Mrauk-U – vielleicht der schönste Ort in Myanmar

Mrauk-U – vielleicht der schönste Ort in Myanmar

Nach der Bus Odyssee waren wir mitten in der Nacht plötzlich da und wurden von Motorradtaxis über vom Regen schlammige Wege ins Hotel gefahren. Oder doch in den Tempel? Die Fahrer weckten einen Jungen an der Rezeption, der uns freundlicherweise ohne irgendwelche Formalitäten ins Zimmer brachte.

Mrauk-U ist  eigentlich keine richtige Stadt sondern eine Ansammlung von Dörfern mit einer Art Zentrum um den Markt herum. Weil die Gegend zu hügelig ist, bekamen wir ein richtiges Moped, leider mit Schaltung. Das war für Christian etwas ungewohnt, der Junge der uns in der Nacht reingelassen hatte, er war vielleicht 16, schaute sich das kurz an, stieg dann hinten auf und erteilte eine Fahrstunde. Dann konnte es losgehen. Wir fragten erstmal im Hotel welche Tempel besonders sehenswert seien, waren aber nachdem wir ca. 50 genannt bekommen hatten völlig überfordert und zogen einfach los. Wir fuhren erstmal Richtung Markt um uns zu orientieren. Als wir das Moped abstellen wollten, bekamen wir das Helmfach nicht auf. Ein Mann vom nächsten Stand half und ließ uns dann die Helme einfach in seinen Laden legen.

Um das Zentrum fließen lauter kleine Kanäle und von allen Brücken strömten Leute auf die völlig überfüllten Straßen, mit Mopeds, Fahrräder, Tuk Tuks oder Zeug auf dem Kopf. Dazwischen Hunde und Ziegen, ein völliges Chaos.  An der Brücke im Süden legten jede Menge Langboote an, dahinter am Kanal wir es wieder ruhiger, mit Dschungel und Pagoden.

Die interessanten Tempel liegen in alle Richtungen um die Stadt herum. Am ersten Tag fuhren wir nach Osten. Dort erstrecken sich Felder und kleine Dörfer mit gepflegten Hütten und kleinen Gärtchen und überall dazwischen kleine und größere Pagoden und Ruinen. Die Landschaft ist eher flach. Gegen Abend schleppten Frauen riesige Wasserkrüge auf dem Kopf zu den Dörfern und von den Feldern wurden riesige Körbe mit Gemüse zur Straße gebracht. Ein kleines Mädchen, das gerade laufen konnte spielte mit einem Drachen.

In dieser Gegend liegt der Kohtaung Paya, eine große Tempelruine im indonesischen Baustiel. Als wir kamen verließ gerade der einzige andere Besucher das Gelände, als wir gingen kamen noch ein paar Einheimische zum Beten. Erhalten sind vom Tempel eigentlich nur die Außenmauern. Der Buddha steht im freien und eine große Eidechse hatte es sich auf seinem Gewand bequem gemacht. In den Mauern verbirgt sich aber ein dunkler, umlaufender Gang der nur durch die EIngänge an allen Seiten beleuchtet wird. Die Wände sind komplett mit Reliefs überzogen, von Buddha und seltsamen ogerartigen Kreaturen. So allein in dieser unwirklichen Atmosphäre fühlten wir uns, als hätten wir den Tempel gerade entdeckt.

Am nächsten Tag fuhren wir auf die andere Seite des Flusses. Dort gibt es ein Kloster auf einem Hügel, von wo wir eine tolle Aussicht auf einen See und natürlich zahllose Pagoden in der Ferne hatten. Weil uns der See gut gefiel fuhren wir hin. Er war riesig und total idyllisch. Eine Ziege rannte meckernd herum. Davor lag ein ärmlicheres Dorf zwischen großen Palmen mit mehreren etwas größeren Pagoden, daneben ein Fußballplatz oder eine Kuhweide mit Tor.

In die andere Richtung am Fluss befindet sich der Fähranleger, hier herrschte geschäftiges Treiben. Gemüse und lange Bambusstangen für Hütten wurden auf kleine Langboote verladen. Eine Straße weiter schlängeln sich die Hütten direkt am Kanal entlang. Viele Hütten sind dort bunt angestrichen. Auch hier gibt es überall Pagoden und Tempelruinen.

Genau genommen ist Mrauk-U eher eine große Fläche mit Tempelruinen und dazwischen Dörfer als anders herum.

Als nächstes ging es nach Norden. Von einem Aussichtspunkt entdeckten wir neben einigen mit Stupas übersäten Hügeln die Nordgruppe mit den spektakulärsten Tempeln. Wir verschafften uns erstmal einen Überblick und fuhren einmal quer über das Plateau. Neben den zahllosen Tempeln gibt es auch ein paar Teestuben, hauptsächlich aber Felder auf denen Kühe und Pferde weiden, eher ärmlich Hütten und jede Menge Ziegen die auf den Pagoden herum laufen. Außerdem entdeckten wir eine kleine Kunstgalerie und der Künstler, Khine Minn Tun, erzählte uns, dass er schon eine Ausstellung in Berlin hatte.

Wir besichtigten als erstes den Shittaung Tempel, der größte in Mrauk-U und auch in diesem waren wir wieder fast allein. Die grüne Eingangshalle war üppig mit goldenen Buddhas in verschiedenen Größen bestückt. Der Gang zum Hauptbuddha erinnert an unser Hotel, ne andersrum. An den Seiten zweigen Gänge ins Innere des Tempels ab. Der äußere hatte Wände mit unterschiedlich weit in den Gang ragenden Stufen. Darauf sind bunte Reliefs von mystischen Szenen, Tieren und Fabelwesen, die Ecken sind besonders aufwändig. An vielen sind die bunten Farben noch gut erhalten. Leider wurde das schummrige natürliche Licht an manchen Stellen durch eine weniger atmosphärische Neonbeleuchtung ersetzt. Der innere Gang ist wie ein Schneckenhaus aufgebaut und wird zur Mitte immer enger, dunkler und stickiger. In den Wänden sind Nischen in denen Buddhas sitzen, die zur Mitte größer werden. Manche sitzen in völliger Dunkelheit, sodass ich im Vorbeigehen ab und zu erschrak. Andere sind bunt beleuchtet. In der Mitte gibt es eine kleine Meditationskammer mit großem Buddha.                

Gegenüber des Shittaung liegt der Dukkabthein Paya, er sieht ein Bischen aus wie ein Bunker und wir mussten ihn tatsächlich mit zwei anderen Touristen teilen, ganz kurz. Im Inneren befindet sich auch wieder ein gang, der drei mal Schneckenhausartig ins innere verläuft, er ist aber etwas breiter als der im Shittaung und an der Wänden sind neben Buddha einfache Menschen abgebildet. In der Mitte kommt man über eine Treppe zu einer Kammer mit einem Buddha in die von oben das Sonnenlicht eindringt. In dieser versteckten Kammer saßen unerwartet Blumenhändler.

Wir fuhren noch eine Weile durch die Nordgruppe und sahen uns weitere Tempel an, bevor wir uns auf die Suche nach einem Sonnenuntergangsspot machten. Gegenüber der Tempel gab es einen Hügel. Der Aufstieg war in Flip Flops mal wieder schwierig abere mit Schuhen macht man sich in diesem Land einfach lächerlich. Oben fanden sich nach und nach auch die anderen Touristen ein, man kennt sich langsam, denn man fällt hier auf und trifft sich in dem kleinen Örtchen immer wieder. Zwei Japaner, vier Franzosen und wir. Als die Sonne unterging wurde das Dorf und die Tempel unter uns in ein goldenes Licht getaucht. Im Dorf wurden Feuer angezündet und der Rauch tat sein übriges zur unwirklichen, traumhaften Aussicht.    

Weil es Mrauk-U uns völlig verzaubert hatte und wegen der lange Anreise blieben wir noch einen Tag länger. Am Morgen gab es erstmal ein Pläuschchen vom Balkon mit den Jungen von der Schule nebenan, dann fuhren wir nochmal zur Nordgruppe um noch ein paar Tempel anzuschauen. Wir waren gerade zu Schulschluss aufgebrochen und gerieten mehrmals in riesige Gruppen von Schülern in ihren grün weißen Uniformen. In einem kleinen Dorf zeigten uns die Leute den Weg zu einem versteckten zugewucherten Tempel auf einem Hügel.

Abends suchten wir uns einen weiteren Aussichtspunkt für den Sonnenuntergang. Den Weg bekamen wir wieder in einem anderen Dorf gezeigt. Auf einem Hügel gab es ein Kloster mit einem kleinen Tempel dahinter. Dort entdeckten wir auch den Nikolaus. Bei diesem Spot waren wir bis auf die Mönche im Kloster allein und die Tempel gegenüber sehen faszinierend aus.

Wie jeden Abend freuten sich die Leute im Hotel, dass wir unbeschadet mit dem Roller zurück kamen.   

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