Jiuzhaigou – neun bunte Dörfer, 114 Seen

Jiuzhaigou – neun bunte Dörfer, 114 Seen

Immer noch in Sichuan landeten wir nach einem kurzen, spektakulärem Flug in einer ganz anderen Welt in Jiuzhaigou in einer autonomen Region, nahe der tibetischen Grenze. Das Mingebirge ist ein Ausläufer des Himalaya und der Anflug war ein Abenteuer. Wir überquerten faszinierende Berge und Schluchten, so nah, dass ich befürchtete, das Flugzeug würde einen Gipfel streifen und plötzlich setzte es, ohne an Höhe zu verlieren auf der Landebahn auf, die am Rand einer Schlucht beginnt. Beim Weiterflug war es ähnlich, das Flugzeug fuhr die Startbahn entlang und fast ohne nach oben zu ziehen, ging es über den Rand der Schlucht und war in der Luft.

An dem kleinen Flughafen nahmen wir ein Taxi und der Taxifahrer bot uns an, uns für umgerechnet 200€ die nächsten zwei Tage zur Verfügung zu stehen, da es in dieser ländlichen Gegend keine öffentlichen Verkehrsmittel gibt, nahmen wir das Angebot an.

Höhe und Klima machten uns etwas zu schaffen, die Luft war dünn auf 3500 Metern und natürlich ziemlich kalt. Die karge, etwas vernebelte Landschaft hatte eine mystische Atmosphäre, hier und da grasten Yaks am Straßenrand und die steilen Stellen waren mit Gebetsfahnen „gesichert“.

Im Hotel angekommen, wollten wir uns erstmal etwas ausruhen. Ich legte mich hin während Christian im Bad war, als das Telefon klingelte. Ich war etwas überrascht und in der Ahnung, dass ich sowieso nicht verstehen würde was die Person am anderen Ende will, versteckte ich mich vor dem lauten Klingeln unter der Decke. Christian kam bald hektisch ins Zimmer, nahm den Hörer ab und sagte, dass alles ok sei. Seltsam.

Wegen der Höhe war im Bad ein roter Notrufknopf angebracht, den Christian mit der Klospühlung verwechselte. Nachdem er ihn gedrückt hatte, fing das Telefon daneben an zu klingeln und als er abheben wollte, fiel das Telefon aus der Wand.

Wir sahen uns etwas den kleinen Ort an, der mehr Touristen als Einheimische beherbergte. Ein eisblauer kalter Bach sprudelt durch das Dorf und überall gibt es Gebetsmühlen und -fahnen, deren Bedeutung wir nun auch verstanden. Es geht darum, dass die Gebete vom Wind gelesen werden. Auf einem kleinen Platz fanden wir eine Skulptur, die uns verdächtig an die Bremer Stadtmusikanten erinnerte, nur mit anderen Tieren. Und tatsächlich ist die Geschichte eine ähnliche. Außerdem gab es einen kleinen Markt und einige Cafes.

Für den Abend hatte unser Taxifahrer uns irgendwie Tickets für eine ziemlich ausverkaufte Aufführung eines Musicals besorgt. Es gab sogar englische Untertitel, obwohl wir die einzigen Ausländer waren und war unglaublich schön und aufwendig. Die Story erzählte vom Leben, Kultur und Religion der Tibeter, die in dieser Gegend leben.

Warum man eigentlich nach Jouzhaigou kommt, ist der gleichnamige Nationalpark. Der Name bedeutet 9-Dörfer-Tal. Durch den Park kann man wandern oder mit dem Bus fahren. Die Busse haben keinen festen Fahrplan und halten an allen Sehenswürdigkeiten, denn Chinesen wandern offenbar nicht gern. Wir nutzen ihn ein paar mal um im Park nach oben und wieder nach unten zu kommen, denn leider verbrachten wir nur einen Tag im Park. Der erste See an dem wir ausstiegen war riesig, mit einem Plankenweg in der Mitte und kaum waren wir ein Stück darüber gegangen, waren die Touristenmassen verschwunden. Die meisten steigen nur aus, machen ein Foto und steigen wieder ein. Wir wollten uns jedoch den ein oder anderen Spaziergang gönnen um diese eigentümliche, beeindruckende Landschaft zu genießen.

Etwas weiter oben kamen wir in ein Dorf, das aus bunten kleinen Häusern besteht, in denen tagsüber hauptsächlich die alte Leute zu Hause sind. Xi und ich machten im Dorf noch einen Abstecher zur Toilette, wärend Christian am Eingang, in der Nähe der Reisebushaltestelle wartete. Als wir zurück kamen, war er verschwunden. Bald entdeckten wir eine Menschentraube vor einem Reisebus und Christian mittendrin. Die chinesischen Touristen hatten sich angestellt, um einer nach dem anderen ein Foto mit ihm zu machen.

Nach dem Shooting fuhren wir ein Stück nach oben, wo es eine kleine Hütte mit einer Gebetsmühle gibt, die in der Strömung eines Baches steht. Die Mühle wird vom Bach angetrieben. Von hier folgten wir einem Weg an einem herrlichen, langen Wasserfall entlang, der über bemooste Felsen rauscht bis zur nächsten Mühle. Eigentlich besteht der halbe Nationalpark aus Wasserfall.

Zwischendurch gab es noch eine weitere interessante Toilettenpause, in einem umgebauten Bus. Drin gab es kleine Kabinen, die im Sitzen bis auf Schulterhöhe abgetrennt waren, sodass man sich gut mit dem Nachbarn über die besten Seen austauschen konnte.

Dann fuhren wir ganz nach oben, zu einen See der von schneebedeckten Bergen eingerahmt wird. Die wenigen Bäume hier waren mit tropfendem Moos bewachsen.

Wieder weiter unten trafen wir auf ein buntes Spektakel, aus zahllosen Blau- und Grüntönen und auf Bäume die volkommen unbeschadet in blauem Wasser lagen, ohne zu verrotten. Außderdem gab es einen bunten See, ohne Zu- und Abfluss und plötzlich fanden wir uns auf Holzplanken inmitten eines riesigen, rauschendem Wasserfall der die komplette Landschaft um uns herum einnahm. Mittendrin wuchsen einzelne Sträucher auf kleinen Inseln. Diese Landschaft in der unwirklichen Atmosphäre des Hochgebirges ist unbeschreiblich. Das wechselhafte Wetter mit Regen und Sonnenschein und Nebel tat sein übriges.   

Die Kommentare sind geschlossen.