
Lukova und Butrint – Paradies am Meer und Ruinen im See
Wir hatten wieder Lust auf Strand, Lukova sollte es sein, das Städtchen ist noch unverbaut. Unterwegs kamen wir wieder durch die traumhaftesten Landschaften. Durchs Gebirge führte uns eine neue breite Autobahn. Aber wie auf jeder anderen Straße kann man natürlich einfach auf der rechten Spur anhalten um Obst zu kaufen. Wieso auch nicht? Anschließend fuhren wir am oberen Rand eines endlosen Tals entlang. Darin liegen winzige Dörfer und kleine kegelförmige Hügel und von oben hatten wir den Eindruck einer Spielzeuglandschaft. Bald erreichten wir die Küste und entdeckten auf der kurvigen Straße immer wieder das Meer am Fuße der hunderte Meter hohen Steilklippen. Da müssen wir irgendwie runter, aber erstmal deckten wir uns in Lukova noch mit Vorräten ein, denn wir wollten keinesfalls früher als nötig wieder hoch.
Nun wurde es abenteuerlich, 2,5 km, 38 Minuten? Ein unbefestigter Weg aus Sand und Geröll führt an den steilen Klippen hinunter. Zum Glück kam uns niemand entgegen, denn Platz zum Ausweichen gibt es nur selten und auf einer Seite geht es meistens senkrecht nach unten. Esel übernehmen hier die Aufgabe der obligatorischen Tiere auf der Straße.
Und dann kamen wir doch an, in einem Paradies aus Olivenbäumen, bunten Blumen und Palmen und dazwischen verwucherte Stellplätze. Der Campingplatz war wie immer winzig, aber so verwuchert, dass wir manche Leute erst entdeckten, als sie abreisten. Die Sorge, wie wir hier jemals wieder wegkommen, war da schnell vergessen. Wer sollte hier je wieder weg wollen?
In der Mitte, um einen riesigen alten Olivenbaum, gibt es eine kleine, mit Strandgut verzierte Bar, daneben einen kleinen Wald. Und wenige Meter davor das Tor zum Meer, wo wir den Rest des Tages verbrachten. Feiner Kies und transparentes Wasser, eingerahmt von sanften Hügeln unter den steilen Klippen und später ein traumhafter Sonnenuntergang.
In der Nacht gab es Gewitter, Oliven trommelten aufs Auto, es blitzte im Sekundentakt und das Meer toste. Nun saßen wir fest, über das nasse Geröll standen die Chancen am Morgen schlecht, wieder nach oben zu kommen. Aber wir wollten sowieso noch nicht weg. Heute bot das Meer einen ganz anderen Anblick, hohe Wellen und Schaumkronen. Am Strand entlang wanderten wir unter den steilen Klippen zu einem kleinen Bunker, den wir vom Meer aus gesehen hatten.Später brauchten wir sauberes Geschirr und fanden endlich die Spülstelle, versteckt an einem Bachlauf zwischen hohem Schilf. Spülstellen sind in Albanien oft ein kafkaeskes Highlight, von der Quelle in Benje, bis zur Stadtspülstelle in Gjirokastra, die einfach irgendwo im Unrat aufgestellt war, zwischen dem das Wasser versickerte. Dabei sind die Bäder immer sauber und neu, aber dreckiges Geschirr gehört scheinbar einfach fernab in eine seltsame Ecke verbannt.
Irgendwann mussten wir aber doch wieder nach oben, die Vorräte gingen zu Ende. Von unten waren einige Stellen noch gruseliger, die, wo man vor dem Abgrund nochmal Gas geben muss, um hoch zu kommen.
Wir fuhren noch weiter nach Osten, zum Butrintsee, wo eine weitere Bilderbuchlandschaft auf uns wartete. Ins Landesinnere geht der riesige unförmige See in seichten Sumpf über, auf der anderen Seite über einen schmalen Kanal direkt ins Meer. Dazwischen liegen zahllose winzige Inselchen.
Die Ausgrabungsstätte von Butrint liegt in einem Märchenwald, auf einer Insel am Rande des Sees. Alte verwucherte Mauern, griechische und römische Ruinen, Säulen und Wege zeugen von der einstigen Kurstadt.
Einige Ruinen sind überschwemmt und wirken dadurch noch mystischer, bei anderen sind noch die kompletten Gebäude erkennbar, wie bei der großen Kirche, die plötzlich im Wald vor uns auftauchte. Die Mischung aus verwilderter Natur und Gebäuderesten verleiht dem Ort eine märchenhafte Stimmung. Das Gelände ist unübersichtlich und jeder Weg eine Überraschung, aus verwucherten Waldwegen stießen wir auf die Grundmauern eines Turms oder die Säulen eines Tempels, oder auf einen unerwarteten Ausblick über den See. Vereinzelt fanden wir auch noch spannende Details, wie die Reste eines Mosaikbodens oder die Namen der freigelassenen Sklaven auf einer Mauer aus der römischen Zeit.
Einen griechischen Kurort konnten wir uns hier gut vorstellen, denn es ist heute noch so wunderschön. Später, als die Stadt von den Römern übernommen wurde, lebten hier jedoch über 10.000 Menschen. Danach gehörte Butrint noch eine Weile zu Venedig, wurde aber wegen zu häufiger Überschwemmungen verlassen. Das römische Theater und der umliegende Teil der Stadt sind noch gut erhalten, wenn auch teilweise überschwemmt und eine der schönsten, wenn auch kitschigsten Aussichten fanden wir am Seetor.
Am höchsten Punkt der Insel wurde eine venezianische Burg rekonstruiert, die es aber nie gab. Dafür gibt es hier die beste Aussicht über den ganzen See.