Granada – Tapas Overflow

Granada – Tapas Overflow

Alhambra ja oder nein? Na gut, wenn wir schon mal in der Nähe sind. Also doch ein paar Tage Granada, die mit einem Autofahreralptraum begannen. Google Maps hatte jedenfalls keine Ahnung wo es hier lang geht und schickte uns durch Fußgängerzonen mit automatischen Pollern, über verbotene Busspuren und wieder im Kreis. Panisch steuerten wir das nächste Parkhaus an, das scheinbar für Smarts oder ähnlich winzige Fahrzeuge gebaut worden war. Wie es die vereinzelten SUVs hier rein geschafft hatten, blieb uns ein Rätsel. Als kleines Souvenir gab es den ersten Kratzer am Radkasten, ohne den wird man auf Granadas Straßen ohnehin nicht ernst genommen. 

Ist man das Auto erstmal los, zeigt Granada seine Vorzüge. Zu jedem Getränk ein Tapa, selbst dann wenn man das Getränk zu einem ganz normalen Abendessen bestellt hat. Und so futterten wir uns den Abend über in einer gemütlichen Bar mit obligatorischer Schinkensammlung am Tresen durchs Sortiment, bis wir gänzlich fahruntüchtig waren.

Bei Tageslicht entdeckten wir die Schönheit dieser Stadt zu Fuß, hinter der Tapasmeile beginnt das Maurenviertel Albacín. Schmale Kopfsteinpflastergassen und Treppen schlängeln sich zwischen alten Häusern den Berg hinauf. Viele Gebäude sind bunt mit Keramik und üppig blühenden Pflanzen dekoriert  Hier und da gibt es einen Blick in ein idyllisches Gärtchen oder ein kleines lokales Geschäft. Von den Plätzen des Viertels gibt es die ersten Aussichten auf die gegenüberliegende Alhambra. Eine beeindruckend riesige Anlage. Flamencotänzer verdienen sich eine Kleinigkeit auf den schönsten Plätzen.

Direkt hinter den Ruinen der Stadtmauer beginnt ein ganz anderes Viertel, Sacromonte. Auf den ersten Blick eher ein Berg, als ein Stadtviertel. Nur die weiß getünchten Wände im Tal heben sich von der gelben Landschaft ab und hier und da setzen große Kakteen grüne Tupfer auf den kargen, trockenen Fels. Hier sind die verworrenen Kopfsteinpflastergassen nicht von Häusern gesäumt und man hat einen weiten Blick auf Albacín und die Zypressen zwischen den weißen Häusern. 

In Sacromonte gibt es keine Häuser, nur Fassaden und provisorische Bretterzäune vor den Höhlenwohnungen. Auf den Pfaden hört man Gitarrenmusik und erkennt hier oben oft erst auf den zweiten Blick wo jemand wohnt. Eigentlich wurden die Höhlen in den 60ern geräumt, mittlerweile jedoch von Aussteigern und Obdachlosen wieder besiedelt. Auf dem Berg herrscht eine seltsame Atmosphäre, gespenstisch und geheimnisvoll.   

Auf dem gegenüberliegenden Hügel, der näher an der Innenstadt liegt, werden die unteren Höhlen gerade saniert, eine kurze Fassade lässt sie auf den ersten Blick wie Häuser wirken. Darüber befindet sich ein Museum, weiter unten sind die Felsen legal bewohnt und es gibt Restaurants und Flamencobars darin. 

Wir besuchten das Museum und erfuhren viel über das Leben der einstigen Bewohner dieser Siedlung, bis in die 60er. Die einzelnen Wohnungen, die von Hand in den Fels gegraben wurden, hatten mehrere Räume. Sogar gekocht wurde darin und auch Vieh gehalten. Die Museumshöhlen waren gemütlich eingerichtet, sodass wir sie uns gut bewohnt vorstellen konnten. Auch hier gab es die obligatorische Flamencobar, in der wir ein paar alte Filme aus Sacromonte sehen konnten. 

Auch von hier gab es noch einen wunderbaren Blick auf Granada und die Alhambra.  

Es war schon fast Mittag, also Zeit für einen Tinto de Verano, der den Abstieg etwas abenteuerlicher gestaltete. Wir staunten, als uns in den schmalen Gassen Richtung Stadtzentrum immer wieder Autos begegneten, die Häuser sind in dieser Gegend hauptsächlich mit bunten Lackspuren dekoriert. Der verkratzte Radkasten gehört in Granada einfach dazu. Am Anfang von einigen Straßen gibt es Pfeiler, die wohl die schmalste Stelle anzeigen sollen, aber die meisten davon stehen nicht mehr besonders stabil. Passt schon irgendwie? 

Nun zur Alhambra. Hauptattraktion der Anlage ist der Palacio Nazarenas, der hinter dem palasteigenen Städtchen liegt. Trotz Einlassslot mussten wir erstmal lange anstehen, bevor wir mit einer großen Masse anderer Touristen in die prachtvollen Hallen geschoben wurden. Wände, Decken, Böden und natürlich die vielen Muster waren auch in diesem Palast ziemlich eindrucksvoll. Auch hier gibt es die wahnsinnig aufwändig verzierten Gipswände, geschnitzte Holztüren und Fensterläden. Durch die Menschenmassen ist dieser Prunk aber schwieriger zu genießen als im Alcazar in Sevilla, man wird mehr oder weniger in einer endlosen Menschenmasse daran vorbei geschoben.

Dafür gibt es einige einmalige Highlights, zum Beispiel den Löwenbrunnen, der über die Jahrhunderte immer wieder etwas verändert wurde. Jeder der marmornen Löwen hat einen anderen Blick, alle grinsen etwas irre und der Hof in dem er steht wird von unglaublich aufwändig verzierten Toren gesäumt. Von einer hölzernen Galerie hatten wir außerdem eine Wahnsinns Aussicht auf Granada, die weiße Stadt scheint von hier endlos zu sein. Außerdem beeindruckten uns die vielen bewässerten Innenhöfe mit den duftenden Oleanderhecken. 

Dann gibt es noch den riesigen, beeindruckenden Palastgarten, wo riesige Seerosen in den Teichen wuchern und auch der Rest der Anlage ist sehenswert. Überall rufen kleine Papageien durch die Bäume. Ein schattiges Wäldchen trennt die Alhambra vom Rest der Stadt.       

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