Panama City – Faultiere und Präsidenten

Panama City – Faultiere und Präsidenten

Die letzten Urlaubstage in Panama City verbrachten wir zu ungewöhnlich großen Teilen im Hotel. Warum? Ein Bier zum Abendessen ging nur noch dort. Wegen den anstehenden Wahlen am Sonntag herrschte Alkoholverbot im ganzen Land. Nur Hotels durften noch an Ausländer ausschenken, die sie selber beherbergen. Bei 14 Kandidaten und einfachem Mehrheitsentscheid sicher keine schlechte Idee. So genau nahm man das hier allerdings nicht. Im Foyer, am Pool und auf der Terrasse war die Hölle los und die ein oder anderen Einheimischen hatten sich scheinbar übers Wochenende eingemietet, um Geburtstag zu feiern.

Der Sonnenuntergang oben am Pool war aber sowieso der vielleicht beste der Stadt, dann verschwinden die dschungelüberwucherten Berge ringsum langsam im Nebel und alles taucht in rotgoldenes Licht, wenn die Hochhäuser der Stadt die untergehende Sonne reflektieren. Wenn es dämmert sieht man die Beleuchtung von Hafen und Kanal in der Ferne. Dazu ein Pina Colada, so lässt sich der Urlaub gut ausklingen.

Dennoch, am Morgen gingen wir wieder nach draußen. Es gab noch immer so viele interessante Ecken, die wir uns nicht entgehen lassen wollten. Wir fuhren nach Panama Viejo, älter als Casco Viejo und die erste spanische Siedlung an der Pazifikküste. Leider war die Stadt leicht angreifbar und wurde von Captain Henry Morgan geplündert und niedergebrannt. So fanden wir nur noch Ruinen vor. Ein offenes Bähnchen fuhr uns vom Eingang zum Besucherzentrum. Am Morgen gehörte das Gelände den Leguanen, überall krochen sie durchs Gras zu den alten Mauern, um die ersten Sonnenstrahlen einzufangen. 

Im Besucherzentrum gab es eine interessante Ausstellung über die indigenen Völker, die vor der Besiedlung durch die Spanier hier lebten. Unter anderem komplexe Bestattungsrituale zeigten, dass man hier wahrscheinlich weiter entwickelt war als in Europa, nur leider nicht in der Kriegsführung. Wie interessant wäre wohl Amerika, hätten Europäer nicht die meisten Kulturen hier ausgelöscht.    

Panama Viejo muss für damalige Verhältnisse riesig gewesen sein, allein einen Kilometer ist das Besucherzentrum vom Eingang entfernt und es gab mehrere Kirchen und Klöster. Nach dem Museum streiften wir kreuz und quer zwischen den Ruinen umher, gelenkt davon, wo es Schatten gab, und entdeckten immer mal wieder ein Gebäude, von dem noch etwas mehr erhalten war. 

Ein Kloster hatte sogar noch ein oberes Stockwerk, von wo wir Aras und die fetten Geier beobachten konnten. Die großen Leguana verkrochen sich, wenn wir ihnen zu nah kamen. Aber in den riesigen alten Bäumen hockten extrem fette Eichhörnchen. Eines hatte eine Mango dabei, die man im Größenverhältnis für eine Nuss hätte halten können.  

Eine weitere Sehenswürdigkeit sind die Bäume, vermutlich haben sie nach der Zerstörung der Stadt als kleine Pflänzchen auf einer Mauer angefangen und diese Mauer nach und nach zerstört, jetzt stehen sie auf bis zu zwei Meter hohen Vorhängen aus Wurzeln, ohne dass darunter ein Stamm zu erkennen wäre.  

Immer wieder waren wir am trubeligen Fischmarkt vorbei gefahren, diesmal hielten wir an. Von der Straße aus sieht man den Hafen, wo im Minutentakt Fischerboote anlegen und ihren Fang ausliefern. Aller Fisch der Stadt wird hier gehandelt. Daneben gibt es eine Restaurantmeile, leider mit ausnahmslos extrem aufdringlichen Betreibern. Wir gingen deshalb lieber nach drin. Im Erdgeschoss wird der frische Fang an Ständen gewogen, eingetütet und verkauft. 

Auf der Galerie im ersten Stock leben ein paar Fischreiher im Paradies. Vor den weißen Wänden erst im letzten Moment zu sehen, halten sie den Markt vermutlich für einen völlig überfüllten See. Haben sie Lust auf einen Snack, tauchen sie einfach ab zu den Ständen. Dann ist kurz wildes Geschrei und Durcheinander zu hören und schon sitzt ein zufrieden schluckender Reiher wieder auf dem Geländer. 

Wir beobachteten das Spektakel vom Restaurant aus und ließen uns eine traditionelle Fischsuppe mit Reis schmecken. 

Wir brauchten noch Souvenirs und hatten so viele interessante Dinge in Casco Viejo entdeckt, den kurzen Weg gingen wir ausnahmsweise zu Fuß. In dem tiefer gelegenen Viertel dazwischen mussten wir aufpassen, nicht in die breiten, tiefen Regengräben zu fallen, doch ohne die stünde hier wahrscheinlich täglich alles unter Wasser.

So traumhaft Panama auch ist, mit Museen konnte das Land bisher nicht punkten. Also entschieden wir uns für einen weiteren Abstecher ins Grüne und einen letzten Blick auf den Kanal. Ancon Hill sollte es sein. Mit dem Taxi kamen wir an zahlreichen Wahlveranstaltungen vorbei, heute war es so weit, schon beim Frühstück hatten alle wie gebannt auf die Fernseher gestarrt. Wir hofften weiter auf einen ruhigen Tagesverlauf. 

Ancon Hill entpuppte sich als Highlight, überall in diesem Land haben wir so viele Tiere gesehen wie sonst noch nirgends, aber nie so viele in so kurzer Zeit. Am Fuß des Hügels waren schon bunte Pfeilgiftfrösche unterwegs und schnappten sich den letzten Tau des Morgens. Ob sie wohl auch auf dem Speiseplan der Geckos stehen, die direkt daneben lauerten? 

Der Aufstieg war steil und anstrengend, doch bald erreichten wir weniger steile Serpentinen und in der ersten Kurve hing schon das erste Faultier, gemütlich im Baum und guckte uns neugierig an. Eine Biegung weiter oben trafen wir es wieder, nur wenige Äste weiter. 

Plötzlich raschelte es hinter uns und etwas, das aussah wie ein kleines Capybara rannte über den Weg und natürlich trafen wir noch auf Äffchen und Vögel. Auch die obligatorischen fetten Geier saßen in den Bäumen.    

Nach einer halben Stunde erreichten wir die erste und bisher schönste Aussicht auf die Altstadt und die Kanaleinfahrt, dann ging es nochmal sehr lange steile Treppen hinauf. Oben war die Aussicht noch spektakulärer, wir sahen die Puente de las Americas, den Kanal bis zur ersten Schleuse und die unwegsame Landschaft, durch die er fließt. Wahnsinn. Außerdem konnten wir das Treiben an Hafen und Bahnhof beobachten. Nicht alles wird per Schiff auf die andere Seite gebracht. Abladen, ein Stück mit dem Zug und wieder drauf auf den nächsten Frachter geht auch.

Auf dem Rückweg entdeckten wir ein weiteres Faultier, es hatte sehr helles Fell und war vor den dunklen Palmblättern gut zu sehen. Als wir es durch das Fernglas suchten, sahen wir, dass es nicht allein war. Direkt daneben hing noch ein dunkleres und ein niedliches Junges. Irgendwann hatte sich eine kleine Menschentraube um uns versammelt um die Tiere gezeigt zu bekommen.

Zeit zum Mittagessen, ab ins Café Coca Cola und später unternahmen wir noch einen Spaziergang durch unser Viertel, entdeckten dort erstaunlich viele Einfamilienhäuser, teilweise sogar mit kleinen bunten Vorgärtchen und stellten fest, dass die Hochhäuser garnicht so hoch sind, es sind nur viele und die Berge auf denen sie stehen tun ihr übriges zur Kulisse.

Der Wahltag verlief ruhig nur im Hotel war bald schon wieder das gute Balboa Bier alle und es gab nur noch Panama.  

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