
Peking – Die große Mauer
Natürlich gehört zu einer Reise nach China auch ein Ausflug zur chinesischen Mauer, von Peking sind es ca. 80 km nach Mutianyu, wo es ein restauriertes für Touristen aufbereitetes Mauerstück gibt.
Wir fuhren mit der Seilbahn nach oben und bestaunten wie sich das Bauwerk in der Ferne durch die Landschaft windet, soweit es der Smog zuließ. Die Mauer schlängelt sich kreuz und quer durchs Gelände, auf den Bergrücken entlang. Alle paar hundert Meter gibt es ein kleines Häuschen, das Schutz vor Sonne und Regen bietet. Auf diesem Stück gibt es aber auch zahlreiche Souvenirstände. Getränke werden von Eseln nach oben getragen. Wir liefen ein Stück auf der Mauer entlang und waren von diesem Bauwerk immer faszinierter, die Mauer fügt sich völlig ins Gelände ein. Mal kippt sie nach links oder rechts weg oder man muss einen steilen Abhang hinunter oder eine steile Treppe hinauf.
Wieder hinunter geht es mit der Sommerrodelbahn, leicht rostig und wenig vertrauenswürdig und dennoch mit viel Spaß.
Nun interessierte uns, wie die Mauer an weniger touristischen Orten aussieht. Glücklicherweise hatten wir von Freunden einen interessanten Teil empfohlen bekommen. Herr Li fuhr uns nach Huanghuacheng, setzte uns an einem Bauernhof ab und erklärte uns mit Händen und Füßen, dass wir hier noch Getränke kaufen sollten. Diese Erklärung war noch einfach, anschließend gab er uns eine Karte und zeigte uns darauf einen Weg und wiederholte immer wieder den Satz „no Money, no Money“ wir verstanden nicht und vergaßen schnell.
Über einen fragwürdigen Staudamm und durch einen kleinen verfallenen Garten gelangten wir an eine rostige Leiter, die in eines der Schutzhäuschen auf der Mauer führte. Diese hatten hier kein Dach mehr und waren mehr Ruinen. Am Anfang gab es noch zwei Leute die Fotos machten, nach ein paar Metern waren wir allein. Auf der Karte sah es aus, als würden wir nach wenigen Kilometern wieder von der Mauer runter und auf einem Rundweg zurück zum Restaurant kommen. Erstmal ging es bergauf, viel steiler als in Mutianyu aber auch viel beeindruckender. Ohne die Souvenirstände und Touristenmassen hatte dieses gleichzeitig massig und filigrane Bauwerk eine noch viel eindringlichere Wirkung. Ich hätte einfach Stundenlang an einem Fleck stehe und die unwirkliche Atmosphäre des Ortes bestaunen können.
Es war heiß uns sonnig und wir waren ziemlich froh, dass wir uns noch alberne Hüte und vor allem die Getränke gekauft hatten. Nur ungern wollten wir die rostige Leiter wieder hinunter klettern und auch die Faszination der Mauer hielt uns auf dem Rundweg. Es ging erstmal lang und steil bergauf aber in der Ferne war das Ziel in Sicht und scheinbar ging es danach wieder runter. So machten wir uns furchtlos an den Aufstieg. Nach mehr als einer Stunde erreichten wir den höchsten Punkt der Gegend, erschöpft aber noch immer fasziniert. Hier hätten wir die Möglichkeit gehabt die Mauer in einer scharfen Kurve zu verlassen und dazwischen durch einen Olivenhain wieder nach unten zu gehen. Aber wir wollten nicht.
Oben war nur noch der Mittelteil der Mauer erhalten, es gab keine Begrenzung mehr und die Treppenstufen fehlten teilweise oder waren zu einer Rampe abgetreten. Das würde sicher weiter unten wieder besser, dachten wir. Hauptsache noch auf der Mauer bleiben.
Über die nur noch teilweise vorhandenen Stufen ging es weit, steil bergab und wir kletterten Stück für Stück hinunter, bis uns das Gefühl beschlich, dass wir uns für den falschen Weg entscheiden hatten, denn der wurde immer schlechter. Unsere Getränke waren leer unsere Knie zitterten, die Sonne brannte und niemals würden wir den steilen Weg zurück nach oben schaffen, bis zur letzten Möglichkeit die Mauer zu verlassen. Da entdeckten wir, dass vor uns ein Stück der Mauer, die an dieser Stelle ca. 5 Meter hoch war, einfach fehlte. Tapfer nährten wir uns dem Rand um zu schauen, ob es irgendeine Möglichkeit gäbe hier hinunter zu klettern und fanden glücklicherweise den verfallenen Aufgang eines Schutzhäuschens, das wohl an der freien Stelle gestanden hatte. Von dort kamen wir in den Olivenhain, der uns endlich auch etwas Schatten spendete. Weiter ging es über einen Friedhof, von wo wir schon Hundegebell hörten und ein Haus weiter unten am Weg sahen.
Der Weg führte am Haus vorbei, rechts und links davon waren mehrere Hunde angekettet. Als wir das Haus erreicht hatten kam ein Mann in Tarnkleidung heraus und malte eine 20 auf den Weg. Wir verstanden nicht und sahen ihn fragend an. Er schloss ein Tor zum Weg und malte wieder eine 20. Aha, er wollte also Geld, damit wir den Weg benutzen dürften. Wir hatten bereits 5 Yuan bezahlt als wir den Staudamm überquerten, aber 20? Wir taten weiter verständnislos, hatten aber leider noch immer die Anweisungen von Herrn Li vergessen „no Money“. Er drohte uns schließlich die Hunde loszulassen, also bezahlen wir. Dann wurde er freundlicher und fragte uns mit Gesten, ob wir bei ihm übernachten wollten oder essen, oder ob er uns irgendwo hin fahren sollte. Nein Danke! Dabei hatten wir wirklich Hunger und wären auch gern den Rest der Strecke gefahren worden.
Herr Li schien sichtlich erleichtert, als wir wieder beim Bauernhof ankamen. Weil wir oben nicht die Mauer verlassen hatten, waren wir viel länger als üblich unterwegs. Dennoch waren alle Anstrengungen dieses Erlebnis wert.
Außerdem durfte bei einem Besuch in Peking natürlich die Pekingente nicht fehlen. Zu viert bekamen wir eine zerteilte Ente mit Kopf, damit es auch sicher eine ganze war, einen Topf mit kleinen Pfannkuchen, in die die Ente dann gewickelt wurde und mehrere Beilagen, wie z.B. Froschsuppe.