Lofoten – zu Gast bei den Wikingern

Lofoten – zu Gast bei den Wikingern

Unser Lofotenabenteuer beginnt auf Hinnoya, der nördlichsten Insel, die eigentlich nur halb dazugehört. Von der atemberaubenden Landschaft waren wir sofort überwältigt, kaum dass wir die Fähre verlassen hatten. Winzige Seen verstecken sich unter steilen Felswänden, eingerahmt von dunklem Grün, dann die erste Brücke und auf Austvagoya gesellen sich zu den intensiven Farben noch ein Sandstrand mit tiefblauem Wasser, dahinter einsame bunte Häuser auf saftig grünen Wiesen. Anhalten, staunen, anhalten, staunen, staunen,…

Austvagoya ist die urbanste Insel und ein guter Ort um Essen für die nächsten Tage zu kaufen. Dazu hielten wir in Svolvaer und entdeckten am Hafen das Magic Ice. In einer unscheinbaren Lagerhalle befindet sich die Galerie, voll mit Kunstwerken aus Eis und mit Rutsche. Am Eingang wurden wir in dicke Umhänge und Handschuhe gepackt, drin sind es -5 Grad. Besonders gut gefielen uns die Bilder mit Wikingermotiven, außerdem gab es verschiedene Skulpturen, ein Wikingerschiff und Charaktere aus der nordischen Mythologie. Das Highlight ist die Bar. Tische und Bänke aus Eis sind in der Galerie verteilt, Algen und andere Wasserpflanzen sind darin eingefroren und Felle sorgen für Gemütlichkeit. An der Bar bekamen wir einen Moltebeerenlikör mit Sekt. Na klar, im Eisglas und entschieden uns für einen Platz unter dem eisigen lofotentypischen Kabeljau Gestell.

Ach ja, der Kabeljau, Bacalhau ist wohl das lofotentypischste Essen, fast aller Bacalhau der Welt kommt von hier. Ja, der zu Hause ist der gleiche, aber wir wollten ihn jetzt und hier, die ganze Inselgruppe riecht danach. Im gleichnamigen Restaurant, auch im Hafen, wurden wir fündig. Die typische Zubereitungsart mit Oliven und Tomaten haben wohl dennoch erst die Portugiesen erfunden, schmeckt aber auch hier.  

Im Einkaufszentrum erkundeten wir schließlich noch eine weitere norwegische “Sehenswürdigkeit” ein Vinmonopolet. Bis Bier gibts noch im Supermarkt, alles andere nur hier. Wie teuer ist denn nun in Norwegen Alkohol? Der Laden warf mehr Fragen auf als er Antworten gab. Nämlich ist der teure Alkohol so teuer wie teuer Alkohol eben ist, also hochwertiger Gin, Whiskey usw. hat ähnliche Preise wie bei uns. Billiger Fusel hingegen kostet etwa das gleiche wie die hochwertigen Produkte. Dass man in einem Land, in dem es das halbe Jahr dunkel ist, den Zugriff auf billigen Schnaps erschweren möchte, leuchtet uns ein, aber an wen verkauft man billigen Fusel, der ein Vermögen kostet? 

Wir ließen die Stadt hinter uns und bestaunten weiter die völlig zerfranste Inselwelt, hier und da verlieren sich kleine Dörfchen und einzelne Häuser vor riesigen Felswänden, an der Südspitze der Insel erreichten wir am Nachmittag das Fischerdorf Henningsvaer. Was “Fischerdorf” auf diesen Inseln bedeutet, erschloss sich uns aber erst im Laufe der nächsten Tage. 

An einem Inselzipfel klammert sich Henningsvaer auf zwei schmale Felsarme die vor einer steilen, kargen Wand ins Meer ragen, mehr Hafen als Dorf. In den weißen und gelben Häuschen gibt es niedliche Läden und Cafes, urige Lampen in den Fenstern lassen den Ort noch einladender wirken. Viel Häuser haben ein üppig blühendes Gärtchen. Rings um den Ort sind winzige Inselchen in das blau-grüne Wasser getupft und an der Brücke am Ortseingang hängen noch die Fische zum Trocknen am Gestell.

Wir blieben noch etwas auf Austvagoya und steuerten den nächsten Campingplatz an, an einer Bucht in einer zerpflückten Felsenwelt. Ausnahmsweise entschieden wir uns gegen die Plätze am Wasser und richteten uns in der zweiten Reihe ein. Ein Sturm war angekündigt. Das Auto bot uns zum Glück genug Windschatten, sodass wir dennoch einen gemütlichen Abend hatten. Die Wolken wurden über die Gipfel getrieben und in einer erkannten wir Thor, der sich an zwei Bergen festhielt. Irgendwo muss diese Mythologie ja herkommen. Später, als der Sturm noch stärker wurde, suchte in der Bucht ein Kitesurfer das Abenteuer. 

Wenn die Nacht anbricht, kann man das hier nur an den wirklich kitschigen Farben erkennen, die die Mitternachtssonne verursacht. Dunkler wird es nicht. Aber stürmischer. Zum Glück hatten wir extra Schlafsäcke dabei und Mützen. Gut verpackt wurden wir im Auto die ganze Nacht durchgeschaukelt. Die großen Wohnmobile verließen nach und nach ihre Plätze und wurden quer geparkt. Der Sturm trieb alle Wolken weg, Strand und Berge brachen uns im nächtlichen Sonnenlicht wieder zum Staunen. 

In Borg auf der nächst südlichen Insel Vestvagoy gibt es ein spannendes Wikingermuseum. Das Langhaus wurde auf originalen Fundamenten wieder aufgebaut. Auf dem hügeligen grünen Gelände grasten Perde und Kühe und es gibt ein kleines Gehege mit pelzigen Schweinen. In dieser Landschaft fällt das graue flache Langhaus kaum auf.

Richtig interessant wurde es natürlich drin. In den Wohnräumen zwischen den Möbeln sind Waffen, Kleidung, Werkzeuge und Haushaltsgeräte ausgestellt und all das darf hochgenommen, an- und ausprobiert werden. Mit Mühlsteinen versuchten wir, Mehl und Gewürze zu mahlen und waren überrascht, wie schwer so ein Schild ist. Schauspieler saßen an Webstuhl und Tisch und erklärten alles, was man wissen wollte. 

Im nächsten Raum, im Zentrum des Gebäudes, liegt der Speisesaal. Alle Bänke sind auf ein gemütliches Lagerfeuer in der Mitte ausgerichtet, über dem eine leckere Gemüsesuppe köchelte. Aus einem Krug bekamen wir ein Glas Met, setzten uns ans Feuer und genossen die Atmosphäre in dem schummrigen Raum. 

Im hinteren Raum wurden früher die Tiere gehalten, nun gab es einen Ausstellung mit mythologischen Figuren, die Midgardschlange schlängelt sich durch den Boden und in einer Ecke ist ein Totenschiff ausgestellt. 

Ein zwanzig Minütiger Spaziergang über das Gelände führte uns hinunter zum See, wo ein Wikingerschiff auf uns wartete. Man könne zur vollen Stunde damit über den See segeln, wurde uns angekündigt. Nun hatte aber der Wind nachgelassen, das Segel wurde eingerollt und es hieß rudern. Naja, in Wirklichkeit hatte das Boot einen unauffälligen Elektromotor. Spaß gemacht hat es in jedem Fall. 

Eigentlich wollten wir eine Wanderung am Hauklandstrand unternehmen, doch das Wetter machte uns wenig Aussicht auf eine lohnende Aussicht. Der herrliche breite Sandstrand, eingebettet zwischen grünen Bergen, ist auch von unten traumhaft.

Ein guter Spot fürs Abendessen, Nudeln kochen und Fiskeboller warm machen kann allerdings unter solchen Bedingungen ganz schön kompliziert werden. Der Wind hatte zugenommen und blies uns trotz Windschutz die Flamme immer wieder aus, außerdem war es zu kalt für die Gaspatronen. Während ich versuchte, die offenen zwei Seiten am Kocher abzuschirmen, wärmte Christian die beiden Patronen abwechselnd unter Jacke und Pulli auf und nach nur einer Stunde hatten wir weiche Nudeln und warme Fiskeboller.

Ein bisschen Schönwettercamper sind wir wohl doch. Heute Nacht wollten wir lieber drin schlafen und buchten eine Hütte auf der kleinen Nachbarinsel Gimsoy. Über ganz schmale Straßen und mehrere Brücken erreichten wir diese weite Ebene mit mehreren Teichen und vereinzelten steilen Felsen. Die Blumenwiesen sind auf Gimsoy noch etwas üppiger. Die Hütten liegen am Südzipfel, zwischen den Felsen am Meer. 

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