
Lima – San Martin de Porres – la hora peruana
„Besucht meine Familie.“ hatte meine Spanischlehrerin vorgeschlagen, als sie erfuhr dass wir nach Peru wollten und bepackte uns mit Mitbringseln. So landeten wir bei unserer Ankunft in Lima bei Maris Eltern in San Martin de Porres, wo wir auch die nächsten zwei Nächte bleiben würden. Alicia und Salvador sind schon um die 90 und mit ihnen wohnen noch jede Menge andere Leute im Haus, eine Schwester von Marie, zwei Nichten samt Familie und Enkel. So eine riesige Großfamilie ist für uns ganz schön ungewohnt und spannend.
Dank der peruanische Bauweise an der Küste gibt es für große Familien auch kein Platzproblem. Zumindest in diesem Viertel haben die Häuser kein Dach, sodass man bei Bedarf jederzeit ein weiteres Stockwerk oben drauf setzen kann. Bis es soweit ist, werden oben Hühner und die Cuys fürs Mittagessen gehalten. Christian sorgte für Belustigung als er erklärte, dass er Meerschweinchen lieber als Haustier mag als auf dem Teller.
San Martin de Porres besteht überwiegend aus kleinen, parallelen Gassen mit bunten Einfamilienhäusern, in denen sich Hunde und spielende Kinder tummeln. Weil Lima mitten in der Wüste liegt und der regenarme Winter gerade erst zu Ende geht, ist alles mit einer dicken Staubschicht bedeckt.
Ein mal regnete es dann doch schon. Trockenen Fußes durchs Treppenhaus zu kommen ist dann aussichtslos, das Wasser läuft die Stufen hinunter und auf dem Weg zum Bad kann man mit der Dusche schon vorher beginnen. Bald, wenn es Sommer wird und der Regen häufiger kommt, wird der Hausflur einfach oben mit Folie abgedeckt. Dafür gibt es hier auch keinen Schimmel in den Häusern, auch wenn es warm und feucht ist.
Nachdem wir am Morgen von hunderten Hähnen geweckt worden waren, jeder in dieser 8 Mio Einwohner Stadt hat scheinbar einen, ging es erstmal auf den Markt auf der anderen Seite der Panamericana.
Einen Marktplatz gibt es nicht. Zwischen kleinen Geschäften und schmalen verwinkelten Gängen die tief in Gebäude oder zwischen ihnen durch führen breiten sich endlos und unübersichtlich Gemüse und Fleischstände aus. Aufgeschnittene Hühner hängen über den Köpfen der Verkäufer und zwischen drin sitzen hier und da Gewürzhändler und breitet ihre Waren auf dem Boden aus. Ein buntes Durcheinander, in dem wir nach wenigen Minuten die Orientierung verloren hatten. An den Ecken gab es kleine, überfüllte Essensstände wo Tamales auf kleinen Plastikhockern verspeist wurden. Obst wurde von den Ladeflächen der LKW verkauft. Außerdem gab es Spielzeug, Baumarktartikel, Autos und und und.
Olga und Leslie hatten wir bereits am ersten überfüllten Stand aus den Augen verloren, wo sie Gemüse kauften. Das funktioniert hier so: Man drängt sich möglichst weit in der Menge nach vorn und brüllt so laut wie möglich was man haben möchte. Der Verkäufer brüllt dann zurück, “que mas?”, packt alles zusammen in eine Tüte, reicht sie durch die Menge und auf dem gleichen Weg schickt man das Geld zum Stand.
Wir entdeckten einen Getränkeladen und erfrischten uns mit einer Inca Cola. Das knallgelbe Gebräu ist in Peru beliebter als Coca Cola und wir werden uns nicht so richtig einig, was wir davon halten. Für meinen Geschmack schmeckt es widerliche nach Zucker mit Chemie, Christian findet es ganz gut.
Gegen halb eins machten wir uns die Suche nach dem Rückweg. Salvador hatte uns mehrfach eingetrichtert um Punkt Eins zurück zu sein, denn um Punkt Eins gäbe es Essen. Von Marie wurden wir allerdings schon zu Hause über die hora peruana informiert und hatten deshalb auch schon eine Idee was Punkt Eins bedeutet. Genug Zeit um mit den Kindern zu spielen und uns von Salvador von den Highlights des Landes vorschwärmen zu lassen, im Gewusel der Küche fanden wir keinen Platz mehr. Punkt Vier war das Essen fertig.
Ein Festmahl mit den leckersten peruanischen Spezialitäten. Es gab Causa, ein kalter Auflauf aus Thunfisch und Kartoffelbrei, verschiedene Gerichte mit Fleisch und selbstverständlich Ceviche, das peruanische Nationalgericht, roher Fisch in Limettensaft mit Koriander und Zwiebeln, Yuca und eine große Schüssel mit riesigen Maiskörnern. Dazu einen süßen Dicken Saft aus rotem Mais und natürlich Inca Cola.
Wir fragten nach den Zutaten für Causa und bekamen mehrere Kartoffelsorten aufgezählt, die unbedingt rein müssen. Tja, zu Hause werden es wohl einfach nur Kartoffeln werden.