
Galway – Sessions am Meer
Galway liegt direkt am Meer und wirkt mit den zahllosen Buchten als wäre es komplett von Wasser umgeben. Eine Studentenstadt, in der wir gern etwas länger verweilen. Auch unter der Woche ist hier viel los, in der zahllosen Pubs und auf den sonnigen Straßen.
Als erstes sahen wir uns die Innenstadt an. Am Fluss gibt es Lachstreppen, leider sind hier im Mai noch sehr wenige Fische unterwegs. Über eine Brücke erreichten wir die Galway Cathedral, deren Fenster uns ziemlich beeindruckten. Die Farben sind so leuchtend, als würde zu jeder Zeit die Sonne direkt darauf scheinen.
Am Fluss entlang kamen wir nach einer Weile zu einer großen Bucht, von der wir die Küste der Halbinsel Connemara sehen konnten. Die Küste ist völlig zerfranst, um am Wasser zu bleiben mussten wir immer wieder kleine Brücken überqueren. In Innenstadtnähe gibt es kleine bunte Fischerhäuschen direkt am Wasser.
Vom Spanish Arch, ein Überbleibsel eines alten Stadttores bummelten wir weiter durch die Pflasterstraßen der Altstadt. Tagsüber waren vielen Straßenmusiker unterwegs.
Galway ist berühmt für seine Pubs, also suchten wir bald schon den ersten, das “Séhán Ua Neáchtain”. Ein Einheimischer setzte sich gleich zu uns und erzählte, dass dies einer der ältesten Pubs der Stadt sei und an der Wand ein Bild des ersten Besitzers hinge. Eigentlich ist der Pub mehr ein breiter Gang, der rund um die Theke verläuft, wobei die Theke eigentlich ein geschlossener Raum mit Fenstern ist. Überall stehen Bücherregale mit Krempel und es sieht aus, als hätte seit dem ersten Besitzer auch niemand mehr aufgeräumt. Der Boden ist das Kopfsteinpflaster der Straße.
Ein älterer Mann mit Akkordeon kam herein und sprach jemanden an, ob er mit ihm spielen wolle. Der andere klappte das Klavier auf und es gab eine Weile Musik. Dann ließen sich beide ein Guinness geben und gingen einzeln bald wieder. Wir erfuhren, dass die Musiker hier nicht wie in Dublin zusammen als Band kommen, sondern einzeln durch die Pubs ziehen und zufällig aufeinander treffen.
Galway ist auch für diese Sessions bekannt.
Bald zogen auch wir weiter und es war etwas seltsam am Nachmittag aus dem schummrigen Pub wieder ans Tageslicht zu kommen. Auch draußen gab es noch Musik.
Der nächste Pub, das Tig Coílí war schon ziemlich voll und ebenso alt wie der letzte, allerdings ist er spärlicher eingerichtet, nur die Wände sind komplett mit Bildern von Gästen behangen. Es gibt nur einen großen runden Tisch und der ist für die Musiker. Hier lauschten wir der ersten traditionellen Session mit wirklich vielen, ständig wechselnden Leuten. Am Tisch saßen immer mehrere Musiker, zog einer weiter kam bald jemand anderes dazu. Sie sangen gemeinsam oder spielten nur ihre Instrumente und manchmal gab es ein Solo. Währenddessen wurde in dem vollen Pub nicht geredet, alle lauschten der Musik.
Hier war auch wieder die Toilette interessant, bei den Männern gab es Viagra, bei den Frauen ein Glätteisen.
Im Tig Collí trafen wir auf eine koreanische Touristin, mit der wir den Rest des Abends weiter zogen. Später z.B. ins Monroes, ein großer hoher und für einen Pub wirklich kahler Raum erwartete uns. Das Monroes ist ein Tanzsaal und die meisten Gäste waren hier um gemeinsam traditionelle irische Tänze zu tanzen. Vom Mitmachen hatten wir leider keine Ahnung, aber Zusehen war lohnenswert.
An einem anderen Tag landeten wir im kafkaesken Quays, ein Labyrinth aus Gängen und Rampen über mehrere Stockwerke. Ein beliebtes Bier hier ist das Galway Hooker, angeblich nach einem Boot benannt, es schmeckt nach Litschi.
Von Galway sind auch die Aran Islands zu erreichen, wir buchten uns eine Fähre nach Inishmore. Die war ziemlich voll und bei starkem Wellengang hatten wir zwar Spaß, mussten uns aber auch gut festhalten. Auf der Insel angekommen erwarteten uns erstmal zahlreiche Touristengefährte, alle paar Meter bot uns jemand eine Kutsche oder ein Busticket an. Wir wollten die Insel lieber zu Fuß erkunden, deckten uns im Supermarkt mit dem nötigsten für ein Picknick ein und konnten, kaum waren wir aus dem Ort, die seltsame Landschaft ganz ungestört erkunden. Die Inseln gehören zur Burren Region, doch der Fels ist hier ganz dunkel, fast schwarz und ragt eckig und kantig aus dem Meer. Die Schafdichte ist hier geringer als anderswo, dafür gibt es jede Menge Pferde auf den kargen Weiden, vermutlich für die Touristenkutschen.
Unseren Picknickplatz fanden wir auf den schroffen Felsen am Meer, in der Nähe einer Burgruine, von der leider nicht viel erhalten ist. Daneben fällt ein kleines Tal ab. Wie eindrucksvoll eine Burg auf diesen schwarzen Felsterrassen gewesen sein muss, konnten wir uns gut vorstellen.
Vom Galway wollten wir lieber mit dem Auto weiter, denn Busverbindungen sind auf dem Land selten. Ich kam mir etwas vor wie in der ersten Fahrstunde und stieg als Fahrer erstmal auf der falschen Seite ein. Der geschäftstüchtige Autovermieter bot uns daraufhin direkt eine teurere Versicherung an.