Las Alpujarras – Dörfer und Schluchten in der Sierra Nevada

Las Alpujarras – Dörfer und Schluchten in der Sierra Nevada

Schon die Anfahrt in die Sierra Nevada ist abenteuerlich, spektakuläre Brücken über tiefe Schluchten und “freischwebend” an Felswänden entlang. Was für eine Autobahn. Die Alpujarras, eine zerklüftete Landschaft gespickt mit kleinen weißen Dörfern liegt an der Südflanke des Gebirges.

Wir campieren in Órgiva, in der Nähe eines riesigen blauen Stausees. Der Platz ist winzig und es gibt nur wenige Wohnmobile, hauptsächlich Zelte. Wir fanden einen Platz unter einem alten knorrigen Olivenbaum und erfrischten uns erstmal im Pool, der im Verhältnis zum Platz riesig ist. Beim Schwimmen hat man eine traumhafte Aussicht auf die umliegenden Berge. Überall wuchern blühende, duftende Sträucher und es herrscht eine gelassene Gebirgsathmosphäre. Vor allem im Vergleich zu Granada laufen die Uhren hier oben wesentlich langsamer. Eine Gemeinsamkeit gibt es jedoch, die gratis Tapas zum obligatorischen Nachmittags-Tinto de Verano. 

Hier oben gibt es kaum Lichtverschmutzung und wenn es dunkel wird, sieht man in den umliegenden Bergen weit entfernte Dörfer als kleine leuchtende Muster. Und weil der Platz so klein und unverstellt ist, kann man den riesigen Vollmond auf seiner ganzen Bahn durchs Gebirge beobachten. Der beste Platz dafür ist natürlich unter unserem Olivenbaum. 

Wir bekamen ein paar Wanderungen empfohlen, die sich eher als Spaziergänge entpuppten. Da es nur wenig Schatten gibt war das vielleicht auch besser so. 

Wir fuhren zunächst über spektakuläre Schluchten nach Pórtugos, noch höher in die Berge. Hinter jeder Kurve überraschte uns eine noch beeindruckendere Aussicht.

In Pórtugos und einigen anderen Dörfern findet gerade ein Festival für Klassische Musik statt, dem wir eine Weile im Trubel eines belebten Platzes lauschten. Dann hatten wir Hunger und machten uns in den schmalen Gässchen auf die Suche nach einem Restaurant, glücklicherweise nur wenige Minuten vor allen Anderen. 

Der Kellner schlug uns schwer begeistert vor, die Spezialitäten der Alpujarras zu probieren. Leckere Würstchen und Speck, dazu eine Nudelsuppe mit Rindfleisch. Er kam dann mit einem riesigen Teller Salat, mit Feigen und Nüssen zurück, der für mindestens vier Personen gereicht hätte und meinte, der ginge aufs Haus. Vielleicht haben die Tapas hier andere Dimensionen oder nur das richtige Verhältnis zum Getränk, denn der Tinto de Verano war ein halber Liter und bestand fast ausschließlich aus Tinto.  

Von Pórtugos führt ein Wanderweg zu einem eisenhaltigen Wasserfall. Durch Pferdeweiden ging es bergab zu einer kleinen Kapelle. Von dort kletterten wir steile Treppen nach unten und eine rostrote Schlucht. Nur wenige Meter entfernt von einem vollen Picknickplatz fühlten wir uns hier unten völlig abgeschieden, nur das Rauschen des riesigen roten Wasserfalls war zu hören. Aus der engen Schlucht konnten wir nicht einmal die Oberkante der steilen, verwucherten Wände sehen. Die Felsen rings um uns herum waren mit duklem Moos und Farn bewachsen und überall plätscherte es. Ein Pfad an einem kleinen Bach führt noch ein Stück weiter durch die Schlucht.    

Eine weitere kurze Wanderung unternahmen wir in Capileira, unter schattigen Kastanien. Capileira ist eines der schönsten Dörfer in der Sierra Nevada. Hier gibt es zahllose der runden, windschiefen Schornsteine, die so typisch für die Alpujarras sind und überall wachsen Geranien, Kakteen und duftende Sträucher. 

Bevor wir weiter fuhren, wollten wir uns ein Getränk kaufen und fanden uns im wohl größten Souvenirladen Spaniens, ein riesiger kafkaesker Raum, vollgestopft mit Keramik, Spielzeug, Stofftieren und Teppichen, Süßigkeiten, Wein, und und und. Unübersichtlich vollgestellte Regale türmten sich hinter am Boden gestapelten Töpfen und Textilien und kaum ein einziger Kunde fand Platz in diesem Geschäft. Nirgends konnte man durch, ohne irgendwo dagegen zu stoßen. Bald hatten wir die Orientierung und den Sichtkontakt zum Verkäufer verloren und versuchten schnell aus diesem Labyrinth wieder heraus zu finden.

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