
Panama City – Sombreros und Nasenbären
Die Skyline, das war Liebe auf den ersten Blick, wie schön, dass wir auch im Hotel eine große Portion davon bekamen. Etwas weiter am Berg gelegen, mit verglasten Außenwänden bestaunten wir die Lichter jeden Abend zum Einschlafen.
Im Auto aus Kuna Yala saßen auch Leute aus Panama City, die uns die Bar mit der besten Aussicht in Casco Viejo empfahlen, Sama. Die Bar selbst ist zwar eine der langweiligen Stadtbars, die überall auf der Welt gleich aussehen, schlechte zu laute Musik, schlechte, zu helle Beleuchtung, lieblose Kunstledermöbel und eine künstliche Schlange um Kunden anzulocken. Aber sie liegt auf dem Dach eines der alten Häuser am Rande der Altstadt, auch von innen wunderschön und mit dem gläsernen Aufzug ging es, durch die alten bunt verzierten Flure mit hölzernen Galerien, nach oben wo es eine wunderschöne Aussicht auf die Skyline in ihrer vollen Länge und Schönheit und auf die Altstadt auf der anderen Seite gibt. Für die Aussicht bleiben wir sogar für einen zweiten Cocktail.
Dann waren wir neugierig auf die Altstadt von unten. Direkt am Meer liegen die schmalen Gassen mit den bunten, frisch restaurierten Häusern und blumenbewachsenen Balkonen. An einem kleinen Platz mit riesigen alten Bäumen, die wohl schon hier standen, als die Stadt gebaut wurde, fanden wir eine Bar mit Livemusik und Tischen im Freien. Viel Platz zum draußen sitzen gibt es in diesem Viertel mit den schmalen Bürgersteigen garnicht. Obwohl es schon lange dunkel war, war die schwüle Hitze noch immer unerträglich und wir brauchten schon eine Pause von unserem kurzen Spaziergang.
Am nächsten Morgen besuchten wir Casco Viejo bei Licht und früh, bevor die Hitze wieder unerträglich wurde, Jetlag sei Dank. Noch bunter waren die Häuser im Morgenlicht, mit den dicken, duftenden Blüten, die von den Balkonen ranken. Auf den kleinen Plätzen wurden Märkte aufgebaut und die Dächer der vielen weißen Kirchen glänzten im Sonnenlicht. Kein Haus gleicht hier dem anderen und zwischendrin gibt es alte, spanische Ruinen. Auf dem äußeren Zipfel gibt es eine breite Promenade am Meer.
Bald sind Wahlen und wegen einer politischen Veranstaltung war viel Polizei unterwegs, manche schwer bewaffnet, andere, naja, irgendwie niedlich. Klar, es ist warm hier, aber kurze Hosen, auf klapprigen Fahrrädern? Und einer hatte sogar ein Blumenkörbchen am Lenker, das er wohl verdächtig fand und mitgenommen hatte.
Im Erdgeschoss der bunten Häuser befinden sich Cafes, Restaurants und viele viele Souvenirläden. Die Souvenirs sind hier allerdings ansprechend, hauptsächlich Kunsthandwerk von verschiedenen indigenen Völkern, Molas von den Kuna, Tabletts von den Ngöbe Bugle, Tiermasken von den Embera, das meiste davon tatsächlich handgefertigte Einzelstücke. Außerdem gibt es viel Kaffee und Schokolade. Und natürlich Hutgeschäfte, wer würde dieses Land denn ohne Panamahut verlassen. Die kommen gar nicht aus Panama, sondern werden in Kolumbien gefertigt, schon immer, und bekamen ihren Namen nur, weil sie beim Kanalbau so beliebt waren. In den Läden kann man sehen, wie sie aus dem Palmstroh geflochten werden, je nach Preis aus dickeren oder dünneren Fäden, ganz schön aufwändig.
Das Original ist ein einfacher Hut mit breiterer Krempe und ohne Band, mit eingeflochtenem, stilisierten Berge und Fluss Muster, rollbar. Das Rollen funktioniert aber vermutlich nur hier bei dieser Luftfeuchtigkeit aus der Hölle.
Als es wärmer wurde, zogen zum Glück wieder dicke Wolken auf und bewahrten uns vor der Sonne. Dennoch war es bald zu heiß und wir retteten uns ins Kanalmuseum, das leider mehr chaotisch als informativ war. Im Besucherzentrum der Miraflores Schleuse wurden wir später schlauer. Dennoch, das ein oder andere interessante Ausstellungsstück gab es auch hier und wir erfuhren, dass die Leute beim Bau aus allen Ecken der Welt kamen. Das erklärt, warum es keine stereotypen Einwohner in diesem Land gibt, nur die halbwegs traditionell lebenden Indigenen kann man irgendwie Panama zuordnen, dabei hilft aber auch die traditionelle Kleidung der Frauen. Alle anderen Einheimischen sehen grundverschieden aus, alle Mischungen aus käsebleichen europäischen-, afrokaribischen- oder asiatischen Wurzeln oder allen drei sind vertreten. Das Schöne daran, egal woher man kommt, wenn man sich Mühe gibt, fällt man nicht gleich als Tourist auf.
Wann bläst denn jemand die Tröte? Oh, schade, wir müssen uns jetzt wieder selbst Essen besorgen, wenn wir hungrig sind. Café Coca Cola sollte es sein, das älteste Restaurant des Landes und das weltweit einzige, das diesen Namen aus Jahrhunderte altem Gewohnheitsrecht tragen darf. Rustikal trifft es am besten, aber wird dem Laden nicht gerecht. Möbel, Holzwände und Deko inklusive Patina sind noch von der Eröffnung und von den meisten Gästen waren wohl auch schon die Urgroßeltern hier, außerdem angeblich Che Guevara, Pablo Neruda und zahlreiche andere Persönlichkeiten. Am sehenswertesten sind die Fenster, früher standen hier vielleicht mal Blumenkästen, heute wachsen Bäume und Sträucher einfach so aus den Fensterbrettern und Wänden.
Nun zum Essen, wir hatten Meeresfrüchte mit Kreolischer Sauce und gebratenen Reis in unübertroffener Leckerheit, frisch gepressten Melonensaft, natürlich Coca Cola aus Glasflaschen und leckeren, meistens ausverkauften Cheesecake. Ja, wir waren öfter hier und stellten jedes mal beim Blick auf die Rechnung fest, wie sehr Restaurantpreise in diesem Land variieren. Es gibt sehr gutes Essen in einfachen Restaurants zu sehr günstigen Preisen oder durchschnittliches Essen in schicken Vierteln oder Touristenläden zu hohen Preisen. Die Kombination gut und teuer oder schlecht und billig ist eher selten.
Siesta Zeit, und währenddessen wusch unsere Wäsche im Waschsalon nebenan. Als wir sie abholen wollten, hatte sich unsere schönen Dschungelstraße, mit Palmen und Lianen in eine Art Mangrovensumpf verwandeln. Es ist Regenzeit, aber für das Ausmaß dieses Spektakels ist el Niño verantwortlich, wie wir später erfuhren, und im Fall unserer Straße außerdem ein kleiner Ast, der sich am Rad eines Taxis verfangen hat. Kein Ende in Sicht, was wird nun aus unserer Wäsche? Badehose und Regenjacke an und furchtlos nach draußen und wieder mal sahen wir aus, als wären wir zum Nachbarhaus geschwommen.
Was soll man nun aus so einem verregneten Nachmittag machen? Rausfinden, wie ein Piña Colada wirklich schmecken sollte. In der Hotelbar war Happy Hour und Piña Colada ist hier eine gefrorene geschredderte Ananas, Rum und ein Schuss Kokosmilch. Wie schön, dass es hier öfter verregnete Nachmittage gibt.
Sonntag ist der perfekte Tag für einen Spaziergang im Park und davon hat Panama City viele, die Stadt liegt schließlich mitten im Dschungel. Wir entschieden uns für den Metropolitan Park, das ist der größte. Als Ausländer mussten wir Eintritt zahlen, bekamen dafür aber alle Wege erklärt. Wir wählten den Rundweg mit Aussichtspunkt. Langsam schlängelte sich der Pfad von der Straße weg den Berg hinauf durch eine abwechslungsreiche Landschaft, tiefer Dschungel, Palmenwald und weite Lichtungen. Bald begegneten uns die ersten Tiere. Als erstes, ganz unspektakulär, ein kleines Reh, dicht am Weg. Weiter oben entdeckten wir ein Faultier hoch im Baum. Wir hatten ein Fernglas dabei und konnten es damit eine Weile beobachten. Langsam kratzte es sich am Arm und hielt sich dann mit einem Fuß am Ast, während es sich lang nach einem Blatt am anderen Baum streckte, so langsam, aber so viel Kraft.
In einem schattigen Palmenwäldchen schreckten uns Brüllaffen auf, zu sehen waren sie nicht, aber ihr lautes Gebrüll im dichten Dschungel ist schon etwas gruselig. Etwas weiter kreuzte eine Ameisenstraße, auf der riesige Blattstücke transportiert wurden, und bildete einen grünen Streifen über den gesamten Weg. Weiter oben war der Dschungel bunt von dicken Blüten. Dann erreichten wir eine größere Plattform, unterhalb des eigentlichen Aussichtspunktes und von hier gab es schon einen tollen Ausblick auf die Stadt. Hier mischten auch die Brüllaffen wieder mit.
Plötzlich tauchte in der Nähe des Mülleimers etwas seltsames und niedliches auf, ein Nasenbär, der sich mit lauten Schnüffelgeräuschen bemerkbar machte und etwas genervt wirkte, dass ihn so viele Leute bei der Inspektion des Mülleimers beobachteten. Wie eine Antenne hielt er seinen langen Schwanz in die Höhe, als er grummelig im Gebüsch verschwand.
Oben beim Aussichtspunkt gab es noch mehr von ihnen, in der Hoffnung auf einen leckeren Snack lenkten sie uns immer wieder von der traumhaften Aussicht auf die Skyline und die Kanaleinfahrt ab. Achtung, lautes Schnüffelgeräusch von hinten!
Beim Abstieg entdeckten wir Kapuzineraffen in den Bäumen, kunstvoll geflochtene Lianen und viele bunte Vögel.
In der Nähe des Parkeingangs kamen wir an einer Bonsaigärtnerei vorbei, mit beeindruckend alten Bäumchen. Schließlich erreichten wir die Wiese vor dem Wald, wo ein kleiner Markt mit Kunsthandwerk und Essen aufgebaut war, nach der langen Wanderung hatten wir uns Yuca und Pommes verdient.