Hongkong – Stadtviertel – ein Haus, eine Kleinstadt

Hongkong – Stadtviertel – ein Haus, eine Kleinstadt

Wir wohnten in Kowloon in einem Mietshaus in Tsim Sha Tsui. Das Hotel im Haus zu finden war eine Herausforderung. Das Haus hat 16 Stockwerke. In den unteren drei sind kleine Geschäfte und Schneider, die uns täglich 100 mal fragten “Tailor for you?”. Sie funktionierten dabei wie Bewegungsmelder und schauten kaum von ihrem Smartphone auf wenn wir vorbei liefen. Nur einzelne sprangen uns übermotiviert in den Weg. Im Erdgeschoss befinden sich drei 7-eleven. Jetzt könnte man meinen es handelt sich um eine riesige Mall, von Grundriss hat das Haus aber die größe eines durchschnittlichen Wohnhochhauses und wir vermuten dass ca. 1000 bis 1500 Leute darin leben. Am Aufzug gab es einen Aushang für die Eigentümerversammlung, wir hätten Eintritt bezahlt um dort zuschauen zu dürfen.

Im Nachbargebäude läuft die Versammlung sicher anders ab, das Chungking Mansion gehört der Mafia und hat im Erdgeschoss mehr Wechselstuben als andere Läden.

Zurück zu unserem Haus. Allein auf unserem Stockwerk gab es drei Hotels, natürlich mit winzigen Zimmern, in unserem gab es 6 der winzigen Kämmerchen. Zum Duschen musste man sich neben die Toilette quetschen und vor dem 1,30m breiten Bett waren noch ca 30 cm Platz. Von allen Sehenswürdigkeiten in Hongkong faszinierte mich dieses Haus am meisten. Auf den Balkonen waren immer Menschen, die rauchten, Wäsche aufhängten, Pflanzen pflegten oder spielende Kinder. Auf langen Bambusstangen wurde Wäsche im Innenhof getrocknet und im Aufzug stand man immer dicht gedrängt.

Um die Ecke gibt es ein paar Garküchen, an denen sich Mittags lange Schlangen bildeten.

Kowloon ist bis auf die Ecke an der Promenade eher alt und athmosphärisch, im Gegensatz zur mit Malls zugebauten Innenstadt.

Nebenan gibt es eine Moschee, einen Park und weiter nördlich um die Shanghaistreet ein paar alte Einkaufsstraßen die nach Themen aufgeteilt sind, Baumärkte, Haushaltswaren, Lebensmittel,….

Wir besuchten auch den Nachtmarkt an der Tempelstreet. Was für ein Trubel. Es gab allerlei faszinierenden Kitsch, nützliche und nutzlose Dinge, Trödel und schrilles, lautes Plastikspielzeug und ringsherum Straßenrestaurants. Am spannendsten war ein Abschnitt in der Nähe des Tempels, dort gab es eine kleine Straße mit mindestens 50 kleinen Zelten in denen Wahrsager saßen. Bei einigen waren lange Schlangen. Mittendrin gab es außerdem riesige, verrauchte Mahjong Hallen.

Für uns war Kowloon das interessanteste Viertel, aber natürlich besuchten wir noch viele andere Ecken.

Die Insel Hong Kong hat einen ganz anderen Charakter. Das Zentrum ist vollgestopft mit schicken, bunten Malls.

Wenn man genau hinsieht, entdeckt man aber, dass die Stadt eigentlich ein großer mit Dschungel überwucherter Berg ist, auf den man einen überdimensionalen Wald aus Wolkenkratzern gebaut hat. Der Anblick dieser Kombination ist aus allen Perspektiven überwältigend. Manchmal ist der Dschungel sogar lauter als die Stadt.

Die winzigen freien Flächen auf der Insel wurden genutzt um kleine Parks anzulegen, z.B. den Chater Garden und den Hong Kong Park.

Es ist unglaublich, wie grün diese überdimensionale Stadt ist. Weil sie so voll mit Menschen ist, dass ein Bürgersteig an der Straße nicht ausreichen würde, gibt es überall zusätzlich Brücken und auch unterirdisch kommt man zu Fuß von einem Gebäude zum nächsten. Der Weg über die Brücken ist natürlich der schönste. Das Gewirr aus Wegen und Straßen ist überall völlig verwirrend.

Das ganze Ausmaß kann man sich vom Victoria Peak ansehen, den die meisten Leute wohl mit der Peak Tram erklimmen. Wir schauten zwei mal vorbei und waren von der Schlange so geschockt, dass wir den Bus nahmen. Vom Bus hatten wir wahnsinns Aussichten auf die Stadt und die unfassbar vielen Reihen aus unfassbar hohen Häusern am Berg und den Dschungel, der überall versucht sich einen Weg in die Straßen zu bahnen. Von oben kann man die ganze Stadt, die Bucht und den Hafen sehen.

Ein anderer Weg den Berg bis zum Midlevel hinauf ist eine Rolltreppe die über Brücken von einer Querstraße zur nächsten führt, hier ist man mittendrin und auch dort ist die Aussicht toll.

Den unteren Teil der Insel erkundeten wir mit der Ding Ding, einer alten doppelstöckigen Tram aus Holz. Sie tuckerte langsam mit uns durch die abendlichen bunten Häuserschluchten. Wegen den offenen Fenstern wurden wir bei Regen auch etwas nass.

Abends hat man auch von Tsim Sha Tsui einen tollen Blick auf die Skyline der Innenstadt, es gibt sogar eine Lasershow dazu.

Hong Kong und Kowloon fühlen sich an wie eine Mischung aus China, London und drei Volksfesten gleichzeitig und sind mit nichts vergleichbar. Wir besuchten aber auch noch etwas ruhigere Stadtteile, außerhalb. Yuen Long und die Insel Cheung Chau.

Von Cheung Chau hatte ich eine Ferieninsel erwartet, sie ist aber auch fast komplett bebaut. Allerdings mit niedrigeren alten Häusern. Weil sie ein beliebtes Ausflugsziel ist, sind die Straßen aber fast genauso voll wie im Zentrum.

Yuen Long is ein eher alternatives Viertel mit älteren niedrigeren Häusern. Es gibt überall Grafitis, kleine Läden und Straßenstände und ein paar Märkte. Wir trafen uns hier mit Freunden von Xi zum Essen in einem alten Restaurant. Es war riesig, aber trotzdem mussten wir eine Stunde auf einen Tisch warten. Das Essen war natürlich wieder üppig und sehr gut. Zum ersten mal konnten wir uns in China beim Essen auch ohne Hände und Füße unterhalten. Wir freuten uns, dass so viele Leute in Hong Kong Englisch sprechen und wir endlich wieder alles selbst organisieren konnten.   

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