
Tokyo – Sumo
Sumoturniere finden nur zwei mal im Jahr statt und heute war das Finale im Ryogoku Stadion. Die Tickets für dieses Event bekommt man normalerweise im Seven Eleven, sie sind aber ziemlich schnell ausverkauft. Darum waren wir auf eine Reiseagentur angewiesen um von zu Hause an Tickets zu kommen und mussten uns einer kleinen Reisegruppe anschließen. Bereits die U-Bahn Station war von diesem Sport Highlight geprägt, die Zuschauer die wie wir mit der Bahn ankamen wurden von Trommlern in Empfang genommen. Die Station ist mit lebensgroßen Bildern der Champions und deren riesigen Hand- und Fußabdrücken gepflastert. Wir ließen uns mit der Masse ins Stadion treiben.
Yoko, die die Tour führte zeigte uns erstmal das Stadion und gab uns viele spannende Informationen über die Sumos.
Sie hatte eine Zeichnung angefertigt, die den Sumo mit einem Dackel vergleicht, denn das sei die optimale Statur für diesen Sport. Kurze Arme und Beine und ein großer Rumpf.
Außerdem informierte sie uns über die Preise für die Sieger, ein Sportwagen, ok, eine Kuh, hm das ist wohl ein eher traditioneller Preis, aber ok, 10.000, in Worten zehntausend Stücke Seife, ähm…, eine LKW Ladung Gemüse, das ist wohl der wertvollste Preis, denn Obst und Gemüse sind in Japan Luxusartikel, weil es nur wenig Platz gibt um etwas anderes als Reis anzubauen und alles importiert werden muss. Dann gibt es natürlich noch Geld und für Sportler, etwas fragwürdig, ein Jahr kostenlos Coca Cola, all you can drink. Wir vermuteten, dass neben einem Teil des Geldes auch die Seife und das Gemüse dem gesamten Stall zugute kommt. Was man wohl mit 10.000 Stücken Seife anfängt, beschäftigte uns trotzdem später den ganzen Abend.
Als wir ankamen waren die Wettkämpfe der niedrigen Ränge gerade zu Ende und wir konnten die Teilnehmer hinter dem Gebäude in ihren riesigen Yukatas sehen. Sie waren zu zweit oder zu dritt unterwegs und die niedrigeren Ränge trugen die Taschen der höheren. Eindrucksvoll große Menschen. Am Morgen hatten 15 Kämpfe stattgefunden und wer mit mindestens 8 Siegen, also mehr Siegen als Niederlagen daraus hervor ging, stieg in einen der höheren Ränge auf.
In einer kleinen Kantine wurde die Hauptspeise der Ringer serviert, Chanko, eine Schüssel vegetarische Gemüsesuppe mit viel eiweißhaltigen Zutaten wie Konjak, lecker und gehaltvoll.
Bevor es losging sahen wir uns im Stadion um. Eingänge in den riesigen Saal gibt es von drei umlaufenden Etagen aus. Unten gibt es keine Stühle, sondern Bodenkissen in kleinen Abteilen. Wir hatten Plätze ganz oben bekommen, von denen wir aber auch ganz gut sehen konnten. Auch unten wirkte das kleine Feld in der Mitte winzig im Verhältnis zur Größe des Raumes. Die Plätze mit der besten Sicht, direkt am RIng sind die billigsten, denn hier kann es vorkommen, dass man die Veranstaltung tot oder mit schweren Verletzungen verlässt, wenn ein Sumo schwungvoll aus dem RIng geworfen wird.
Das Ryogoku fasst 11.000 Personen, war voll und die Atmosphäre kochte.
Über dem erhöhten Ring auf einem Sandhügel schwebt ein Schreindach und vor jeder Runde tragen niedrigere Ränge Fahnen mit den Sponsoren im Kreis durch den RIng, man kann sich hier wohl auch kurzfristig noch einkaufen, da sich das Ansehen der RInger je nach Platzierung während des Turniers verändert.
Eigentlich kamen wir zum Turnier, weil wir dachten Sumo sei ein lustiger Sport. Nach wenigen Runden hatte uns aber eine ernsthafte Faszination ergriffen. Bevor es losging trat der Schiedsrichter, zu erkennen am spitzen Hut und langem Seidenmantel, in Erscheinung. EIn nicht ungefährlicher Job. Vier weitere Schiedsrichter saßen reglos in schwarze Tücher gehüllt am Rand des Rings.
Dann standen sich die beiden Ringer gegenüber, zeigten sich ihre Muskeln und klopfen sich auf den massigen Bauch. Dann zeigten sie, wie gut sie in der Hocke ihre massigen Beine ausstrecken und hochheben können. Und wir kamen aus dem Staunen nicht heraus, wie beweglich so eine riesige, massive Fleischkugel sein kann.
Dann warfen beide Salz in den Ring, hockten sich auf die Plätze hinter ihren Linien, tippten mit beiden Händen den Boden an und los gings, und vorbei. Der erst flog Kopfüber aus dem RIng in Richtung eines Schiedsrichters, der sich schnell zur Seite warf.
Die Kämpfe selbst dauerten nur wenige Sekunden. Ein Schlag, eine schnelle Bewegung, schnell ein Bein gestellt und schon gab es einen Sieger. Manchmal machte auch einer nur einem schnellen Angriff Platz und der Gegner fiel ohne weiteres Zutun aus dem kleinen Ring. Ich verpasste einen Kampf komplett, weil ich im falschen Moment zwinkerte.
Dem Sieger wurde nach dem Kampf direkt ein Umschlag mit dem Geld der Sponsoren überreicht, die Kuh gibt es wohl erst später.
Je höher die Ränge wurden, um so mehr kochte die Stimmung und um so länger wurden die Runden der Sponsorenfahnen.
Der letzte Kampf dauerte etwas länger, vielleicht sogar eine ganze Minute. Einige Sekunden standen beide reglos ineinander verkeilt im Ring. Der Fanclub neben uns rastete völlig aus.
Wir blieben noch für einen Teil der Preisverleihung, um die riesigen Pokale zu bestaunen, bevor wir uns mit der aufgeregten Masse zurück zur U Bahn spülen ließen.