
Dublin – Pubs, Food & Drinks
Bei einem Spaziergang durch die Stadt landet man unwillkürlich in Temple Bar, dem Viertel am Fluss, dass nur aus Pubs besteht. Es dauert etwas, bis man zwischen der Menge an Tourikneipen und JGAs einen guten Pub gefunden hat, ein paar Empfehlungen von Einheimischen machten uns die Auswahl leichter.
Das erste Abendessen bekamen wir im Fitzgeralds, direkt am Fluss. Fish & Chips und Stew, ein traditioneller irischer Eintopf mit Lammfleisch. Das selbstgebackene irische Brot mit dem salzigen Geschmack hat uns sofort begeistert. Hier gab es auch das erste Guinness, das hier ganz anders schmeckt. Angeblich wird es langsamer gezapft. Der Schaum nimmt den Rand des ganzen Glases ein und zieht sich von dort langsam und caramelartig nach oben. Verführerisch wie eine leckere Süßigkeit.
Vor dem Essen gab es die erste Verwunderung, schon im Hotel hatten wir die seltsamen Wasserhähne bemerkt, einen für kaltes Wasser und einen für heißes. Als wir später jemanden fragten, wurde uns erklärt, dass man heißes und kaltes Wasser bräuchte, um warmes Wasser zum Händewaschen zu bekommen. Aha.
Die wichtigste Mahlzeit des Tages ist hier das Frühstück und frühstücken kann man in einigen Läden bis 17 Uhr.
An einer Ecke der O’connell street, bei der Statue von James Joyce entdeckten wir das Frühstücksrestaurant “Kylemore”. Für 5,95 gibt es hier ein Frühstück mit vier Komponenten, die man an einer Theke aussuchen kann, Toast und Kaffee inklusive. Natürlich darf der Black Pudding, die irische Blutwurst nicht fehlen.
Im Kylemore treffen die unterschiedlichsten Dubliner aufeinander, alte Leute, die sich ihren Haferschleim mit den Rollator holen und beim Essen auf ihren Tablets daddeln, Leute in Anzügen auf dem Weg zur Arbeit, Leute, die in Ruhe Zeitung lesen und den Vormittag hier verbringen und, kurz vor einem Marathon dessen Teilnehmer, um sich noch schnell ein Full Irish, die gesamte Fleischplatte, vor dem Lauf zu genehmigen.
Für Mai ist es ungewöhnlich warm und so gleichen die Straßen von Temple Bar am Abend einem Volksfest. Draußen spielen Straßenmusiker, wobei es diese Kategorien hier eigentlich nicht gibt. Geplante Konzerte finden nur in Touristenkneipen statt. In normalen Pubs kommt mal eine Band rein und spielt, am Tag hat die gleiche Band wahrscheinlich auf der O’connell street gespielt. An diesen warmen Abenden gibt es jedenfalls Musik in jeder noch so kleinen Seitenstraße des Viertels. Eine Band hatte sogar eine Harfe dabei.
Getränke holt man irgendwo drin, aber es scheint völlig egal wo man das Glas her bekommt und wo man es zurück gibt und es scheint auch völlig normal zu sein, sich mit einem vollen Glas im Pub gegenüber an den Tresen zu setzen.
Pat von der Apotheke hatte uns ihre Lieblingsbar Sweenys an der Dame Street empfohlen und wir kamen zufällig daran vorbei. Drin war die Hölle los, unten spielte eine wahnsinns Jazzband und zwar überall, auf den Tischen, auf dem Tresen und mit allem was sie halbwegs als Instrument tauglich finden konnten. Oben sah es aus wie in einer ausgeräumten Wohnung und es gab Irish Folk. Die Bar zieht sich durch den kompletten langen Raum und scheinbar hat der Pub eine Genehmigung um bis eins zu öffnen, so wurde es später voller und voller.
Natürlich darf auch ein Wiskey in Irland nicht fehlen, der perfekte Zeitpunkt dafür ist ein Sonntag Nachmittag – oder jeder andere. Wir besuchten das Keohs, mit einer riesen Auswahl. Über der Theke gibt es einen gemütlichen Raum, eingerichtet wie ein altes Wohnzimmer mit Kamin und altem Teppich. Das ganze Gebäude ist urig schief und krumm, die Treppen ausgetreten und die Balkone von Blumen überwuchert. Das Highlight ist aber die Toilette, mit Chaiselongue für lange Wartezeiten und kitschigen Spiegeln.
Unerwartet ist auch ein all you can eat Restaurant in Dublin ein einmaliges Erlebnis, wenn auch etwas unappetitlich. Wir wollten chinesisches Buffet essen und fanden Menschen, die alles in sich rein fraßen, als hätten sie Monate gehungert.
Anfangs fragten wir uns, ob es ein bestimmtes System gäbe, denn die Teller waren so vollgeladen, dass wir glaubten, es gäbe nur einen Teller pro Person, mit so viel wie drauf passt.
Abenteuerlich hoch gestapelte Kunstwerke aus Nudeln, Ententeilen und Shrimps, ausreichend für eine ganze Familie wurden durch die Gänge balanciert. Dann sahen wir aber Leute zum zweiten mal gehen und zurück balancieren und einen Jungen, der sogar zwei Türme gleichzeitig trug. Also keine Tellerbegrenzung pro Person.
Hinter uns setzte sich eine Familie, kurz nachdem wir unseren ersten Teller geholt hatten und jeder stopfte mehrere der Stapelkunstwerke in sich hinein. Bevor wir unseren ersten Teller aufgegessen hatten waren sie schon wieder verschwunden. Nun dachten wir, vielleicht kann man hier nur eine Stunde essen.
Dann entdeckten wir aber ein sehr fettes Pärchen, das schon da war, als wir kamen. Sie schoben sich zum Gericht Brokkoli mit Shrimps, fischten alle Shrimps aus dem gerade bereitgestellten Brokkoli und brüllten in Richtung Küche, die Shrimps seien alle, ob es noch welche gäbe. Das vererbte Trauma der Hungersnot?