen und am Stadtrand wurde viel gebaut. In den Dörfern wurden Teppiche auf Brückengeländern getrocknet und Maultiere mit Körben bepackt. Dann kamen wir durch eine einsame, karge Ebene mit einzelnen Häusern umringt von hohen Berge.   

Die Straße führte uns weiter in ein schmales Tal, eingerahmt von spektakulären Gipfeln und unwirklichen Felsformationen am Urubamba antlang. Auf der anderen Seite des Flusses fuhr ein Zug der einige Höhe überwinden und dazu über Serpentinen immer wieder vor uns zurück rangieren musste.  

Am Bahnübergang hielten wir an und gingen zu Fuß weiter, zu Viktors geheimem Tempel. Zunächst gingen wir einige hundert Meter auf den Gleisen entlang. Zum Glück sind die Züge hier nicht so schnell. Dann einen schmalen Pfad an einem Steilen Hang nach oben. Außer Felsen konnten wir nichts entdecken. Erst aus der Nähe sahen wir Fenster in einem der Felsen und dass er mit Mauern ergänzt wurde. In die Fester waren verschiedene Pflanzen als Opfergaben gelegt worden. Für uns ging es aber noch viel weiter nach oben und der Weg ließ sich im Abhang irgendwann nur noch erahnen.

Wir umquerten ein weiteres Gemäuer, das auch wieder erst aus nächster Nähe als solches erkennbar war, und kamen zu einem großen Fels, der von unten recht unspektakulär ausgesehen hatte. Zwei Felsplatten bilden ein spitzes Dach über einer Höhle, die von den Inka als Tempel genutzt wurde. Eine Innenwand ist vollkommen glatt abgeschliffen, darin wurde ein schwarzes Fenster ausgescharrt. Die Inka kannten kein Metall und es ist rätselhaft, womit sie diesen Stein so glatt bearbeiten konnten. 

Dies sei das Zeitreiseportal der Inka, erklärt uns Viktor und im Angesichts dieses wirklich befremdlichen, mystischen Ortes erscheint uns das ziemlich einleuchtend. Die Inka glaubten, durch dieses Fenster in die Welt gekommen und mit Vergangenheit und Zukunft verbunden zu sein.

Am Eingang befindet sich ein ebenso glatt geschliffener Fels in geometrischen Formen. Leider ist er ziemlich zerstört, da die Spanier solche Stätten gesprengt haben. Der Tempel heißt Naupa und war für die Inka von größter Bedeutung. 

Auch schon ältere Kulturen als die Inka hatten diesen Ort als Tempel verwendet und die Mauern nebenan gebaut.

Wir suchten die schönsten Cocablätter aus dem Beutel und opferten sie Pachamama. Im hinteren Teil der Höhle gibt es einen gemauerten Absatz, darüber und dahinter läuft das Dach spitz zusammen. Dort legten wir die Blätter ab.

Auf dem Rückweg nahmen wir eine steile Treppe mit beeindruckendem Ausblick auf die gegenüberliegenden Berge.              

Aus der Schlucht hinaus, fuhren wir in einen Ebene, über staubige Feldwege und immer wieder gab es wahnsinnige Ausblicke über die weiten Flächen des heilige Tals, kleine Städtchen, schmale, tiefe Täler und spektakuläre Gipfel. 

Schließlich erreichten wir Moray, eine Anlage aus Dolinen, in denen die Inka Pflanzen aus tieferen Lagen an das Hochgebirgsklima gewöhnt hatten. Auf den Terrassen in den Trichtern herrscht ein unterschiedliches Mikroklima und die Pflanzen wurden jedes Jahr eine Terrasse nach oben versetzt. Die Anlage hat sogar ein automatisches Bewässerungssystem.

Nicht weit entfernt liegt das Städtchen Maras mit den hübschen Salinen. Jede gehört einer anderen Familie, bewirtschaftet werden sie zusammen. Warmes, salziges Wasser fließt aus dem Fels in die kleinen Terrassenbecken, die in weiß, beige, gelb oder rosa die braune Landschaft aufmischen.

Von weitem sieht es aus, als hätte jemand einen Eimer Farbe verschüttet, von etwas näher geben die Salinen ein helles, buntes Mosaik, ein surreales Puzzle und von mittendrin sieht es aus als wäre man in einer Winterlandschaft.

Das Wasser läuft über kleine Kanäle in die Becken verdunstet und lässt das Salz zurück. An einzelnen Becken wurde gearbeitet, schwere Säcke wurden mit Salz gefüllt. Na klar, auch diese Anlage wurde von den Inka gebaut. 

Auf dem Rückweg hielten wir in einem Weberdorf. Alle Frauen, die wir hier auf der Straße sahen hatten eine kleine Spindel dabei und spannen ganz nebenher. Wir hielten auf einem Hof mit Lamas und Alpakas und hatten Glück. Es war gerade keine Reisegruppe zum Shoppen da. Zwei Frauen webten im Hof und erklärten uns bei einem Tee ihr Handwerk. Die Tiere werden mit Glasscherben geschoren und die Wolle mit Yuca gewaschen. Außerdem zeigten sie uns, wie die Farben für die bunten Stoffe gewonnen werden. Eine Methode kannten wir ja schon aus Nazca. Die Läuse seinen vielseitig verwendbar, erklärte uns die jüngere und rieb sich etwas davon auf die Lippen. Die Farbe wird schließlich mit Mineralien fixiert. Die ältere Frau erklärte uns die Bedeutung der traditionellen Muster in den bunten Tüchern. 

Auf dem Hof entdecken wir ein Spiel, dass wir schon häufiger gesehen hatten. Eine Holzkiste mit einem Frosch in der Mitte und einzelnen Fächern, in die man einen Coin wirft um Punkte zu bekommen. Viktor spielte gleich eine Runde mit uns und gewann natürlich. Hinter der Kiste waren jede Menge Schäden in der Wand und wir fügten noch einige hinzu. 

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