
Gozo – Tage am Meer, …even Policemen
Auf einem großen Emailleteller war maltesisches Brot mit Tomatenpaste angerichtet und die Verkäuferin übergoss das ganze großzügig mit Olivenöl. Wir sollten uns bedienen, am besten alles aufessen. Außerdem gäbe es jetzt Wein, keine Widerrede. Wir probierten den Weißwein, trocken und fruchtig, mit einer salzigen Note, lecker. Und dann noch einen Rotwein und einen Likörwein. Die Flaschen blieben stehen und während wir unser Einkaufskörbchen füllten, wurden wir immer wieder aufgefordert, uns mehr Wein und Brot zu nehmen. Besonders beim Weißwein fiel und das Ablehnen schwer und unsere Bedenken, dass wir noch fahren mussten, wurden mit einem herzhaften Lachen und “Oh, in Malta we all drink and drive, even Policemen.” gekontert.
Wir wollten uns mit ein paar leckeren Spezialitäten der Insel eindecken und so landeten wir im Hofladen Ta Mena, den man in der staubigen Landschaft kaum wahrnimmt. Hinter der schlichten, halb verfallenen Mauer erwartete uns ein rustikaler kleiner Laden mit der geselligen Verkäuferin. In großen Körben findet sich Gebäck, Olivenöl und Käse.
Den Käse gibt es auf Gozo in drei Sorten, frisch, also weich und matschig, ähnlich wie Frischkäse oder zu einem kleinen runden Taler gereift, mit Pfeffer und ohne und das alles in der Variante Schaf oder Ziege. Außerdem kauften wir uns eine Tüte Imquaret, mit Dattel gefüllte, frittierte Teigstückchen, Meersalz aus den zahllosen Salinen und Carobsirup, der aus Johannisbrot gewonnen wird, einer der wenigen Bäume die hier wachsen.
Zum Abschied bekamen wir noch ein paar Orangen geschenkt, wegen des Wassermangels, fallen die dieses Jahr viel zu früh vom Baum und sind deshalb weniger süß aber trotzdem lecker.
Oh, wir sollten mal wieder zum Strand. Whied il-Ghasri sollte es heute sein, eine Art Fjord. Die Anreise führe aber erstmal wieder über abenteuerliche Straßen an der Küste entlang, unter einem ausgewaschenen Felskegel, wo die Wellen auf die Straße platschten in immer schmaler werdende Wege, kilometerweit an den Salinen entlang, bis wir wieder zwischen Mauern mit Kaktusfeigen landeten. Von hier ging es zu Fuß weiter, bis zu einer tiefen Schlucht, in der wir Wasser plätschern und Stimmen hörten. Hier muss es sein, nur noch die steile Treppe hinab und vor uns lag die lange Schlucht, in der sich das Meer wie ein Fluss davon schlängelt. Der Strand selbst ist höchstens drei Meter breit. In Höhlen plätschert das Wasser und man kann unter die ausgewaschenen Felsen schwimmen, von den Felswänden beobachten zahllose kleine Krebse das Geschehen. Was für ein eigenartiger, faszinierender Ort zum Schwimmen.
Am oberen Ende der Schlucht beginnen die Salinen, die uns schon im Vorbeifahren so faszinierten, dass wir am nächsten Tag eine Wanderung unternahmen.
Erst geht es oben an der steilen Wand des Fjord entlang, bis wir die riesige, befremdliche gelbe Fläche erreichten. Nicht wie erwartet, direkt auf Meereshöhe, sondern hoch oben auf den Klippen. An einigen, etwas flacheren Stellen spülen die Wellen bei hohem Seegang gelegentlich Wasser in die natürlichen, labyrinthartigen Becken. Selten genug, dass diese austrocknen und das Salz zurücklassen. So kam man wohl auf die Idee weitere Becken zu graben und das Wasser nach oben zu leiten. Der Rest der Landschaft ist eben und irgendwie schaffen es auch einige Autos hierher, um Tauchen an die mit Leitern versehenen Klippen zu bringen. Und natürlich die Autos der Salinenbesitzer, um das Salz zu ernten.
Kilometerweit zieht sich diese eigentümliche Landschaft an der Küste entlang und hat eine ganz eigene Atmosphäre, unten das wilde Meer, hier oben dieser glatte einfarbige Sandstein so weit das Auge reicht und meistens gespenstische Ruhe. In den Wänden gibt es einige Höhlen.
Zeit mal wieder zum Strand zu gehen. Hondoq Bay war die nächste Wahl, ein alter Hafen, der schon lange nicht mehr in Betrieb ist, mit kleinem Kiesstrand und dem klarsten blauen Wasser.
Außer Baden kann man hier auch herrlich auf den alten Hafenmauern sitzen und den Blick über diese wunderschöne Bucht und nach Comino schweifen lassen. Außerdem gab es in der fröhlichen Strandbar den ersten Lampuki, eine Makrelenart.
Nach dem ersten Bad zog ein frischer Wind auf, nun scheint die Badesaison vorbei.
Dennoch zog es uns wieder ans Meer, dieses Mal ganz in den Norden der Insel, nach Dwejra Bay. Früher stand hier das Azure Window, das leider bei einem Sturm eingestürzt ist. Doch die Klippen sind noch immer faszinierend und wunderschön. Über ein winziges Tal kommt man zum Blue Hole, einem kleinen Felspool mitten im Meer. Zum Baden war es mitlerweile leider zu windig.
Drumherum gibt es faszinierende natürliche Salinen. Die Gegend war außerdem ein Drehort für Game of Thrones und wir machten uns auf die Suche nach den Perspektiven der Serie.
Nur wenige Meter im Landesinneren liegt ein rundes Salzwasserbecken, Inland Sea, zwischen steilen Felswänden. Über eine schmale Höhle hat das Becken Verbindung zum Meer. Am Ufer reihen sich die bunten Tore der Bootshäuser. Wir stiegen in ein kleines Boot, das offensichtlich Touristen rum fuhr. Wieder mal ohne Ticket. Durch die schmale Höhle ging es raus aufs Meer. Hier passen keine zwei Boote aneinander vorbei und die Durchfahrt ging ziemlich schnell, damit die Wellen uns nicht gegen die Wände schaukeln konnten. Draußen auf dem Meer fühlt man sich in dem winzigen Boot etwas verloren unter diesen hohen Klippen. Wir fuhren ein Stück an den Klippen entlang, in eine andere Höhle mit dunkelblauem Wasser und Korallen. Die Decke erinnert an eine Kirche und das Plätschern des Wassers hallt laut darin wieder. Schließlich ging es wieder zurück durch den schmalen Tunnel.
Aha, nun das Ticket. Mitte in der Lagune hielt das Boot nochmal an, hoffentlich haben alle Bargeld dabei.
Einen ganz anderen Küstenstreifen fanden wir weiter südlich, Mistra Rocks. Wobei wir uns das Spektakel nur von oben ansahen, weil wir schon den Zugang zu diesem Irrgarten aus Felsen und Gestrüpp nicht fanden. Wir versuchten vom Ta Sopu Tower, einem alten Wachturm, rein zu kommen, aber dort gab es nur Klippen und eine herrliche Aussicht auf San Blas Bay mit den bunten Bootshäusern. Der Weg hierher führte uns über ein Militärübungsgelände, das an übungsfreien Tagen für Spaziergänger freigegeben wird weil es hier so viele Bäume gibt.
Gestern gab es ein paar wenige Regentropfen, kaum der Rede wert, doch in der kargen Landschaft erschienen überall winzige Blüten und die Blätter von Blumenzwiebeln in der Hoffnung auf mehr Wasser. Seit Mai, so erfuhren wir, hat es hier nicht geregnet, obwohl seit September Zeit dafür wäre.