
Lillehammer und Nøtterøy – was macht denn mein Ghettoblaster im Museum?
Langsam mussten wir den Rückweg Richtung Oslo einschlagen, für den ein oder anderen Zwischenstopp war aber noch Zeit. Zum Beispiel in Lillehammer. Hier gibt es das größte Freilichtmuseum Norwegens, Maihaugen.
Kaum waren wir drin, beeindruckte uns schon die wunderschöne kleine Stabkirche an einem idyllischen Seerosenteich und ringsum ein kleines Dorf. In manche Häuser konnten wir hinein. In den ältesten gab es eine offene Feuerstelle in der Mitte der niedrigen gemütlichen Räume. In manchen Häusern gab es sogar mehrere Wohnungen und irgendwie wirkten sie von innen immer viel größer.
Hier erfuhren wir auch, wie die bewachsenen Dächer, die man zum Teil noch heute sieht, beschaffen sind. Birkenrinde wird als Unterlage benutzt und überlappt wie Dachziegeln.
Außerhalb des Dorfes, an einem See zweigt ein Weg zu den Almen ab. Zwischen Kuhweiden verstreut liegen die kleinen Hütten in hügeligem Gelände. Hier trafen wir die Milchmagd vor ihrem Häuschen, sie versuchte gerade, Waffeln im Kamin zu backen und erzählte uns vom Leben der Mägde in den kleinen Hütten. Den Sommer über waren die Frauen allein mit den Kühen, ab und zu kam jemand vorbei um Milch zu holen und den Käse, den sie herstellte und brachte, was sie sonst so brauchte. Im Herbst wurde für die Milchmägde ein großes Fest veranstaltet, weil ihre Arbeit so wichtig war. Den Winter verbrachten sie bei den Tieren im Stall.
Wir schlenderten weiter am Waldrand entlang und kamen zu einem riesigen Bauernhof. Der wurde in den 30ern gebaut mit staatlicher Förderung um die Menschen vom Auswandern abzuhalten. Die beiden Wohnungen darin waren noch original eingerichtet.
Von hier ging es wieder nach unten in einen anderen Teil des Museums. In einem moderneren Dorf waren Häuser aus allen Dekaden eingerichtet, von den 20ern bis 00ern. Im 70er Haus entdeckten wir ein paar Dinge, die wir aus den Häusern unserer Großeltern kannten, Möbel und Küchengeräte.
Uns interessierte am meisten, was wohl im 90er Jahre Haus ausgestellt war. Dort wurden wir erstmal von einem Mann im Morgenmantel empfangen, der an einem altertümlichen PC hockte. Aha, so war das also in den 90ern. Etwas erschrocken war ich, als ich im Regal meinen alten Ghettoblaster entdeckte, den ich erst vor drei Jahren beim letzten Umzug entsorgt hatte und auch nur, weil er nicht mehr richtig funktionierte. Gehören unsere Alltagsgegenstände schon ins Museum? Ein paar Möbelstücke kamen uns hier noch vertraut vor, wir vermuteten mehr im 80er Haus, doch das war leider zu.
Das 60er Jahre Haus war das Elternhaus der Königin, mit mehreren Wohnzimmern. Die älteren Häuser beschränken sich auf ein Zimmer zum leben, also die Küche und ein ungenutztes Wohnzimmer. Ab den 40ern schien Plastik in Mode zu kommen.
Wir beendeten den Museumsbesuch in einem alten Ortskern, mit Geschäften und Post und alten Autos. In der Post gab es eine Postbotenausstellung, von schwer bewaffnet mit Postkutsche, bis zum Paketshop im Supermarkt.
Am Abend erreichten wir einen versteckten Campingplatz auf der Westseite des Oslofjords, Ørastranda in Nøtterøy. Ein herrliches Fleckchen im Nirgendwo, perfekt für einen Badetag. Der Platz war fest in der Hand von Dauercampern, wir waren die einzigen Gäste. Nachts wurde es hier zum ersten mal wieder ganz dunkel, wenn auch nur ganz kurz.
Am Morgen unternahmen wir eine kleine Wanderung am Strand entlang und durch den Wald ins nächste Dorf. Im Fjord gibt es eine kleine Insel mit Leuchtturm, von der uns hunderte kreischende Möwen beobachteten.
Anschließend wollten wir baden. Der Platzwart zeigte uns den besten Einstieg, über einen Steg an der Wiese nebenan. Perfekt, das Wasser war überraschend warm und ist für Brackwasser ganz schön salzig. Die Kulisse zwischen einer kleinen Insel mit einer einzelnen Holzhütte, Wiese und Meer ist traumhaft. Die Wiese zieht sich über felsige Terrassen den Hügel hinauf, ein toller Platz um bei einem norwegischen Dosenbier zu trocknen. So ließen wir den letzte Urlaubstag verstreichen und genossen am Abend nochmal den endlosen Sonnenuntergang.