
Sognefjord und Jostedalsbreen – Gletscher, Wikinger, Apfelwein
Die Autobahn wurde abrupt an einem kleinen Hafen unterbrochen, wie so oft gehört auch um die Nordseite des Sognefjord zu erreichen eine Fährüberfahrt dazu, die Fähre ist Teil der Straße.
Im Norden ging es erstmal durch Industriegebiete aber bald fanden wir eine traumhafte, schmale und holprige Straße, die meist am Wasser und unter rauschenden Wasserfällen entlang führte. Immer wieder gab es winzige Inseln mit einzelnen Hütten im Fjord. 205 km ist der Sognefjord lang und an seinem Ufer wetteifern Berge und Wiesen um den schönsten Anblick. Bald erreichten wir die Gegend um Balestrand, die steilen Felswände weichen hier weiter zurück und ihre Wasserfälle bilden die Kulisse für herrliche grünen Obstwiesen und verzierte Holzgebäuden. Die Straße schlängelt sich an kleinen Buchten entlang und selbst der Supermarktparkplatz in Leikanger hat die beste Aussicht. Die Gegend ist für Apfel- und Birnenwein bekannt, den wir natürlich unbedingt probieren wollten. Im Supermarkt kostete uns eine 0,25l Flasche 70 Kronen, also über sieben Euro, zum Glück war beides lecker.
In Sogndal verließen wir den Fjord, und fuhren hoch in die Berge nach Jostedal. Der Jostedalsbreen ist der größte Gletscher auf dem europäischen Festland und kündigt sich schon kilometerweit mit einem strahlendblauen, reißenden Schmelzfluss an. An seinen Ufern sind die einsame Bauernhöfe mit Wasserfallkulisse und Wiesen, manchmal fast zu kitschig.
Auf den Gletscher gehts nur mit geführter Wanderung, aber erst morgen. Erstmal verbrachten wir die Nacht auf einem kleinen Platz in Jostedal, unter Schneebedeckten Gipfeln, zwischen Fluss und Pferdeweise. Auf dem Platz herrschte neugierige Stimmung, scheinbar alle hier bereiteten sich wohl auf eine spannende Wanderung am nächsten Morgen vor.
Auf halbem Wege hielten wir am Gletschercenter. Von hier aus staunten wir schon über die Gletscherzunge Nigardsbreen, die sich zwischen schroffen Felsen in leuchtendem blau den Berg hinunter schiebt. Ein unwirklicher Anblick.
Eine flache Sumpflandschaft trennte uns nun noch vom Gletschersee am unteren Ende der Zunge. Dort angekommen bekamen wir unsere Ausrüstung und mussten Mütze und Sonnenbrille vorzeigen. Dann schleppten wir Eispick und Spikes zum Boot und bestaunten das vom Eis geformte Tal.
Vor 100 Jahren reichte der Nigardsbreen noch bis zum Infocenter. Nun mussten wir noch eine Stunde über die Felsen wandern, bis das Eis beginnt. Die Aussichten entschädigen für den anstrengenden Aufstieg.
Dann wurde es ernst, die Spikes wurden angelegt, Klettergurte verteilt und wir wurden in Zehnergruppen aneinandergebunden. Ein paar kurze Instruktionen zum Laufen mit den Spikes, ganzen Fuß ins Eis stapfen, nie seitlich auftreten usw. und zum Umgang mit dem Eispick und los gings. An besonders steilen Stellen bekamen wir ab und zu Stufen ins Eis geschlagen. Die Oberfläche war nass und überall gab es faszinierende kleine Spalten und Wasserfälle im Eis die scheinbar ins Nichts führten. Nach oben scheint der Gletscher endlos. Wir wanderten bis zum ersten Plateau und wurden dort für eine Mittagspause losgebunden. Der Anblick der Eismassen ist von hier aus überwältigend. Mächtig schieben sie sich, wie Wellen im Meer, durch das Tal über uns. Und auch der Blick nach unten auf den See und die Berge ist beeindruckend.
Der Rückweg war etwas schwieriger, weil es recht steil und recht rutschig nach unten ging. Der Eispick machte es etwas einfacher. Erschöpft und beeindruckt sonnten wir uns noch etwas am See bis uns das nächste Boot uns zurück zum Parkplatz brachte.
Wir wollten noch den nächsten Tag am Sognefjord verbringen und fanden einen Campingplatz in Kaupanger. Hinter der Rezeption verbergen sich einzelne herrliche Plätze direkt am Fjord, von den meisten übersehen. So standen wir allein in herrlichster Landschaft. Neben uns gab es eine kleine Hütte mit bepflanztem Dach und eine kleine bunte Blumenwiese trennte uns vom Wasser. Wir konnten uns an der Aussicht kaum satt sehen, ließen den Kofferraum auf und genossen sie eingekuschelt bis spät in die Nacht.
Am Morgen unternahmen wir eine private Bootsfahrt auf dem Fjord. Eigentlich war das Boot für hundert Personen gedacht, aber eine Baustelle versperrte den Hafen und es gab auch keinen Ticketschalter, sodass man schon ziemlich hartnäckig suchen musste. Vom Boot waren die Wiesen, Felder und Dörfer unter den hohen Wasserfällen noch etwas kitschiger als von Land.
Mitten im Fjord befanden wir uns am Schauplatz einer der bedeutendsten Wikingerschlachten, 1184 beim Fimreite. König Magnus versuchte seinen Thron gegen Sverre, der als Sieger aus der Schlacht hervor ging zu verteidigen. Über 30 Schiffe nahmen an dieser engen Stelle am Kampf teil. Eigentlich kann es nur mehr ein Schieben, Drängeln und Rangieren gewesen sein, als eine Schlacht. Unglücklicherweise konnten Wikinger nicht schwimmen, und so ertranken die meisten, einschließlich König Magnus.
Eine andere interessante Geschichte war die des U-Boots, das hier in den 70ern gesichtet wurde. Die Suche war so spektakulär, dass sämtliche Hotels der Gegend im Winter ausgebucht waren. Gefunden hat man es nicht, nur ein altes Buswrack kam zum Vorschein, dass wohl jemand im Winter auf dem Eis entsorgt hatte.