Sarajevo – in den Bergen

Sarajevo – in den Bergen

Von Sarajevo aus machten wir einen Ausflug ins Bjelasnica Gebirge, eine richtige Wanderung ist hier leider zu gefährlich. Teilweise gibt es für das Gebiet keine richtigen Minenkarten, außerdem haben die Überschwemmungen im Sommer ihr übriges dazu beigetragen, dass nun niemand mehr weiß wo Minen liegen.

Erstmal deckten wir uns aber in einem großen Supermarkt außerhalb des Stadtzentrums mit Frühstück ein. Hier kommen scheinbar nicht viele Ausländer vorbei, denn jeder dritte sprach uns an und fragte wo wir her kämen, der ein oder andere sprach auch etwas Deutsch und freute sich es zu verwenden. 

Zurück zum Gebirge. Wir fuhren zuerst über eine steile Straße auf den Igman, den Hausberg von Sarajevo. Am Straßenrand freute sich ein alter Mann über zwei Ziegen, die wild an der Böschung umher hüpften. 

Die Ausblicke werden oben immer spektakulärer und neben der  Straße fällt der Fels steil ab. Immer wieder begegneten uns Ziegen und Hunde auf dem Weg nach oben.

Bald kamen wir zur verfallenen Skisprungschanze von den Olympischen Spielen 1984, obwohl schon 30 Jahre her sind die Leute hier noch immer stolz auf dieses Ereignis.

An einer Abzweigung sahen wir ein Schild, das scheinbar eine Höhle auswies und waren neugierig. Wir folgten dem Weg, der bald zum Schotterpfad wurde und kamen zu einem Platz von dem mehrere Wegweiser Wanderwege ausschildern. Wir hofften, dass diese Mienenfrei sind und zogen los. Ein Stück ging es durch den Idyllischen Wald, dann zu einem künstlich angelegten See mit Grillplatz. Von dort entdeckten wir auf dem nächsten Hügel etwas das aussah wie eine Burg und wollten uns das genauer ansehen. Oben fanden wir einen Aussichtsturm und zwei Schützenbunker, die aus den umliegenden Steinen gebaut waren. Vom Turm hatten wir einen tollen Ausblick.

Unser nächstes Ziel war Umoljani, ein abgelegenes Dorf. Auf dem Weg dorthin wurde die Straße erst sehr schmal und dann zu einem Feldweg, der bald auch nicht mehr als solcher erkennbar war. Wir fanden uns auf einer idyllischen, von Tannen gesäumten Wiese zwischen Kühen und Ziegen neben einem wilden Bach. Das Auto schien hier völlig fehl am Platz. Am Hang entdeckten wir noch etwas, das aussah wie ein Trampelpfad. Wir beschlossen umzudrehen und einen anderen Weg zu suchen, als uns von diesem Trampelpfad ein schwer beladener LKW entgegen kam. Vielleicht sind wir bloß nicht gut im Auto fahren.

Zurück auf der richtigen Straße, die kaum breiten war als das Auto. Wir schlängelten uns über Serpentinen den Berg hinauf, bis wir schließlich das Dorf erreichten. Hier lag es nicht mehr an uns welchen Weg wir nahmen, denn auf der einzigen Kreuzung schlief ein riesiger Hund und ließ nur eine Möglichkeit offen.

An einer Holzhütte, hinter der man scheinbar eine schöne Aussicht hatte gab es einen Parkplatz. Davor saß eine Wasserpfeife rauchende Gruppe und wir überlegten, ob das vielleicht ein Restaurant sei. Wir fragten, ob wir was essen könnten und wurden reingebeten. Auf dem Tisch waren Kräuter zum trocknen ausgebreitet, sonst gab es noch eine rustikale Küche. Wir bestellten Pite, etwas ähnliches wie Börek, gefüllt mit Fleisch und Käse und in einer Tortenform aufgerollt. Natürlich wie alles mit einem großen Stück geschmolzener Butter garniert. 

Hinter dem Haus gab es eine Bank, von der wir noch eine Weile die Aussicht genossen. Die anderen Gäste schienen nicht so genau zu wissen wo sie sind, denn sie ließen sich immer wieder den Namen des Dorfes sagen und sprachen ihn nach.

Von hier kamen wir mit dem Auto wirklich nicht mehr weiter, die Straße war mehr ein Graben aus groben Steinen. Also zu Fuß weiter. So konnten wir die Landschaft auch viel besser genießen. Erstmal ging es weit den Berg hinauf, dann durch eine zerklüftete, wirklich  unübersichtliche Landschaft mit saftigen grünen Wiesen zwischen schroffen Bergen. Ab und zu hörten wir eine Kuhglocke, die zugehörige Kuh zu entdecken, war in diesem Gelände gar nicht so einfach.

Nach einer halben Stunde kamen wir in einem Dorf aus winzigen Blechhütten an. Einige waren verlassen, aber in anderen wurde gekocht oder geheizt, denn es stieg Rauch aus den Schornsteinen auf.

Bergdörfer mit rauchenden Schornsteinen sind in diesem Land ein allgegenwärtiges Bild, das sieht immer total gemütlich aus.

Auf der Karte gibt es hier kein Dorf, vielleicht gehören die Häuser auch zu Umoljani. Hinter den Häusern geht die Landschaft felsig weiter, Berge und Täler wechseln sich ab und die spektakulären Ausblicke wurden durch das Wetter noch spektakulärer, immer wenn die Sonne durch die dicken Regenwolken brach und einzelne Berge ins Licht rückte. Ab und zu gab es auch hier ein klingelnde Kuhherde und ein Schäfer, der mit seiner Herde oben auf einem Berg unterwegs war unterhielt sich lautstark mit einem anderen Schäfer im Tal. 

Am Wegrand wuchsen riesige Disteln und dichte Büsche und der Weg wurde immer einsamer. Nach einer Stunde entdeckten wir die erste von den Überschwemmungen auf den Weg gespülten Minenreste. Hier kehrten wir um.             

Wir erreichten die Stadt wieder im Dunklen, mit diesem tollen Ausblick von oben. Gestern Abend hatte wir versucht im Restaurant Karuzo zu essen, ohne Reservierung aussichtslos. Also reservierten wir gleich für morgen Abend. Der winzige Laden wird von einer Person geschmissen, Sasha, und von seinem Kanarienvogel, der im Flur neben der Küche wohnt. Sasha kocht, bedient, berät und lobt jeden Gast für seine Essenswahl. Allerdings kann man dabei hier auch keinen Fehler machen. Alle Gerichte sind vegetarisch und lecker. Wir bestellten uns noch eine Flasche Weißwein dazu. Hier zu essen war fast eine abendfüllende Beschäftigung, denn Sasha nimmt sich auch Zeit für ein Pläuschchen mit jedem Gast. So erfuhren wir, dass er eine Zeit im Odenwald gelebt hatte. Das Restaurant ist winzig, hat nur vier wirklich kleine Tische und sieht aus wie ein umgedrehtes Schiffsskelett, mit Fischernetzen dekoriert.     

Die Kommentare sind geschlossen.