
Spreewald – noch ne Gurke?
Brandenburg, keine Menschen, kein Virus also ideal für unseren ersten Campingurlaub mit dem neuen Campingauto. Wir fanden einen schönen Platz am Mochowsee, der auch noch warm genug war um von den idyllischen Bootsstegen aus eine Runde zu schwimmen. Den See kann man auch auf einem sandigen Pfad umwandern und findet dabei überall Muschelschalen, die wohl ein Waschbär bei einer seiner Mahlzeiten zurückgelassen hat. Brandenburg ist Waschbärland. Eines nachts wurden wir davon geweckt, dass etwas im Vorzelt versuchte ganz leise zu sein um unbemerkt unsere Vorräte zu stehlen. Aufgeschreckt von der Autotür ließ er seine Beute, unser Frühstück, fallen. In dem Brot, das er versucht hatte wegzuschleppen waren deutlich zwei Waschbärhandabdrücke zu sehen.
Um möglichst viel von der hübschen von Wasser durchzogenen Landschaft zu sehen, unternahmen wir eine Wanderung in der Nähe von Burg. Wandern ist in dieser flachen Welt allerdings zu viel gesagt, auf 17 km mussten wir ganze 6 Höhenmeter überwinden. Die Wege führen meißt an den Fließen entlang, wie die kleinen Flüsse hier heißen und immer wieder kreuzten Kanus und Kähnen unseren Weg. Die Gegend ist dünn besiedelt und nur alle paar Kilometer kommt man an einem Hübschen Bauernhof oder einem kleinen Dorf vorbei. Meißt geht es durch Wäldchen, bunte Blumenwiesen und Felder. Zum Abendessen fischten wir uns mit einem Magneten ein Glas Honig aus einer Kiste am Wegrand.
Nach einigen Stunden fing es an zu Regnen und hörte erst am nächsten Morgen wieder auf. Optimistisch legten wir einen Zwischenstop bei einem der zahlreichen Bootshäuser ein und bestellten einen Gurkenteller, der hier wirklich überall auf der Karte steht. Bei vier leckeren Sorten, in mundgerechte Häppchen geschnitten warteten wir also vergeblich auf besseres Wetter und fanden uns schließlich mit dem Regen ab. Egal, hier besteht sowieso fast alles aus Wasser.
Um mehr über die Sorben zu erfahren besuchten wir das Freilichtmuseum in Lehde. Nicht nur das Museum, auch das Dorf Lehde selbst ist sehenswert. Hier gibt es fast nur Fließe und wenige Wege mit kleinen Brücken über dem Wasser, die zu den Reetgedeckten alten Bauernhäusern führen. Hier und da trocknet das Reet auf einem großen Haufen am Spieß.
Im Freilichtmuseum gab es alles was früher im Spreewald zu täglichen Leben gehörte und man konnte z.B. das Wäschewaschen auch selbst ausprobieren. In einer alten Scheune mit Stroh konnten wir sorbischen Sagen lauschen. z.B. der von der Mittagsfrau, die schuld daran ist, dass die Leute hier langsam reden und Mittags lange Pausen machen. Außerdem sahen wir unfassbar große Kürbisse und entspannten im Obstgarten.
Um den Spreewald wirklich zu erleben muss man natürlich aufs Wasser, also liehen wir in Bad Lübbenau ein Kanu aus. Auf der breiten Spree konnten wir uns erstmal an das Fahrgefühl gewöhnen, bevor wir ins erste schmale Fließ abbogen. Dort war dann auch Zeit für eine Pause und einen Snack. Na was wohl? Am Wasserwegesrand entdeckten wir einen Gurkenstand mit Steg zum anlegen und bekamen dort jeder eine Gurke ins Boot gereicht. Gestärkt ging es weiter durch diese Zauberhaften Bächlein, ab und zu unter einer Brücke hindurch und am dicht bewachsenen Ufer tummelten sich im Sonnenlicht zahllosen bunte Libellen und ein cremefarbenes Nutria. Wenn nicht gerade ein anderes Boot vorbei kam, war es auf dem Wasser völlig still, bis auf das Plätschern unserer Paddel. Bäume und Brombeerbüsche trennten uns weit vom Rest der Welt.
Zwischendurch änderten wir unsere Sitzplätze und ich stieg von der Mitte nach ganz vorn um, wo bisher frei war. Von nun an war es schwieriger das Kanu zu steuern und als unerfahrene Paddler fuhren wir mit Höchstgeschwindigkeit von einer Brombeerhecke in die andere, bis wir das Experiment beendeten und wieder den mittleren und hinteren Platz benutzen.
An einer Schleuse legten wir eine Picknickpause ein. Weil der Wasserstand zu niedrig war, sollten wir sie nicht benutzen, also mussten wir ohnehin aussteigen um das Boot darüber zu tragen.
Mitten in diesem angenehmen Spätsommer war wieder ein ziemlich ungemütlicher Tag angekündigt und wir entdeckten dafür eine seltsame Beschäftigung. Ein Bad mit Pinguinen. Im Spreewelten gibt es rund um das Außenbecken ein riesiges Schwimmbecken und eine größere Fläche mit Pinguinen und wärend wir so im Wasser palntschten, schwammen sie um uns herum und beobachteten uns. Außerdem standen sie in Grüppchen vor der Scheibe zum Innenbereich und betrachteten die Badegäste auf ihren Liegen. Wer hier genau die Attraktion ist, die Tiere oder wir, wurde uns nicht so ganz klar. Anfangs waren wir skeptisch ob es eine gute Idee ist, Pinguine in einem Schwimmbad zu halten, doch die Tiere haben eine wirklich große und schöne Anlage und waren auch nicht zu sehen, wenn sie nicht wollten.
Später lernten wir neben den Gurken noch eine weitere Spreewälder Spezialität kennen, Hefeplinse, so eine Art Pfannkuchen. Noch später versuchten wir uns an einem Gurkenradler.
Natürlich wollten wir uns auch eine Kahnfahrt nicht entgehen lassen. Die Angebote in den Touristenstädten, Lübben, Bad Lübbenau und Burg sprachen uns aber wenig an, weil sie eher an eine Bootsfahrt im Feizeitpark erinnerten. Wir wollten mehr von der zauberhaften Natur sehen. Völlig naiv fuhren wir nach Neu Zauche um dort am Hafen in ein Boot zu steigen, fanden den Hafen aber ziemlich einsam vor. Als wir uns noch umsahen kam ein ein Bauer mit seinem Pickup angefahren und fragte, was wir wollten. Man müsse sich da eigentlich anmelden und er hätte ja jetzt keine Uniform, wollte eigentlich Rasen mähen aber zwei drei Stunden hätte er schon noch Zeit, er müsse nur noch das Rudel holen. Und so kamen wir doch noch zu unserer privaten Kahntour. Neu Zauche liegt im Hochwald und zwischen den hohen Bäumen gibt es hier wirklich garkeine Wege, alles ist nur mit dem Boot zu erreichen. Nur Tiere waren im Wald zu hören, und das Plätschern aus winzigen Fließen, die die etwas breiteren kreuzten. Ab und zu begleiteten uns einige kleine Nuthrias.
Nur am Haus des Försters kamen wir vorbei. Und Sigi, der Kahnfährmann bestand darauf, dass wir auf der Wiese hinter dem Haus Birnen und Äpfel klauen sollten, die dort wuchsen um Wild für die Jäger anzulocken. Mit seinem Rudel schüttelte er die leckeren Birnen vom Baum.
Der Förster hatte auch eine traditionelle Fischkiste, eine Holzkiste im Fließ, in der lebende Fische gehalten werden, damit zu viel gefangene nicht verderben.
Teilweise war die Landschaft hier völlig verwuchert, eine Eiche wächst sogar quer über den Fluss und am Ufer schlingen sich die Wurzeln kreuz und quer um die hohen Erlen und Eichen zu halten. Überall wo Sonnenstrahlen durch das Blätterdach dringen, tummeln sich auch hier die Libellen. Und diese ganz Landschaft spiegelt sich im ruhigen Wasser, sodass man kaum weiß wo oben und unten ist.
Zurück im Hafen wollte uns Sigi noch seinen Bullen zeigen also fuhren wir ihm nach in seinen Garten wo immernoch das Gras gemäht werden wollte. Bei einem Radler sahen wir zu, wie er versuchte das riesige Tier zu einer kurzen Vorstellung zu bewegen. Der Bulle blieb jedoch unbeeindruckt auf der Weide liegen und ließ sich mit einem Schrubber zwischen den Hörnern kraulen.
Nach so viel Wasser hatten wir Lust auf Fisch und fanden ein Gasthaus tief in einem Kiefernwald. Hier gab es so ziemlich alles aus Fisch, z.B. Fischsoljanka, Fischbratwurst und eine traumhafte Fischplatte.