
Rotterdam – Street Art und Foodcourt-Hopping
Rotterdam hat den größten Seehafen Europas, auf 40 Kilometern reihen sich Kräne und Frachtschiffe aneinander. Bis zu 24 Meter Tiefgang können sie haben. Mittendrin ein paar grüne Flächen und kleine Vogelschutzgebiete. Unten drunter, unter Wasser riesige Lagerhallen, vor allem für frische Dinge, die es kühl mögen. Als größter Umschlagplatz von Erdöl, gibt es Raffinerien und Pipelines ins Ausland. Das alles erfuhren wir bei einer Rundfahrt.
Aber auch von Land aus prägt der Hafen das Stadtbild lange Hebebrücken gilt es zu überqueren, wie die Erasmusbrücke. Oder man wählt den Weg durch den einen Kilometer langen Maastunnel. Alte Holzrolltreppen führen hinunter in die weiß geflieste Röhre und am Sonntag Nachmittag war wenig genug los, dass der Tunnel eine gute Atmosphäre für einen Horrorfilm lieferte. Durch die leichte Biegung waren wir manchmal minutenlang ganz allein. Ein Stockwerk höher liegt der Radweg, eins darunter der Tunnel für Autos.
Man kann Rotterdam eigentlich nicht so richtig als schön bezeichnen, es gibt keine alte Bausubstanz, dafür aber wahnsinnig viele interessante Gebäude. Die Architektur der Stadt ist überwältigend. Direkt am Hafen gibt es ein Gebäude, das wie unordentlich gestapelte Bauklötze aussieht. Beim Bahnhof glaubt man, er führe gerade selbst davon. In vielen Vierteln kamen wir aus dem Staunen nicht heraus.
Dann entdeckten wir die Kubus-Häuser. Eine kleine Wohnanlage aus witzigen würfelförmigen Häuschen und einem zwergenartigen Turm. Über eine verwinkelte Treppe erreichten wir die Innenhöfe und bestaunten die gelben Würfel. Es gibt ein paar Kioske und ein Schachfiguren Museum. Wie es sich hier wohl wohnt? Oh, ein Haus darf besichtigt werden, das wollten wir uns ansehen. Drin war es etwas größer, als von außen erwartet. Unten in der Spitze des Würfels ist natürlich nur Stauraum. Die Möbel in den oberen Stockwerken sind fest eingebaut und passen gerade so. Die Aussicht ist natürlich toll, da die Fenster nach unten auf den Markt oder den kleinen Yachthafen daneben gerichtet sind. Ein oder zwei der kleinen Häuschen standen auch zum Verkauf.
Nebenan gibt es ein weiteres architektonisches Highlight, die Zentralbibliothek. Brutalismus hat ja etwas seltsam Faszinierendes. Eigentlich furchtbar hässlich und doch muss man so ein Gebäude einfach ansehen, gut dass es nur wenige in diesem Stil gibt. Vor allem von innen fanden wir die Bibliothek sehenswert, mit vielen Lampen, Kissen und moosbewachsenen Wänden wir der brutalen Außenansicht entgegengewirkt.
Von der Bibliothek aus landeten wir direkt in der gegenüberliegenden Markthal. Das Gebäude sieht aus wie ein riesiger kurzer Tunnel mit Glasscheiben an Ein- und Ausgang. In der Außenwand sind Restaurants und darüber Wohnungen, drin Essensstände, vor allem mit Süßigkeiten, Snacks und Gebäck. Die Decke besteht aus riesigen bunten Bildern. Später kamen wir zum Essen wieder.
Das war aber nicht der einzige Street Food Markt, den wir entdeckten. Eine ganz andere Athmosphäre hatte die Fenix Food Fabrik, mitten im Hafen, mit mehreren Stockwerken, Bücherregalen und wild durcheinander gewürfelten Sitzgruppen. Irgendwie war aber nicht das richtige Essen für uns dabei, weil es noch früh war und nur die Pizzastände geöffnet hatten. Deshalb entschieden wir uns nebenan für Bitterballen, eigentlich ein Snack zum Bier, na gut, dann muss eben auch Bier dazu. Die Karte konnte sich der kleine Laden sparen, die Bestellungen aller Gäste waren offensichtlich identisch.
Der dritte Foodcourt in einer alten Lagerhalle war der gemütlichste. Ein Stand zu jeder Küche der Welt, naja vielleicht zu jeder zweiten oder dritten und wir landeten hier, weil wir eine Indonesische Reisplatte essen wollten, das heimliche niederländische Nationalgericht. Auf einem Tablett wurden uns zahllose winzige Schälchen serviert, mit verschiedenem Fleisch, Pilzen, Nudeln, Kuchen und und und.
Neben den vielen interessanten Gebäuden scheint Rotterdam auch eine Street Art Hochburg zu sein. Die meisten Bilder entdeckten wir in China Town und auf öffentlichen Plätzen fanden wir oft 3D Kunstwerke auf dem Boden. Zentrum der Künstler ist aber Witte de Withstraat, hier gibt es neben kleinen Lädchen mit allerlei einzigartigem Krimskrams auch jede Menge Galerien.
Wir besuchten die wunderbaren Ausstellungen im Kunstinstitut Melly. Klein aber ziemlich beeindruckend.
Bei all den vielen Eindrücken der Stadt fanden wir eine Pause in einem idyllischen Park am Europaturm, beobachteten später wie sich Leute vom Turm abseilen und fanden auf dem Rückweg einen schwimmenden Asialaden.