Nazca – Scharrbilder und Mumien

Nazca – Scharrbilder und Mumien

Auf der Panamericana fuhren wir weiter nach Süden, durch ein spektakuläres, schroffes Gebirge schlängelten wir uns durch engen Serpentinen, vorbei an kleinen Städtchen und hin und wieder über den breiten aber komplett trockenen Rio Grande, und schließlich stundenlang gerade aus bis nach Nazca.

Als wir am Nachmittag ankamen war ziemlich viel Trubel, durch den wir uns bis zu unserer Unterkunft schlängelten. Nach dem ersten Kilometer wurde es ruhiger. Unsere Wohnung hat einem traumhaften Garten mit Hängematten, Hühnern und aufgeregten Minihunden. Nur schwer konnten wir uns hier wieder losreißen. 

Die Stadt wollten wir uns natürlich trotzdem ansehen und Hunger hatten wir auch. Nazca liegt mitten zwischen bunten Bergen, die breiten Straßen sind hier weniger staubig und die Figuren der Nazca Linien sind überall ein beliebtes Motiv. Wir zogen etwas durch die Straßen, entdeckten einen großen Markt, Bars in Baucontainern und einige seltsame Geschäfte. Überall gab es kleine Straßenstände mit Getränken und Snacks.

Zum essen fanden wir ein kleines Eckrestaurant mit nur einem Menü, eine riesige Nudelsuppe und frittierten Fisch mit Reis. Im Verhältnis zur kargen umliegenden Landschaft ist es hier unglaublich grün. 

Für den Abend holten wir Getränke an einem Kiosk, die alle mit einem Gitter abgesperrt sind. Der den wir ausgesucht hatten wird von einem alten, ziemlich schwerhörigen Mann betrieben. Davor saß ein ähnlich alter Mann der zum Glück alles nochmal ganz  laut wiederholte.

Dann blieben wir in diesem tollen Garten, zusammen mit einer lauten Grille und einem Gecko. Christian ging am Kiosk gegenüber Zigaretten holen und kam mit drei Stück zurück, ganze Schachteln gibt es  nicht, der Kiosk hat von jeder Sorte nur eine Schachtel. 

Am Morgen gab es auf Empfehlung unseres Vermieters erstmal kein Frühstück, denn wir wollten gleich über die Nazca Linien fliegen. Das sei für den Magen nicht so einfach. Wir hatten den Flug vorab reserviert, damit wir nicht so lang am Flugplatz warten müssten. Nachdem wir eine Stunde gewartet hatten, dass uns jemand abholt, fragten wir den Vermieter, ob wir mal anrufen könnten. Er fragte wo wir gebucht hätten und als ich in die Buchung sah, bemerkte ich, dass wir für den falschen Tag reserviert hatten. Egal, der Vermieter mochte den Touranbieter nicht, rief kurz an und pöbelte etwas mit Unzuverlässigkeit. Eine halbe Stunde später saßen wir in einem Kleinbus und wurden zum Flugplatz gekarrt. 

Zu Hause hatten wir die Fluggesellschaft mit den wenigsten Unfällen recherchiert. Dabei ist es völlig egal, wo man gebucht hat. In dem kleinen länglich Holzgebäude wurden wir zum erstbesten Schalter geschickt, gewogen und bezahlten die Steuer. Wir mussten ein bischen warten, weil wir eigentlich erst morgen dran waren, so konnten wir schon ein paar startenden Flugzeuge beobachten und hofften eins von den weniger klapprigen zu bekommen. Bald wurden wir zur Security gebracht, wo uns auch gleich ein Pilot abholte. In dem kleinen Propellerflugzeug hatten außer uns noch zwei weitere Personen und die Piloten Platz und schon klapperten wir über die Startbahn. 

Der Copilot zeigte immer die jeweilige Figur auf der Karte und hatte uns vorher erklärt, dass sie über der Figur kreisen würden, sodass wir nur am Flügel hinunter sehen müssen. Zum reden war das Flugzeug zu laut. Nach wenigen Minuten kippten wir das erste mal auf die Seite um den Wal zu besichtigen. Ich war glücklich über die Reisetabletten und das ausgelassene Frühstück, die Frau hinter mir hielt in einer Hand die Kamera und in der anderen die Kotztüte. Jeder sollte die Figur ein mal unter sich sehen können, also flogen wir einen winzigen Kreis und kippen auf die andere Seite. Genau so lief es bei jedem Bild ab. So schlimm waren diese Flugkunststücke aber garnicht, denn die Nazca Linien sind so beeindruckend, dass man schnell alles andere vergisst und staunt. Am auffälligsten ist der Astronaut an einem Berghang. Es ist einfach unglaublich, wie diese Linien vor mehr als 1000 Jahren entstanden sein können, sie sind so riesig, dass man sie von unten garnicht sehen kann, blieben deshalb auch so lang unentdeckt. Und dabei sind sie so akkurat in den Boden gescharrt, Kreise wie mit dem Zirkel gezogen und Kilometerlange gerade Linien. Der Schwanz der Eidechse wird von der Panamericana durchzogen und die Autos darauf sind nur kleine Punkte während man die Tiere im Boden ganz genau erkennt. Am besten gefiel uns der Affe und der Kolibri. 

Eigentlich sind die Linien nur recht oberflächlich in den Stein gescharrt und konnten so lange Zeit nur überdauern, weil es in diese Ebene kein Wetter gibt, kein Wind, keinen Regen.

Im Umland gibt es noch mehr zu bestaunen. Wir fuhren mit dem Taxi nach Chauchilla zum Incafriedhof. In kleinen Kammern wurden die Toten sitzend in ihre langen Haare gewickelt bestattet. Dann kamen die Grabräuber und zerstörten die Gräber. Um die verbliebenen Gräber zu schützen wurde der Friedhof in einen Museum umgewandelt.   

Die kleinen Kammern sind oben offen und mit Strohdächern vor der Sonne geschützt, so liegen sie verteilt in der Wüste. Einzelne, teilweise zerstörte Knochen liegen jedoch auch auf dem Weg. Meine Sandalen waren hier eine wirklich schlechte Entscheidung, denn immer mal wieder fand ich ein scharfkantiges Stück Mumie zwischen Sohle und Fuß. 

Die Mumien bieten einen gruseligen Anblick, zumal sich außer uns an diesem Nachmittag auch sonst niemand hierher ins Nirgendwo verirrt hatte. In manchen Kammern sind ganze Familien untergebracht, andere haben ihr eigenes Zimmer und starren uns aus ihren holen Augenhöhlen an. Bei einigen ist noch Haut am Kopf und an den Füßen erhalten. Alle wurden mit Blick nach Osten bestattet. Ein Rätsel bietet ein Kindergrab, das Kind hat einen Deformierten Kopf und blickt als einziges in eine andere Richtung.

Auch die Gegend in der sich der Friedhof befindet hat eine seltsame Atmosphäre, vielleicht wegen den unwirklichen Bergen, die wegen der Rohstoffe in Farben zwischen beige und dunkelrot gestreift sind. Hier und da steht ein einsamer Baum in der Einöde. Nicht weit entfernt liegt noch ein christlicher Friedhof, der so mitten im Nirgendwo etwas fehl am Platz wirkt.

Unterwegs kamen wir an riesigen Kaktusfeigenfeldern vorbei und fragten uns was man damit macht. Der Taxifahrer erklärte aufgeregt, dass man die Pflanzen hier Tuna nennt und Farbe daraus macht. Dabei gestikulierte er wild und ließ auf der Holperpiste ständig das Lenkrad los. Auf dem Rückweg hielt er an und ging mit uns etwas ins Feld hinein um uns die Weißen Klumpen zu Zeigen, die sich an den Blättern finden. Schildläuse. Er nahm welche ab, zerdrückte sie und das Kamin kam zu vorschein.  

Am Abend fuhren wir weiter und verstanden nun, warum es in Lima eine große Diskussion gab, welche Busgesellschaft wir nehmen würden und wann man denn dann wirklich los müsse. Wir fuhren um halb sieben zum Busbahnhof, denn um sieben sollte der Bus fahren. Die Peruanischen Fahrgäste trudelten ab acht ein. Der Bus fuhr gegen halb zehn. 

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