
Tokyo – Shibuya – Wall of death
Der Montag war geprägt von Organisatorischem, wir fuhren nach Hamamatsuo um unsere Führerscheine abzuholen und zum Hauptbahnhof um unseren Railpass Voucher gegen eine Fahrkarte einzutauschen, mit der wir die nächsten drei Wochen alle Shinkansen nutzen können. Im riesigen Hauptbahnhof legten wir Kilometer zurück, bis wir einen Schalter fanden, an dem das ging. Obwohl Japan sich total um Individualtouristen bemüht, gibt es scheinbar doch noch wenige davon und man wusste erst am sechsten Schalter, was mit unserem Wisch zu tun sei.
Anders als am Wochenende bildeten die Menschen am Montag eine homogene Masse in ihrer einheitlichen Bürokleidung, keine Farben, keine Muster, gerade Schnitte. Wir fuhren in dieser schwarz-weißen Masse nach Shibuya um die frequentierteste Kreuzung der Welt zu überqueren. Zu Stoßzeiten wechseln hier mehrere tausend Leute bei einer Ampelschaltung die Straßenseite und zwar irgendwie geordnet aber dennoch kreuz und quer.
Im Fernsehen sieht dieses Wahrzeichen Tokyos immer so natürlich und einfach aus, in der Realität brach uns der Angstschweiß aus. Totgetrampelt zu werden schien realistischer als auf der anderen Straßenseite anzukommen. Den ersten Versuch unternahmen wir kurz vor dem Berufsverkehr. Wir ließen die erste Grünphase verstreichen und beobachteten das Geschehen aus sicherer Entfernung. Dann traten wir an den Straßenrand. In wenigen Sekunden sammelten sich hunderte Leute hinter uns, bildeten eine dichte, undurchdringliche Wand, bis ein Zurück unmöglich war. Gleichzeitig baute sich auch gegenüber eine undurchdringliche Wand aus hunderten schwarz-weißen Menschen auf. Langsam wurde es gruselig und ich wurde immer aufgeregter. Grün! Beide Wände setzten sich langsam aber ohne jede Ausweichmöglichkeit in Bewegung und strömten aufeinander zu, vermischten sich auf rätselhafte Weise, ohne gegeneinander zu stoßen und lösten sich schließlich auf, während sich schon die nächste Wand bildete.
Die Gegend um den Bahnhof Shibuya ist ein sehenswertes Einkaufsviertel. Bunte Kosmetikshop mit Hello Kitty und Pokemon Schminke reihen sich an andere kitschige Läden und Straßenstände. Besonders hübsch ist der Disney Store mit verschiedenen Eingängen für verschiedene Zielgruppen. ich hatte es auf den Onitsuka Flagshipstore abgesehen. Direkt an der Bahnstation gibt es ein großes EInkaufszentrum mit Fußballplatz auf dem Dach. Ab dem zweiten Stock besteht das Viertel aus Videowerbetafeln.
Auf dem Rückweg wagten wir zwei weitere Versuche in der Rush Hour die Kreuzung zu überqueren, weil wir beim ersten nicht den richtigen Bahnhof fanden. Und dann gab es noch die Herausforderung für Profis, zwischen sechs und sieben in Shibuya in eine U Bahn steigen. Eine Traube aus mehreren hundert Personen an der Rolltreppe kündigte bereits an was uns oben erwartete. Letztlich merkten wir dabei aber, dass die Bahnen garnicht voller sind, als deutsche Bahnen im Berufsverkehr, denn sie fahren im Minutentakt. Die Leute bleiben nur genauso in der Tür stehen. Vorsichtig rückwärts in die volle Tür steigen, so kann man etwas schubsen und schieben, ohne dass es unfreundlich rüber käme. Die Bahnsteigmitarbeiter mit den weißen Handschuhen schieben dann die Massen noch etwas zusammen. Das Einsteigen selbst verläuft völlig ohne Gedränge, alle bilden saubere akkurate Schlangen hinter den weißen Linien, die die Türen markieren.
In der vollen Bahn kommen die obligatorischen Handtücher wieder zum Einsatz und werden zum festhalten über die Haltestangen gelegt, manch einer hat auch eine praktische eigene Schlaufe dabei.
Wir fuhren nach Shino Kitazawa, ein eher alternatives Viertel, mit kleineren Häusern, schmalen Straßen und kleinen Läden. Hier lernten wir die namenlose Sushi Kette die an der Riesigen Welle am Eingang zu erkennen ist kennen und hatten das fantastischste Sushi, das wir je hatten. Wir teilten uns einen riesigen Korb Sashimi mit riesigen Fischstücken. Vorher gab es aber erstmal die Tischgebühr, kleine Fische und Fischbällchen, die uns mit einem kleinen Gasgrill serviert wurden. Für den Grill bestellten wir uns noch eine Tüte Pilze als Beilage.
Eine interessante Entdeckung machten wir auch bei den Getränken. Wir hatten einfach nur Bier bestellt und bekamen Hoppy, ein fast alkoholfreies Bier, das mit Schnaps gemischt wird.