
Kotor – Die Bucht aus dem Bilderbuch – mit Katzen
Tschüß Albanien, die Ausreise, hoch oben in den Bergen über dem Skodersee ging schnell, dann standen wir fast zwei Stunden an der Einreise nach Montenegro, das Auto wurde gewogen, die Pässe schon in der Schlange eingesammelt und der Grenzbeamte machte einen völlig überarbeiteten Eindruck und würdigte uns keines Blickes. Nach ein paar Ortschaften ging es weiter über Feldwege, durch dunkle Wiesen und Wälder und bald steil zum Meer hinunter. Wir kamen noch bis nach Utheja, dann war Schlafenszeit. Auf dem Campingplatz am Strand wurden wir zum Glück noch spät abends empfangen und die Besitzerin half uns, im Dunkeln einen schönen Platz zu finden.
Der Platz war ein sehr sehr alter Olivenhain. Im Dunkeln wirkten die 300 Jahre alten, knorrigen und löchrigen Bäume mit ihren langen Ästen wie Gespenster, am Tage waren sie einfach nur beeindruckend.
Von hier war es nicht mehr weit bis Kotor und wir beschlossen, noch ein paar Tage in der Bucht zu verbringen. Keine Raststätte und kein Gebüsch in diesem Land, eine lange überfällige Pipipause führte uns kurz vor Kotor zu einem riesigen Parkplatz im Nirgendwo. Was ist das wohl? Eine Seilbahn. Wo fährt die wohl hin? Keine Ahnung, lass uns einsteigen. In der Ticketschlange standen Leute mit Wanderschuhen und warmen Jacken, und ich, mit Sommerkleid und Sandalen. Aber die Seilbahn sah von unten auch nicht so hoch aus, die übertreiben. Bald schon näherten wir uns dem vermeintlich oberen Ende. Tja, wir hielten aber nicht und jetzt war auch kein Ende mehr in Sicht, endlos führte das Seil vor uns einen steilen Abhang hinauf. Klar, die Fahrt sollte ja auch 15 Minuten dauern, was hatten wir uns dabei gedacht?
Da öffnete sich neben uns ein Tal und gab den Blick auf die gesamte riesige Bucht von Kotor frei, kleine Dörfer und Häfen schmiegen sich am Wasser an den umliegenden Fels und zum Meer hin öffnet sich die Bucht in eine zerpflückte Inselwelt.
Oben angekommen suchten wir den besten Aussichtspunkt, kraxelten auf einen etwas höheren Fels und standen schließlich direkt über Kotor. Seltsamerweise war dieser Fels kaum besucht. Lange bestaunten wir die Landschaft unter uns. Was für eine Aussicht, und so unerwartet. Rings ums Wasser klammern sich kleine Städtchen und Dörfer an den steilen Fels, hier und da sticht ein Kirchturm heraus und wir konnten sehen, wie sich die Stadtmauer von Kotor durchs Gebirge schlängelt.
Dann war noch Zeit für ein Stück Kuchen, oder die typische riesen Balkanpraline in Kuchestückform, auf der Aussichtsterrasse an der Seilbahn. Denn wir konnten uns von der Aussicht nur schwer losreißen.
Aber wir wollten ja noch nach Kotor. Im Tunnel vor der Stadt baute sich schon ein riesiger Stau bis ins Zentrum auf. Wir parkten im erstbesten Wohngebiet und gingen zu Fuß weiter, bis der Hafen und die verwitterte Stadtmauer vor uns auftauchen. Wie winzig die Altstadt vor der hohen steilen Felswand wirkt. Und auch hinter dem Stadttor geht es eher niedlich zu. Zeitweise gehörte die Stadt zu Venedig, das sieht man, am Baustil und außerdem reiht sich eine Kirche an die nächste.
Wir ließen und durch die Gassen treiben. In Meeresnähe war das noch übersichtlich, aber je weiter wir uns vom Wasser entfernten, um so unübersichtlicher wurde das Gewirr aus Treppen, Durchgängen, Sackgassen und kleinen Plätzen. Wir stolperten ins Katzenmuseum, zwei kleine Räume mit Katzenbildern, Zeitungsartikeln und kuriosen Katzengeschichten aus allen Epochen und aller Welt, Katzen im Krieg, Katzen in der Antike,…. Die Kasse bewacht ein großer, schnarchiger Stubentiger.
Von den vielen Kirchen suchten wir uns die Sankt-Tryphon Kathedrale, mit griechischen Säulen im Inneren aus. Im Obergeschoss befindet sich eine absurd große Reliquiensammlung mit Knochensplittern von zahllosen Heiligen in zinnerne Beine, Brustkörbe und andere Gefäße eingebaut.
In einem winzigen, etwas zugewucherten Innenhof zwischen hohen Mauern und Treppen fanden wir ein leckeres Abendessen, während die Abenddämmerung die ganze Altstadt in ein geheimnisvolles Licht tauchte. Dann suchten wir einen Weg aus der Stadt, durch die schummrigen, verworrenen Gassen und fanden zum Flusstor, dass wie ein Tunnel über eine glitschige Holzbrücke durch die dicke Stadtmauer führt.
Die Nacht verbrachten wir auf einem winzigen idyllischen Platz, natürlich am Wasser, mit Blick auf die beleuchteten Orte am anderen Ufer. Einen davon wollten wir am nächsten Tag noch ansehen, das niedliche Perast.
Weil das Wetter am Morgen verregnet war, suchten wir uns in dem winzigen Städtchen erstmal ein Frühstücksrestaurant. In einem mit Weinreben überwucherten Wintergarten ergatterten wir einen trockenen Tisch mit Blick auf Wasser und die Skyline von Perast.
Perast ist höchstens einen Kilometer lang und vielleicht hundert Meter breit, gerade groß genug für einen kurzen Spaziergang, aber ein atemberaubender Anblick. Alte Steinhäuser und Kirchtürme zieren die zwei parallelen Straßen und die Treppen der Stadt, davor liegt eine Uferpromenade mit Palmen und Blüten und draußen in der Bucht, winzige Inselchen mit Friedhof und Kloster. Das Wetter, mit Wechsel zwischen Sonnenschein und düsteren Wolken, tat sein Übriges, zu diesem Anblick. Stellenweise ist der Weg am Ufer so gewunden, dass man die gesamte Stadt überblickt. Perast kommt direkt aus dem Bilderbuch. Über die Stadt verteilt erzählen Kunstwerke die Geschichte eines grausamen Überfalls im Mittelalter.