Jerez de la Frontera – Sherry im Spukpalast

Jerez de la Frontera – Sherry im Spukpalast

Jerez de la Frontera, hier hat also der Sherry seinen Namen her, aus seiner Geburtsstadt. Das wollten wir uns genauer ansehen. Erstmal brauchten wir eine Unterkunft, die ich auf der Fahrt noch schnell ausgesucht hatte. Christian glaubte nicht so ganz an meinen Verstand, als ich an der Museumskasse eines kleines Palastes fragte, ob wir im Museum übernachten können. Ging aber klar und wir wurden eine knarzende Holztreppe nach oben und durch einen langen Flur voll mit Jagdtrophäen und gruseligen Bildern, in ein gemütlich antikes Zimmer geführt. Unten gab es einen Palastgarten mit Pool. Vom Bad aus konnten wir die Führungen durch den Garten beobachten und wurden den Teilnehmern vielleicht als Hausgeister verkauft. Ein bischen gruselig war die Tatsache, dass wir die Einzigen Gäste hier waren. 

Am Abend machten wir uns auf die Suche nach einer Tabanco, die für Jerez typischen verrauchten Bars in denen es Sherry und Tapas gibt und manchmal auch Flamenco. Die mit Flamenco waren uns für die aktuellen Coronazahlen leider doch zu vollgestopft, die Einheimischen stapelten sich darin an den Theken. Also nur Sherry und Tapas für uns. Dafür fanden wir im Plaza Plateros noch ein Plätzchen an der Theke und bestellten uns eine Auswahl mit 5 verschiedenen Weinen von staubtrocken bis klebrig süß (Fino, Amontillado, Oloroso, Oloroso dulce und Mascatel) und dazu eine Käseplatte. So schmeckt also Sherry, genau genommen ziemlich gut. Die Auswahl war riesig, sicher mehrere hundert Sorten gab es hier. 

Der Vollständigkeit halber bestellten wir zum Abendessen noch einen Manzanilla, der nicht in Jerez sondern nur im Nachbarort Sanlúcar de Barrameda reifen darf. Von den trockenen war der der interessanteste, weil er etwas salzig und fruchtig schmeckt. Abendessen nach einem ausgiebigen Kneipenbesuch geht wohl so nur in Spanien, es war schon weit nach zehn, als wir ein Restaurant in dem schmalen Durchgang zwischen unserem Palast und dem Plaza del Arenal ausgesucht hatten.

Der älteste Sherry Produzent in Jerez ist die Bodega Gonzalez Byass. Der etwas grummelige Tourguide war schwer verständlich, reagierte aber auf Kritik nur mit der Empfehlung, man solle noch ein paar trinken, dann würde man jede Sprache verstehen. Gut, dafür waren wir hier. 

Die größte Herausforderung ist es, bei diesem Klima die Fässer kühl zu halten und tatsächlich herrschten im ganzen Gelände angenehme Temperaturen. Alle Wege sind mit alten Weinpflanzen überwuchert und durch die dicken Mauern bleibt es drin auch frisch. Die Fässer lagern hier über mehrere Jahre und werden immer wieder mit neuem Wein versetzt. Der Sherry wird dabei aus den untersten Fässern abgenommen und von oben nachgefüllt. So bleibt die Qualität gleich. 

Einige Fässer lagern hier schon seit über hundert Jahren und in einer Halle hat sich auf jedem Fass ein prominenter Besucher verewigt. 

In einer anderen Lagerhalle kommen auch die Mäuse auf ihre Kosten. Eine kleine Leiter führt sie zu Rand des Glases, das regelmäßig für sie aufgefüllt wird. Allerdings fragten wir uns, ob was uns so niedlich erscheint nicht in Wirklichkeit eine extravagante Mausefalle ist.

Am Ende der Führung gab es einen Fino und einen Oloroso, der nach ziemlich leckeren Rosinen schmeckte. Rosinen werden, statt Zucker wie beim Portwein, zum süßen des Sherrys verwendet. Dazu bekamen wir Bratenstücke, Nüsse und Käse.

Die Kommentare sind geschlossen.