
Cusco – Cuy mit Kartoffel
Um möglichst viel von der Landschaft sehen zu können hatten wir uns im Bus die Plätze ganz vorn über dem Busfahrer ausgesucht. Eine Fehlentscheidung. Mit der Schnurgeraden Straße war es vorbei, der Bus kletterte durch enge Serpentinen hinauf in die Anden und während wir in unseren Sitzen hin und her schaukelten, sahen wir abwechselnd eine bodenlose Schlucht oder eine Felswand direkt vor dem Fenster. Wie froh wir waren, als es dunkel wurde und die Umgebung nur noch zu erahnen war. Trotz Geschaukel schafften wir es irgendwie einzuschlafen und in der Morgendämmerung waren wir schon auf fast 3000 Meter Höhe und ich ziemlich desorientiert mit üblen Kopfschmerzen. Zum Glück haben wir viel Zeit in Cusco eingeplant um uns an die Höhe zu gewöhnen. Mit viel Wasser wurde es dann auch erstmal wieder besser.
Die Fahrt dauerte noch einige Stunden, doch die gruseligsten Serpentinen hatten wir hinter uns gelassen und konnten nun die Landschaft genießen. Entlang an tosenden, blauen Gebirgsflüssen durchquerten wir kleine Dörfer. Zwischendurch wurde wegen der Höhe der Busfahrer gewechselt. Vor uns erhoben sich karge hohe Berge und ab und zu überquerten wir wirklich schmale Brücken über tiefe Schluchten. Wo es Stromleitungen gibt, wachsen seltsame Kugelförmige Pflanzen daran. In den Dörfern waren Frauen mit bunt gestreiften Tüchern unterwegs, in denen sie sich große Körbe oder ein Kind auf den Rücken gebunden hatten. Am Straßenrand stand immer mal wieder ein Esel oder Maultier herum. Zum Frühstück bekamen wir Coca Tee, gegen die Höhenkrankheit.
Am Nachmittag erreichten wir schließlich Cusco. Unsere Wohnung liegt etwas oberhalb der Stadt und wir haben eine Wahnsinns Aussicht, vor allem von der sonnigen Dachterrasse. Außerdem sitzt in der WG eigentlich immer jemand in der Küche für einen Plausch bereit. Eine tiefer gelegene Wohnung hätte allerdings weniger Kopfschmerzen verursacht.
Meist nahmen wir ein Taxi in die Stadt und das gab jedes mal das selbe Bild. Wir stehen vor der Wohnung, sehen es kommen und dann hält der Fahrer 200 Meter entfernt am Kiosk an, um nach dem Weg zu fragen, obwohl es hier oben nur diese eine Straße gibt. Egal wo wir hin wollen, die Taxifahrer rufen jedes mal jemanden an und fragen wo das ist. Vielleicht liegt das an den absurd unterschiedlichen Schreibweisen der Straßennamen, die es auch uns schwer macht, wenn wir eine Adresse zu Fuß suchen.
Eigentlich wollten wir am übernächsten Tag eine mehrtägige Wanderung durchs Larrestal nach Machu Picchu unternehmen, aber Christian verstauchte sich den Fuß und mein Verhältnis zur Höhe wurde auch nicht so schnell besser, sodass wir einen Teil der Tour absagen mussten. So haben wir mehr Zeit die Stadt und das Umland zu erkunden. Die 300 Meter tiefer gelegene Innenstadt ist immer eine große Erholung von der Wohnung. Von oben betrachtet ist die Stadt ein riesiges Labyrinth aus Gässchen und Treppen, das sich übergangslos in die Landschaft einfügt. Von unten betrachtet findet man sich in den Kopfteinpflastergässchen auch nur schwer zurecht und landet ab und an auf einem HInterhof oder unerwarteten Markt. Überall gibt es kleine Verkaufsstände mit Wackelpudding, Bananenchips, Socken, Kräutern oder Fußpilzsalbe, die anschaulich mit Bildern beworben wird. Wir ließen uns durch das bunte Gewusel treiben und bestaunten die hübsche Architektur. An manchen Gebäuden, besonders den einfachen Wohnhäusern kann man im unteren Teil noch die akkuraten alten Inka Mauern erkennen. Die großen Steine sitzen ohne Mörtel perfekt seit Jahrhunderten aufeinander und trotzen jedem Erdbeben.
Am Plaza de Armas, mit seinen schicken Kolonialgebäuden und der Kathedrale vor einer eindrucksvollen Bergkulisse, sonnten wir uns etwas am Brunnen, denn hier oben in den Bergen ist es recht kalt.
In den Säulengängen der umlaufenden Straßen fanden wir ein Restaurant in dem ich ein Cuy bestellte. Mit Krallen. Eigentlich war es ganz lecker, nur das wenige Fleisch von den Knochen zu pulen war etwas mühsam und lohnte sich nicht so richtig.
Unterwegs entdeckten wir wahnsinnig viele alte Käfer.
Für den letzten Abend hatten wir ein anderes Zimmer, weil wir ja eigentlich viel länger unterwegs gewesen wären. Monas WG war ausgebucht. Das Viertel liegt in der Nähe vom Flughafen und wir haben zwar nicht mehr die Aussicht, dafür aber eine Heizung. Hier waren wir wieder bei einer Familie in den Wohnräumen gelandet und wurden zwischen Fernseher und Bücherregalen im Wohnzimmer empfangen. Auch die Küche teilen wir mit der Familie. Am Abend ließen wir uns von einem Mädchen in Schuluniform den Weg zur nächsten Pizzeria, el hornito, aufmalen.
Die war wirklich rustikal. Auf einer kleinen Kommode zwischen Toilette und Ofen wurde die Pizza ausgerollt und die Zutaten aus Schubladen gefischt. Zum mitnehmen bekamen wir Saft in Plastiktüten gefüllt und das klassische Knoblauchbrot, dass es in Cusco zu wirklich jeder Pizza als Beilage gibt.