Mostar – mehr als eine Brücke

Mostar – mehr als eine Brücke

Fast 20 Meter hoch überspannt die alte Brücke die leuchtend blaue, klare Neretva und wir hatten das Glück einige mal zu sehen, wir Männer vom Scheitelpunkt kunstvoll in den Fluss springen. Im Krieg wurde die Brücke zerstört und 2004 wieder aufgebaut. Sie gilt als Symbol für das Zusammenleben von Muslimen und Christen, und von Weitem kann man gut erkennen, dass sich die Kirchen überwiegend an einem und die Moscheen am anderen Flussufer befinden. Außer anhand der Wohnseite kann man hier aber nur schwer ausmachen, wer wer ist. 

An der hübschen, verwinkelten Altstadt kann man sich kaum satt sehen und trotz der vielen Souvenirstände am Flussufer herrscht Kleinstadt Atmosphäre. Von überall sind die hohen Felswände zu sehen, die die Stadt umgeben. 

Wir wohnen in einem Häuschen am Fluss, nur einen kleinen Pfad hinunter gibt es einen Kiesstrand, wo man abends sitzen und mit Blick auf die Brücke ein Bier trinken kann. 

Unser Vermieter empfing uns aber erstmal mit selbstgemachter Rosenlimo und, na klar, Wasser aus dem Gartenschlauch in seinem mit Wein bewachsenen Innenhof. 

Auf dieser Flussseite, der katholischen, gibt es jede Menge terrassenartiger Bars und Restaurants. Dort hinein und hinaus zu finden ist eine kleine Herausforderung. Die kleinen Gässchen verlaufen kreuz und quer über-, unter- und nebeneinander und man weiß nie, ob man nun auf dem Weg in einen Hinterhof, zum Fluss oder in ein Restaurant ist. Manche Wege verlaufen sogar mitten durch den Innenraum einer Kneipe hindurch.

Auf der anderen Flussseite, der muslimischen, gibt es vor allem kleine Läden.

Hier und da ist leider auch noch viel Zerstörung zu sehen, beispielsweise das ausgebrannte, verlassenen Nachbarhaus, wo man noch den Einschlag im Dach sehen kann.

Rund um die Stadt fanden wir noch weitere herrliche Orte.

In Blagaij gibt es ein Derwisch Kloster, das noch den Leichnam seiner Gründers beherbergt. Unwirklich steht es unter einer mindestens 100 Meter hohen Felswand.

Vorbei an Weinbergen und schließlich durch ein kleines Dorf mit verwinkelten Gässchen erreichten wir den dazugehörigen Parkplatz und plötzlich waren wir umgeben von Souvinirständen und Bussen mit Touristen und Pilgern. Glücklicherweise verlief sich hinter dem Parkplatz alles wieder.

Ein eiskalter Fluss, die Buna, durchzieht die mediterrane, felsige Landschaft und obwohl es wahnsinnig heiß war, fröstelte uns auf den Brücken, die sie überqueren. Die Buna kommt direkt, so breit wie sie ist, neben dem Kloster aus dem Fels. Um ins Kloster zu kommen, bekamen wir erstmal lange Röcke und ich ein Kopftuch. Auf zwei Stockwerken befinden sich helle Räume mit dicken Teppichen und die Pilger bleiben alle auf der Treppe stehen, um den Sarg zu sehen und Geld zu spenden. Oben wurde gebetet. Vom Balkon hatten wir einen besonders schönen Blick auf die Quelle. Die Felswand, die sich hier steil über uns aufbaute wirkt aus dieser Perspektive einschüchternd. 

Am Ufer gibt es einige Cafes, deren Tische im erfrischenden Fluss stehen, den Kaffee im Blechkännchen ließen wir uns natürlich wieder nicht entgehen.

Unser nächstes Ziel war Potelj, ein kleines, altes Städtchen mit Burgruine oben auf dem Berg. Vor dem Stadttor wurde Obst in spitzen Papiertüten als Wegzehrung verkauft. Mit frischen Pflaumen und Mandeln ausgerüstet machten wir uns an den wirklich steilen Aufstieg über einen gepflasterten Weg, zwischen den wunderschönen, mit Blumen bewachsenen Steinhäusern hindurch. Hier und da gibt es Feigen- und Granatapfelbäume.  Hinter der Burgruine fällt der Fels steil zu diesem klaren, blauen Fluss hinab. Auf der anderen Flussseite, wieder steile, hohe Berge. Die Ruine hat noch eine  Turm, von dem der Ausblick sogar noch besser ist. Bald zog ein Gewitter auf und versprach etwas Abkühlung.

Pünktlich als der Regen aufhörte erreichten wir die Kravice Wasserfälle. Ein großer Badesee in einem Talkessel, umgeben von Wasserfällen, manche tosend, andere sanft und fluffig aber alle mit ziemlich erfrischendem Wasser. Auch hier ist das Wasser tiefblau als wäre es eingefärbt worden. An einer Strandbar gab es Bier zum Ausklang des Nachmittags.

Auf dem Rückweg nahmen wir eine andere Straße, weil wir mittlerweile Mostar fast ein mal umrundet hatten. Durch Weinberge und idyllische Dörfer landeten wir schließlich auf einer sehr schmalen, abenteuerlichen Gebirgsstraße. Neben uns fiel eine steile Felswand ab und zur anderen Seite ging es steil nach oben. Alle paar hundert Meter gab es eine Haltebucht und zum Glück konnten wir schon sehr weit sehen, ob jemand entgegen kommt. Rückwärts fahren ist hier nur was für ganz Mutige. 

Ab dem frühen Abend ist Mostar eine ruhige, entschleunigende Kleinstadt. Uns gefiel es so gut, dass wir uns auch an unserem letzten Tag noch einmal durch die Gässchen treiben lassen wollten. Tagsüber verwandelt sich die Stadt in eine andere Welt, denn die meisten Touristen scheinen nur einen Zwischenstop mit ihrerer Reisegruppe einzulegen. Auf der Brücke herrschte dichtes Gedränge. Die älteren Reisegruppen hangelten sich am Geländer über den rutschigen Marmor, die jüngeren machten in der Mitte Selfies in der Menge. Am Tag gleicht die Stadt einem Folksfest.

Die nächste Nacht verbrachten wir als Zwischenstopp in Trebinje und dort hin war die Anreise ziemlich spannend. Zunächst ins Gebirge, fanden wir uns bald in einer gespenstischen Hochenbene. Nur ganz vereinzelt gibt es Häuser am Straßenrand und die Straße umschließt ein riesiges, karges Moor mit wenigen einzelnen Bäumen und verläuft konstant in einer leichten Rechtskurve. Wir hatten gute 30 Minuten das Gefühl im Kreis zu fahren. Auf der anderen Seite der Straße ragen steile, lückenlosen Felswände auf, sodass wir zusätzlich in diesem Kessel “gefangen” waren. Ein gruseliger wie faszinierender Ort.

In Trebinje selbst erwartete uns noch eine weitere Überraschung, hier schreibt man Kyrillisch. Die richtige Straße und das richtige Hotel zu finden wurde damit gleich noch spannender. Zum Glück gibt es überhaupt nur ein Hotel in der Stadt.

Es hatte wieder zu regnen begonnen und an einer Ampel begegnete uns eine Alte Frau, die sich furchtbar über ein Polizeiauto aufregte. Sie wäre wohl gern bei Rot gegangen. Sie nahm mich dann unter ihren Schirm und erzählte mir sehr sehr viel, dass ich kein Wort verstand war ihr ziemlich egal.   

Obwohl wir nur kurz in der Stadt waren, war sie uns ziemlich sympathisch. 

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