
Lissabon – Straßenbahn, Gin Tonic und Puddingtörtchen
Und auch eine Ferienwohnung in der Stadt hat ihre Vorteile, was ist das denn für ein Stand auf dem kleinen Platz vor der Tür? Oh, Gin Tonic to go, von nun an war es kein Problem mehr, dass bei einem Badezimmer zu viert nicht alle gleichzeitig fertig sein können, aber es gab immer ein kleines Gerangel, wer als erstes das Haus verlassen kann.
Unter unserem Fenster rattert die Straßenbahn 28 vorbei, auf ihrem Weg durch die schmalen Gässchen der Altstadt, aber dazu später. Wir machten uns erstmal zu Fuß auf den Weg, um dieses steile verwinkelte Labyrinth der Alfama bis hinunter zum Hafen zu erkunden und dann wieder hinauf auf den nächsten Berg. Orientierung? Keine Chance! Und wie sich hier Autos, Straßenbahn und Fußgänger die Gässchen teilen geht auch nicht mit rechten Dingen zu, eigentlich ist nicht mal genug Platz für eines davon. Schon nach ein paar Minuten hatten wir uns völlig in der riesigen atmosphärischen Altstadt verloren.
In krassem Kontrast dazu steht das Viertel Baxia, sich hier verlaufen? Keine Chance! Alle Straßen verlaufen im rechten Winkel zueinander. Außerdem kann man sich gut an den wilden Mustern der breiten Pflasterstraßen orientieren. Ein Schaufensterbummel führte uns zum Elvador de Santa Justa. Ein seltsames Eisengebäude, entworfen von einem Schüler Eifels. Der riesige Aufzug führt nach oben auf eine große Aussichtsplattform und an den Fuß des Barrio Alto. Glücklicherweise landeten wir auch noch perfekt zum Sonnenuntergang dort oben.
Im Barrio Alto verbrachten wir einen Abend, hier ist das Ausgehviertel Lissabons, Bars und Restaurants reihen sich aneinander und auf der Straße ist die Hölle los. Die alten, gepflasterten Gassen bilden im dunkeln eine hübsche Kulisse, atmosphärisch gleicht das Viertel jedoch jedem anderen Touri-Partyviertel, betrunkene aggressive Gruppen, Junggesellenabschiede vom Land, Pippi in jeder Ecke und ältere Leute die mit der Kamera durch die Straßen ziehen, weil sie, so wie wir, im Reiseführer gelesen haben, dass man hier gut ausgehen könne und wieder mal darauf reingefallen sind. Schließlich fanden wir aber doch noch einen gemütlichen Laden mit hausgemachter Sangria aus Weißwein.
Sightseeing mit der Straßenbahn hingegen ist ein Erlebnis, das man so wohl nur in Lissabon findet. Von unserem Gin Tonic Stand gingen wir noch eine Haltestelle nach oben, um ja nichts zu verpassen. Denn hier fährt sie los, die 28 und ratterte mit uns nach unten durch die Altstad. Die ohnehin eigentlich viel zu schmalen Gassen sehen aus dem Wagen aus, als würde die Bahn keinesfalls durchpassen. Dennoch kommt regelmäßig ein einheimisches Auto entgegen und ein abenteuerliches Rangieren beginnt. Kreuz und quer schlängelten wir uns zwischen den alten Gebäuden und unter Wäscheleinen hindurch. Bis wir an der Endstation erschrocken feststellten dass wohl nicht jede Bahn so weit fährt und wir ganz schön lange auf die nächste warten müssten. Ach, egal, wo sind wir hier überhaupt?
Am riesigen Hauptfriedhof der Stadt. Schattige Wege führten uns zwischen den Mausoleen hindurch, einige ganz neu, andere so alt dass sie bereits verfallen und die halb verrotteten Särge hinter den Mauern zum Vorschein kommen. Ein gleichzeitig idyllischer und gespenstischer Ort. Der Boden hier ist zu felsig und zu trocken um Gräber auszuheben, deshalb finden hier alle Bestattungen in den überirdischen kleinen Gebäuden statt. Einige haben Glastüren und man kann dadurch die gestapelten Särge sehen, drin gibt es Sitzgelegenheiten für die Angehörigen. Für uns ist das völlig befremdlich, es riecht hier auch seltsam wenn eine Tür geöffnet wird.
Eine andere, breitere und moderne Straßenbahn brachte uns raus aus dem Stadtzentrum nach Belem. Hauptsehenswürdigkeit hier ist der Torre de Belem. Die Festung ist mitten in den Tejo gebaut und eine Brücke führt auf die alten Mauern. Die Wendeltreppen zu den oberen Stockwerken sind so schmal, dass die Benutzung mit Ampeln und Drehkreuzen geregelt wird. Vom Dach hatten wir eine herrliche Aussicht.
Gleich nebenan liegt die Konditorei Pastéis de Belém, hier gibt es nur ein Produkt, Pastéis de Nata, portugiesische Puddingtörtchen. Die anderen unternahmen noch einen kurzen Shoppingabstecher und Christian und ich bestellten schon mal vier, für alle… und weg. Mist, also nochmal vier für alle. Die leckeren kleinen Törtchen werden mit Zimt bestreut und möglichst heiß gegessen. Das riesige Café hat mehrere große Räume, alle blau gekachelt. Durchgehende Fenster trennen die große Küche vom Gang zwischen den Gasträumen, sodass man die Törtchen vom Ausrollen des Blätterteigs den ganzen Weg zum Teller verfolgen kann.
Vollgestopft mit Törtchen besuchten wir noch das Mosteiro dos Jerónimos und fanden eine ganz besondere Atmosphäre. Weihrauch und schummriges Licht lassen den ungewöhnlich hohen Kirchenraum irgendwie unwirklich erscheinen und alles hier wirkt so still, wenn man von den trubeligen Straßen kommt.