
Oslo – mehr Boote als Gebäude und ein Schiff
Von der Fähre konnte wir schon die ersten Ausläufer der Stadt erahnen, während wir an den kleinen Inselchen im Oslofjord vorbei fuhren, die oft nicht größer sind als der Leuchtturm oder das Haus darauf oder ein Fleckchen Wald das zufällig ins Meer getupft wurde.
Am Sonntag Morgen ging es im Zentrum noch ruhig zu und wir wurden von der Oper angezogen. Was für ein seltsames Gebäude, aus weißem Marmor scheint es mitten im Wasser zu liegen und man kann kaum sagen, wo der schräge Platz aufhört, der unten im Meer versinkt und das Gebäude anfängt. Ganz oben ist beides fast gleich hoch und man hat eine tolle Aussicht auf die Innenstadt, eine Mischung aus historischen Backsteingebäuden und schicker moderner Architektur. Fasziniert setzten wir uns in die Sonne bis das erst Kreuzfahrtschiff in die Stadt einfiel. Dann ergriffen wir schnell die Flucht.
In der Fußgängerzone holten wir uns ein Sandwich und Kaffee und trafen beim Frühstück auf eine Schar etwas übergewichtiger Spatzen, die uns jeden Krümel aus der Hand fraßen. Dann suchten wir uns eins der vielen Museen aus, nur eins, wir sind ja wegen der Landschaften nach Norwegen gekommen. Die Wahl war nicht leicht aber eine gute, sie fiel auf das Fram Museum.
Weil wir das Auto gut im Parkhaus verstaut hatten und noch einen Eindruck von der Stadt bekommen wollten, nahmen wir den Bus. Hügeliger als erwartet und bald schon fast ländlich erreichten wir das dreieckige Gebäude, mitten im kilometerlangen Yachthafen. Es sieht so aus, als besteht die ganze Küste der Stadt aus Yachthafen. Mindestens ein Boot pro Haushalt vermutlich.
Der erste Museumsraum ist nur wenig größer, als das Schiff selbst. Umso beeindruckender wirkte die Fram auf uns. Das Forschungsschiff war bei der Expedition zum Nordpol von Fridtjof Nansen 1893-1896 im Eis eingefroren und genau dafür gebaut worden. Fasziniert betraten wir das Deck. Auf dem Spitzen Dach wurde Polarnacht und -tag simuliert und wir bekamen eine vage Vorstellung, wie sich das Schiff durch die eisigen Wellen und schließlich Eis bewegte. Im Winter wurde das Deck mit einer Plane eingepackt. Vermutlich hat die Besatzung dennoch einfach drei Jahre durchgefroren. Für genügend Verpflegung hatten sie auch Schafe und Schweine dabei, später standen aber auch Schlittenhunde und Eisbären auf dem Speiseplan. Im Museum gab es auch einige erhaltene Konserven und eine noch immer erhaltene trockene Instand Linsensuppe von Knorr. Eindrucksvoll waren auch die Räume unter Deck, über die steile Leiter quetschten wir uns nach unten. Speisesaal und Küche, winzige Kabinen, in denen zum Teil auch in Schichten geschlafen wurde, persönliche Dinge der Forscher, ein enges, verkrustetes Plumpsklo. Alles auf kleinstem Raum.
Dem Schiff machte diese bedeutende Expedition wenig aus, 1910 lieh es sich Roald Amundsen um damit zum Südpol zu fahren. Von dieser Expedition gab es sogar eine große beeindruckende Fotoausstellung.
In einem zweiten Gebäude gab es noch ein weiteres, kleineres Forschungsschiff, dass ebenso interessant war. Die Goya, mit der Amundsen 1906 erstmal von Norwegen nach Kanada segelte. Auch diese Expedition dauerte drei Jahre, auf noch kleinerem, also wirklich winzigem Raum.
Mittlerweile war es schon später Nachmittag und wir hatten Hunger, um noch etwas mehr von der Stadt zu sehen, suchten wir zum Essen ein Viertel am anderen Ende aus, Grünerlokka. Ein schönes, ehemaliges Arbeiterviertel, dass sich aber in nichts von allen anderen Hipstervierteln der Welt unterscheidet.
Den langen Abend nutzten wir um die Stadt zu verlassen und Richtung Westen zu fahren, so sind wir morgen früher da, wo auch immer “da” sein wird. Als wir das urbanere Umland Oslos hinter uns gelassen hatten und die Autobahn einspurig wurde und dem glich, was zu Hause eine wenig befahrene Landstraße wäre wurden wir bald müde und suchten uns den nächst besten Campingplatz an einem idyllischen Fluss. Scheinbar in fester Hand von Dauercampern waren die alle schon abgereist, wir sind die einzigen Gäste.