
Tokyo – Ueno, Tokyo Bay und Tokyo Tower – Matsuri, Feuerwerk und Design
Im Messegelände in der Bucht von Tokyo findet gerade die Messe Design Festa statt, eine Ansammlungs der skurilsten Produkte. Die Bahnfahrt zur Bucht dauert eine Stunde und ist selbst eine Sehenswürdigkeit. Die Wände der an die Gleise grenzenden Wohnhäuser sind mit bunter Werbung gepflastert und aus dem Zug betrachtet macht es den Eindruck als hätte die Stadt selbst mehrere Stockwerke. Die Strecke durch die Bucht ist eine Rundfahrt durch die spannendste Architektur. Wir staunten über Plätze und Bürogebäude und besonders über das von NHK, mit der großen Kugel.
Die Messehallen betritt man durch eine umgedrehte Pyramide zwischen Palmen. Auf dem Gelände war es bereits voll und laut und überall lief unterschiedliche Musik. Kaum waren wir drin, bekam Christian auch schon eine Maske übergezogen und wir fanden uns zwischen bunten Handtüchern (das wohl beliebteste Produkt in Japan, niemals sollte man das Haus ohne Handtuch verlassen), Taschen, Schmuck, Cosplay in allen möglichen Stilen und anderem bunten Zeug.
An einem Stand wurden blutüberströmte Babypuppen verkauft und Tassen in denen kleine Köpfe schwammen, im nächsten Gang gab es Gärten im Einmachglas und Fuchsmasken. Dann Kostüme für Katzen und irgendjemand drückte uns ein Klemmbrett in die Hand und schob uns vor eine Wand mit Postkarten die wir bewerten sollen. Etwas weiter wurden wir wieder zum mitmachen aufgefordert und bekamen Stifte um die Ganzkörperanzüge der Aussteller zu bemalen.
Auf der Suche nach einer Sitzgelegenheit stellten wir fest, dass die meisten Stühle Ausstellungsstücke waren. Also gingen wir in eine ander Halle, wo es Konzerte und Essen gab. Hier gab es auch “deutsches” Essen, das war irgendwas fettiges mit Speck am Stiel und wurde als Frankfurter Würstchen bezeichnet. Wir probieren uns durch, freuten uns dann aber doch lieber wieder auf japanisches Essen, später draußen.
Am Abend besuchten wir den Tokyo Tower. Wir gingen zu Fuß über das Gelände des Zojo-ji Tempels, das wegen des Feiertags mit tausenden Kerzen geschmückt war. Die Beleuchtung zog sich wie ein breiter Weg den Hügel hinauf.
Gespenstisch wirkten im Kerzenlicht die verwitterten Jizo Statuen für ungeborene oder verstorbene Kinder mit kleinen roten Mützen und Windmühlen, die sich in den Abendbriesen leise drehen.
Der Tokyo Tower wirkt oben auf dem Hügel höher, als er mit 333 Metern tatsächlich ist und hat starke Ähnlichkeit mit dem Eiffelturm. Um nach oben zu kommen, mussten wir natürlich etwas anstehen.
Die Aussicht auf Tokyo ist atemberaubend, durch die erhöhte Lage kann man die Wolkenkratzer der ganzen Stadt sehen und in der Bucht fand ein Feuerwerk statt, vielleicht von der Design Festa.
Feuerwerk ist hier nicht wie bei uns nach einer viertel Stunde vorbei, sondern eine eigene Veranstaltung über mehrere Stunden. Mehrere Pyrokünstler kommen zusammen und führen ihre beste Show vor. Wir blieben fast zwei Sunden auf dem Turm, sahen aber weder Anfang noch Ende.
Ein Stockwerk tiefer gibt es Im Boden der Aussichtsplattform Scheiben, durch die man auf die Straße darunter sehen kann, gewöhnungsbedürftig und faszinierend darauf zu stehen.
Auf einer kleinen Bühne fand eine Show satt, leider verstanden wir nicht viel, lustig waren die zwei bunten Typen trotzdem.
Wir ließen den Abend wieder in einem Izakaya ausklingen, einige der Kneipen haben sogar rund um die Uhr geöffnet. Dieses mal hatten wir einen Fisch, der direkt am Tisch flambiert wurde und ziemlich viele Gyoza, und Spieße, weil sie in diesem Laden so lecker waren. Wie in allen Restaurants konnten wir wieder mit einer Klingel am Tisch um nachbestellen.
Am Sonntag landeten wir zufällig auf einem Matsuri, einem Japanischen Sommerfest im Ueno Park. Egal wohin man in dieser Stadt geht, es scheint immer und überall etwas los zu sein. Eigentlich durchquerten wir den Park nur zufällig auf dem Weg zur U Bahn, blieben dann aber doch länger. Der Park selbst beherbergt mehrere kleine Tempel und Schreine, an einem davon locke uns ein Orakel Automat. Wir warfen etwas Geld ein und ein kleiner Plastikdrache im roten Mantel holte mit etwas gegrummel einen langen Zettel aus einem Kästchen und schob ihn nach draußen. Wie alle anderen hängten wir den Zettel, auf dem uns die die beste Blutgruppe für unseren Partner empfohlen wurde, draußen auf.
Ein Gang durch kleine weiße Holztore führte uns zu einem anderen Schrein, in dem es um Gesundheit ging.
Hier trafen wir auf eine Gruppe Männer in sehr kurzen weißen Kimonos und Tabis aber ohne Hosen, die sich um eine Sänfte versammelt hatten und sich auf eine Parade vorbereiteten. In der Nähe trafen wir noch auf Trommler in hellblauer Samuraikleidung, Geishas und Menschen mit Fuchsmasken.
An einer Kreuzung hörten wir Musik und entdeckten auf einer kleinen Lichtung mit einem knorrigen Baum in der Mitte eine Gruppe in schicken Kimonos beim Fächertanz.
In der Mitte des Parks fand ein Markt statt, wo wir uns noch ein riesiges Shaved Eis holten. Das Ein wird mit einer Maschine hauchdünn von einem riesigen Eisblock abgeschabt und besteht erstmal nur aus Wasser. Interessant wird es erst durch eine dicke süße Soße mit Beeren und Vanille. Ein wahnsinnig erfrischender Genuss in der unerträglichen japanischen Sommerhitze. Wir setzten uns mit der Leckerei unter einen Baum und beobachteten die mittlerweile unübersichtlichen Menschenmassen, die zum Matsuri in den Park strömten.
Später fuhren wir nach Asakusa und gingen von dort zu Fuß nach Ueno, so entdeckten wir noch weitere schöne Ecken, in Altstadtgassen mit kleinen Holzhäusern und roten Laternen, die ein Restaurant anzeigen. Hier und da pausierten wir für einen Snack an einem Conbini, z.B. Frikadellen am Spieß mit selbst öffnenden Senf- und Ketchuppäckchen oder ein Getränk am Automaten.
Im Shopping und Kneipenviertel an der Bahnlinie in Ueno geht es etwas rustikaler zu als in Akihabara, die Häuser sind niedriger und älter, dennoch ist alles bunt beleuchtet. Wir suchten erstmal Abendessen aus und fanden ein Tonkatsurestaurant, in dem es nur Schnitzel und andere flache panierte frittierte Dinge gibt, z.B. Kroketten. Wir bestellten am Automaten. An der langen Theke waren gerade auch vier Plätze frei. Das Schnitzel wurde auf Reis serviert, mit Kohl und Mayonnaise. Mayonnaise scheint überhaupt in Japan ein Grundnahrungsmittel zu sein. Außerdem gab es noch eine Misosuppe dazu und eine leckere Zwiebelsoße. Nach dem fettigen Essen waren wir bereit für eine Bar zwischen den bunten Neonlichtern des Viertels. Bei vielen kann man draußen sitzen, leider war auf der Straße alles voll. Oben sahen wir einige Terrassen und versuchten in einem der Häuser eine zu finden, entdeckten stattdessen eine Kneipe nach dem Vorbild einer deutschen Dorfkneipe, fanden es lustig und blieben. Überall hingen Plakate von Reiseunternehmen, die Reisen nach Deutschland anboten. Natürlich gab es auch Separees, wo kämen wir denn hin, wenn alle im gleichen Raum sitzen müssten. Es gab aber auch Plätze für ganz mutige Gäste, an denen man die Schuhe anbehalten durfte, aber nur bis kurz vor der Toilette, das ginge sonst doch etwas zu weit.