
Connemara und Inishbofin – als wir die falschen Schafe ins Dorf trieben
Vor Galway liegt die Halbinsel Connemara, mit Landschaften an denen man sich kaum satt sehen kann. Entlang der hügeligen ausgefransten Küste fuhren wir durch gelbe Felder so weit das Auge reicht und kamen an herrlichen Seen und Bergen vorbei.
Die Insel besteht zu einem großen Teil aus Sümpfen, die den Straßen ziemlich zu schaffen machen. So kamen wir nur langsam voran und wurden hin und wieder von einem Esel oder einer Schafherde ausgebremst. Der Weg ist das Ziel.
Gegen Mittag machten wir in Brigit’s Garden Halt, ein kleiner Park mit esoterischen und keltisch angehauchten Kunstwerken. Von einem Kreis in der Mitte ist er in vier Jahreszeiten unterteilt. Im Frühling kann man in gemütlichen Hängesesseln an einem kleinen Teich schaukeln, der Winter mutet wie ein Friedhof an und im Sommer gibt es einen Thron und eine Feuerstelle. In einem verwucherten kleinen Wäldchen gingen wir zwischen Windspielen spazieren. Wie so oft in diesem Land vertrödeln wir auch hier wieder ziellos unsere Zeit im Grünen.
Später legten wir noch eine Pause beim Aughnanure Castle ein, eine kleine Burgruine, wie es so viel im Westen des Landes gibt. Traumhaft idyllisch liegt sie an einem kleinen Bach. Neben dem Hofeingang gibt es eine Pferdeweide auf der ganz kleine Fohlen, noch ganz unsicher durch die Wiese stolperten. Wir waren die einzigen Besucher und in den alten Gemäuern war nur das Plätschern des Bächleins und der Gesang der Vögel zu hören.
Drin gab es drei restaurierte Stockwerke zu besichtigen mit kleinen Gängen zwischen den Zimmern und versteckten Nischen.
Draußen saßen wir noch eine Weile auf der Mauer, zwischen den üppig grünen Wiesen und schauten den Kühen und ihren niedlichen Kälbchen zu.
Den letzten Stop des Tages legten wir an einem idyllischen See ein und erreichten dann bald Clifton, die einzig größere Stadt auf der Insel.
Von hier aus war es nicht weit in das verschlafene Dörfchen Cleggan, wo wir in einem Pub am Hafen übernachteten. Als wir ankamen brannte schon das Feuer im Kamin. Das Dorf erreicht man über einen kleinen Hügel, hinter dem sich ein herrliches Panorama erstreckt, die wenigen Häuser in der Bucht, kleine Fischerboote und die gelb braun violette Landschaft. Auf einem Felsen gibt es einen kleinen Leuchtturm.
Im Pub erfuhren wir am Abend, dass es in der Nähe eine Insel gibt, Inishbofin, wir sollten die kleine Fähre nehmen, es sei dort sehr schön. Dieser Aufforderung kamen wir natürlich nach und stiegen am nächsten Morgen auf die Fähre, eigentlich eher ein kleines Boot, direkt vor der Tür. Die Tickets dafür bekamen wir auch im Pub, das auch der einzige Laden im Dorf, Post und Ticketoffice ist.
Eine Stunde schaukelten wir übers Meer, bis wir eine Burgruine entdeckten. nahe am Strand steht sie auf einem einzelnen Felsen und ist bei Ebbe zu Fuß zu erreichen. Inishbofin ist schon von weitem ein herrlicher Anblick. Saftige grüne Wiesen, dazwischen verstreute Felsen, eingerahmt von hellen Sandstränden im blauen leuchtendem Wasser.
Im Hafen war es recht voll und wir entschieden uns den Rundwanderweg um die Insel zu erkunden. Bald gab es nur noch vereinzelte Häuschen am Hügel. Nach ein paar hundert Metern überkletterten wir ein Gatter und waren mit den Schafen, die an dem sauberen grünen Grasteppich knabberten allein. Rechts vom Weg zieht sich der grüne Hügel hinauf, links gibt es Felsen und dazwischen kleine weiße Sandstrände. Vor den Stränden ragen winzige Inselchen aus dem Meer, an denen sich spektakulär die Wellen brechen.
Im Westen ändert sich die Landschaft schlagartig. Klippen fallen steil ins Meer und der Wanderweg führt ins Moor, über eine riesige dunkelbraune Fläche. Sogar das Wetter ist hier anderes, stürmisch und kühler.
Die Rückseite der Insel ist etwas dichter besiedelt, es gibt eine befestigte Straße und einzelne niedliche Häuser. Bald kamen wir wieder zum Hafen. Die Flut war gekommen und viele Teile der Insel scheinen nur bei Ebbe erreichbar. So mussten viele Schafe jetzt für mehrere Stunden auf winzigen Hügeln verweilen. Bevor die Fähre zurück ging, tranken wir noch einen Cider im einzigen Pub der Insel.
Als Souvenir hatten wir einen ordentlichen Sonnenbrand von der Insel mitgebracht. Zum Glück war der nächste Tag wolkig und etwas verregnet, sodass wir trotzdem eine Wanderung unternehmen konnten. Auf Connemara liegt der einzige Fjord Irlands, Killary Harbour. Unterwegs durchquerten wir sogar einen kleinen Wald, eine Seltenheit in Irland und das letzte Stück der Straße war so schmal, dass wir uns nicht sicher waren, ob das Auto überhaupt hindurch passt. Ab und zu mussten wir anhalten und eine Schafmutter mit Lämmchen vorbei lassen. Die Wiesen sind hier von den niedrigen Mauern durchzogen und die einzelnen Bäume wachsen flach in Windrichtung.
Bald tauchte rechts unter uns der Fjord auf und die Landschaft wurde zunehmend einsamer. Unten auf dem Wasser gab es einige wenige Fischerboote und oben bei uns die obligatorischen Schafe, ein Weg war bald nicht mehr zu erkennen. Zum Glück ist der Fjord ein guter Orientierungspunkt. Überall wuchsen Sträucher und Wildblumen hin und wieder kamen wir an kleinen Ruinen vorbei.
Als die Wanderung schwieriger wurde und wir auf schmalen Pfaden über Felsen klettern mussten, schloss sich uns eine Schafherde mit blauem Punkt im Fell an und folge uns bis ins Dörfchen Rosroe Quay, am Ende der Landzunge.
Für einen unbeteiligten sah es vermutlich aus, als würden wir die Tiere ins Dorf treiben und kaum dort angekommen begegnete uns schon eine Bauer mit einem Schaf mit rotem Punkt im Fell, der die blauen Tiere grimmig beäugte und wieder zurück scheuchte.
Das Dorf bot wieder ein malerisches Panorama, mit grünen Wiesen und einem kleinen Hafen, an dem gerade einige Muscheltaucher Leckereien aus dem Meer sammelten.
Der Rückweg verlief über befestigte Wege, vorbei an einem großen See mit niedlichen Inselchen, einem tollen Bergpanorama und durch ein idyllisches Tal.
Am Wochenende gab es im Pub Musik und man feierte angeblich einen 30. Geburtstag. Wer Geburtstag hatte, konnten wir nicht herausfinden und vermuteten, dass Samstags einfach ein “geschlossenen Gesellschaft” Schild an der Tür hängt, um die Sperrstunde zu umgehen. Bis auf die Musik war es wie an jedem Abend. Als wir zurück kamen saßen Leute am Feuer und an der Theke und schauten Nachrichten. Später erzählte man sich beim Guinness vom Tag und wir bekamen Tipps für den Nächsten. Kaum angekommen fühlten wir uns fast schon als Teil der Dorfgemeinschaft. Jeder Gast bringt Abwechslung in den Ort und ist willkommen.
Für den Rückweg von Connemara wählten wir die Straße durchs Moor. Laut der Einheimischen spukt es hier und bei dem düsteren wolkigen Wetter konnten wir das gut glauben. Eine braun rote Fläche umgab uns, so weit das Auge reicht und kaum ein anderes Auto begegnete uns. Im ganzen Moor entdeckten wir nur einen einzigen Baum, hier und da ragten einzelne Felsen aus der kargen Fläche und es gab kleine unwirklich reglose Teiche.
Dann säumten hohe Felsen die Straße und bald kamen wir wieder zur Küste, mit Bauernhöfen und bunten Örtchen.
Gegen Mittag kam die Sonne raus und wir starteten die Suche nach der Nadel im Heuhaufen, der Versuch in Irland Sonnencreme zu kaufen gestaltete sich äußerst herausfordernd. Im ersten Shop wurde Christians rotes Gesicht zwar bedauert, aber Sonnencreme gäbe es hier nicht. In Irland gäbe es schließlich keine Sonne, was soll man da mit Sonnencreme. In der Apotheke wurden wir gefragt ob wir Kinder dabei hätten und verwundert angeschaut, als wir verneinten. Was wir dann mit der Sonnencreme wollten wurden wir gefragt? Etwa selbst benutzen? Jedenfalls gab es auch hier keine. Wir sollten es mal an der Tankstelle versuchen. An der Tankstelle gab es auch keine Sonnencreme, dafür aber eine riesige Baumarktabteilung, mit Schrauben, Leitern, Werkzeug, alles was man eben schnell mal mitnimmt wenn man kurz tanken fährt.
Wir klapperten noch einige Dorfläden ab und wurden schließlich in einer Metzgerei/Drogerie fündig. Die Sonnencreme hatte LSF 15, was mit high bezeichnet wurde und kostete fast 20€.