
Eungella – im Platypus Bush Camp – Platypus, Kookaburra und Flughund
Weil es in Yeppoon so furchtbar heiß war, fuhren wir am nächsten Tag in der Hoffnung auf Abkühlung weiter in die Berge, tief in den Dschungel des Eungella Nationalpark. Mit dem Auto mussten wir mehrmals einen kleinen Fluss durchqueren und hofften, dass der Wasserstand für den Rückweg nicht steigen würde. Unser Ziel war das Platypus Bush Camp, na klar, wegen der niedlichen Schnabeltiere.
Ein riesiges Schildergewusel wies uns mitten im Wald auf einen kleinen Platz auf dem man mit viel rangieren vielleicht zehn Camper parken könnte. Außer einer spartanischen Küche war keine Rezeption oder irgendein Gebäude in Sicht.
Kaum hatten wir geparkt, kam aber schon ein kleiner älterer Mann mit langen grauen Haaren, Bart und spitzem Hut aus dem Dschungel und nahm uns in Empfang.
Wenn man ein paar riesige Palmblätter zur Seite schiebt, findet man direkt am Parkplatz eine kleine Brücke, die zu einigen Holzhütten, zu den Regenwasserduschen, die zu einer Seite offen sind, nämlich die zu Wazas Hütte, ach was solls und einer größeren gemütlichen Küche, die von einem großen Kakadu bewacht wird.
Dahinter gehts zum Fluss, der sich hier zu einem erfrischenden See staut.
Ein weiterer See liegt auf der anderen Seite des Camps, der Lieblingsort der Platypusse. Der Weg hierher führt durch ein trockenes Flussbett und ist besonders auf dem Rückweg im Dunkeln etwas abenteuerlich. Die größte Herausforderung sind dabei die handtellergroßen Spinnen in den Bäumen, deren zahllose Augen im Taschenlampenlicht reflektieren.
Auch auf den Toiletten lauert immer mindestens eine Huntsman und wenn ich glaubte den Raum gut inspiziert zu haben und sicher zu sein, saßen sie hinter der Tür. Beim Hände waschen waren sie auch dabei.
Platypus hin oder her, hier im Nirgendwo ist es einfach nur schön. Wären wir nicht durch die Erschöpfung unserer Lebensmittelvorräte irgendwann zu Weiterfahrt gezwungen worden, hätten wir wohl den Rest des Urlaubs hier verbracht. Alles wurde so liebevoll gebaut und dabei kein Grashalm vom Dschungel zu viel weggenommen. Es gibt alles was man braucht, außer natürlich Strom und dennoch bemerkt man Küchen und Bäder im Wald garnicht. Ein herrlicher Ort.
In der Morgen- und Abenddämmerung gehen alle Gäste des Camps der gleichen Beschäftigung nach, am Wasser sitzen und auf ein Schnabeltier warten. Zur großen Unterhaltung einer kleinen Schildkröte, die zu dieser Zeit am Ufer plantscht und versucht alle Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Für die Schnabeltiere braucht man viel Geduld, wenn überhaupt, sind nur die Schnäbel zu sehen, die wie Blätter durchs Wasser treiben und meistens eher gar nichts.
In der Abenddämmerung bot sich uns noch ein anderes besonderes und schauriges Schauspiel. An dem vom Dschungel eingerahmten Teich war es noch relativ hell, als das Grillengezirpe ohrenbetäubend laut wurde und sich plötzlich der Himmel über uns schlagartig verdunkelte. Hunderte große Flughunde hatten sich auf die Jagd nach Insekten gemacht und kreisten über dem Wasser. Ab und zu stürzte sich einer für einen Drink auf die Wasseroberfläche hinab. Beeindruckend gruselig.
Noch etwas tiefer im Dschungel fanden wir einen spektakulären Wanderweg, entlang der Finch Hatton Schlucht. Der Weg führte uns anfangs direkt am felsigen Abgrund zur Schlucht entlang und unterwegs fanden wir eine Treppe zu einem kleinen Pool, an dem wir uns etwas abkühlen konnten.
Bald ging es weiter durch dichten Dschungel bis auf Höhe des Flussbettes, das sich hier zu einem weiten Plateau mit einzelnen kleinen Rinnsalen ausdehnte. Wir suchten uns einen Platz unter einem einzelnen Baum mitten auf der Felsfläche und konnten uns sehr gut vorstellen, wie sich die Landschaft hier in regnerischeren Zeiten in einen reißenden Wasserfall verwandelt. Jetzt war es aber total idyllisch. Zu beiden Seiten dichter Dschungel und vor uns zog sich das Flussbett mit den plätscherndes Bächlein den Berg hinunter. Vom Lianengesäumten Waldrand flog ab und zu ein bunter Vogel oder eine große Libelle durch das Panorama. Wir konnten uns von diesem Ort nur schwer losreißen und blieben eine gute Stunde, bis der Schatten des Baumes zu klein wurde.
Weiter oben mussten wir den Fluss an einer tieferen Stelle über glitschige Steine überqueren. Zum Glück war es warm, denn die Steine lagen sehr weit auseinander und ich landete selbstverständlich im Wasser. Auf der anderen Seite führte uns eine schmale Treppe steil nach oben und der Fluss verwandelte sich neben uns in einen rauschenden Wasserfall. Oben angekommen wartete der “wheel of fire” auf uns, ein großer Pool, dem die seltenen roten Blumen am Ufer seinen Namen geben.
Wir trafen hier auf ein paar andere Touristen aus dem Camp, aber der Pool war riesig genug für alle. Direkt unter dem Wasserfall war er so tief ausgespült, dass er fast schwarz erschien. Über kleine Felsen kletterten wir ins Wasser, das für einen Wasserfall weniger kalt war als erwartet, und freuten uns über die Erfrischung und die spektakulärste Landschaft, in der wir je gebadet hatten. Hoch oben auf dem Berg, umgeben von verwuchertem Dschungel unter einem wirklich kitschigen Wasserfall, zusammen mit riesigen bunten Libellen.
Zurück am Auto hatten wir Hunger und ich machte mich erstmal am Kühlschrank zu schaffen, ohne zu ahnen, dass ich dabei beobachtet wurde. Ich hatte mir gerade ein leckeres Stück Käse genommen, als ich aggressives Vogelgeschrei hinter mir aus dem Wald hörte. Ich drehte mich um und sah gerade noch, wie ein Vogel im Sturzflug auf mich zu kam. Während ich mich noch fragte was hier passiert, war auch recht und links von mir ein Vogel. Der erste riss mir den Käse aus der Hand und alle drei verschwanden wieder im Wald.
Kurz darauf packte eine Familie nebenan den Picknicktisch aus und die Kookaburras bezogen wieder Stellung auf drei Bäumen.
Im Camp kühlte ich mich noch etwas in dem Teich bei der Küche ab, eine weitere spektakuläre Landschaft für ein Bad.
Am Abend wollten wir uns noch mit dem Kakadu anfreunden und machten es uns mit einem Bier auf der Hollywoodschaukel neben ihm bequem. Später hörten wir Wazza im Dschungel trommeln, was diesem ohnehin schon unwirklichen Ort eine noch seltsamer Atmosphäre verlieh.
Mit der Abkühlung in den Bergen hatte es jedenfalls geklappt, die folgende Nacht wurde so kalt, dass wir am nächsten Morgen einen Pulli brauchten. Wir verbrachten den Sonnenaufgang am Platypuspool, bevor wir uns auf den Weg zurück zur Küste machten.