
Cáceres – juego de tronos
Ja, Spanier übersetzen einfach Alles. Und es dauerte etwas, bis ich verstand, warum man mich in der Touristeninformation fragend ansah, als ich nach den Game of Thrones Drehorten fragte und mir stattdessen stolz und aufgeregt eine Übersichtskarte zu irgendeinem spanischen Film anbot, von dem ich noch nie gehört hatte.
Auf dem Weg nach Cáceres durchquerten wir weitere hübsche Ecken der gleichnamigen Provinz, immer wieder begegneten uns diese wahnsinnig weiten Landschaften mit scheinbar unbegrenzter Aussicht. Die meisten Städtchen haben sich einen Fluss aufgestaut und einen kleinen Badestrand angelegt, wo gegen Mittag auch der ein oder andere Liegestuhl aufgestellt wird.
Wir legten eine Pause zum Mittagessen in Placencia ein und fanden in dem riesigen menschenleeren Zentrum einen Platz, an dem sich zum Mittag alle Einwohner der Stadt zum Essen zu versammeln scheinen. Schon von weitem hörten wir lautes Stimmengewirr, wie von einem Volksfest und konnten den Platz kaum betreten, denn in die angrenzenden Gassen ragten die überfüllten Stehtischausläufer von Restaurants und Cafés. Schnell schnappten wir uns einen freigewordenen Tisch und bestellten die regionalen Spezialitäten Migas, das sind gebratene Brotkrumen mit Speck und Ei und Torta de Casar, ein geschmolzener Schafskäse mit Brot.
Caceres ist die Provinzhauptstadt und doch eher klein. Wegen des Feiertags waren viele Touristen aus der Region in der Stadt. Von der Plaza Mayor muss man nur eine breite Treppe erklimmen, um durch das Tor in die Altstadt zu gelangen. Im Souvenirladen neben der Treppe und gegenüber vom Hotel wurden wir Stammkunden. Mindestens einmal am Tag holten wir uns ein Eis, am Abend Bier um es im Sonnenuntergang auf der Treppe zu trinken, zwischendurch Wasser. Die Verkäuferin lachte irgendwann schon, wenn sie uns von weitem kommen sah, die meisten Leute kommen wohl nur einmal hier vorbei.
Die festungsartige Altstadt aus hellbraunem Stein ist wieder ein perfekter Ort, um sich zu verlaufen und meistens geht es bergauf. Vorbei an Palästen und der eindrucksvollen Kathedrale San Francisco Javier, die man nur aus einer Perspektive, nämlich von unten, betrachten kann, kommt man zum Museo de Caceres, wo es neben gruseligen Kostümen und früheren Alltagsgegenständen eine kleine Zisterne zu besichtigen gibt. Wegen der Corona Regelungen hatten wir diese sogar fast für uns allein und konnten die ruhige, gespenstische Atmosphäre genießen.
Das Museo de Caceres lieferte auch einen der vielen Drehorte für Game of Thrones in den späteren Staffeln. Ausgestattet mit der Übersichtskarte machten wir uns in den gepflasterten Gassen auf die Suche nach weiteren Drehorten.
Über eine lange steile Gasse an der Stadtmauer entlang, gelangten wir zurück zum Stadttor, pausierten jedoch auf halber Strecke, weil wir von einer Plattform ein klassisches Konzert hören konnten, das am Abend auf der Plaza Mayor stattfand. Ein herrlicher Klang zwischen den alten Gemäuern und obwohl es recht voll war, nahmen die Spanier die Abstands- und Maskenregeln ernst, sodass man bedenkenlos den Musikern lauschen konnte.
Am Abend fanden wir eine schöne Bar in einem Garten, los siete jardines, und ergatterten den letzten Tisch. Zwischen den beleuchteten alten Mauern saßen wir unter einem großen Olivenbaum und verspeisten dessen Früchte, die wir aus einem riesigen Eimer auf den Teller geschöpft bekamen.
Am nächsten Tag entdeckten wir ein kleines Gärtchen am Stadttor und einige Menschen warteten darin. Als wir fragten worauf sie warteten, schickten sie uns wild durcheinanderplappernd in ein kleines Büro. Dort bekamen wir für 2,50 eine Eintrittskarte für, tja, und schon wurde sie uns wieder abgenommen, weil die wartenden Gruppen größer waren als wir und wir wurden eine Treppe hochgeschoben. Aha, die Stadtmauer.
Von oben, besonders vom Wachturm, hatten wir einen tollen Blick über die Dächer der Stadt, die Plaza Mayor und die Kirchen der Altstadt. Im Vergleich zu den erhabenen Gebäuden unten, wirkte die Mauer eher niedlich.
Die Fußgängerzonen außerhalb der Stadtmauern sind voll mit Geschäften und Cafes und natürlich weniger schick als die Gassen innerhalb. Wir hatten aber die Vermutung, dass wir hier die besseren Restaurants finden würden. Tatsächlich wurden wir von den beiden Läden direkt hinter dem Hotel nicht enttäuscht, hier saßen die Einheimischen. Im ersten probierten wir das Mittagsmenü, zehn Euro für drei leckere Gänge mit Paella, Fisch und Torte und ein großes Glas Tinto de Verano. Eigentlich für die Mittagspause gedacht, gibt es immer Alkohol zu diesem Menü. Vermutlich ist das aber kein Problem, wenn man danach sowieso erstmal drei Stunden Mittagsschlaf macht. Die Siesta schauten wir uns schnell von den Spaniern ab.
Am Abend wählten wir die Bodega gegenüber und wurden mit den leckersten Tapas überrascht, der regionale Wein wurde immer schnell wieder nachgeschenkt und das Highlight war das Rotweineis zum Nachtisch.
Etwas außerhalb von Caceres besuchten wir das Museo Vostell, auf dem großen Anwesen fanden wir die seltsamsten Kunstwerke. Von den interessantesten waren leider keine Fotos erlaubt. Da gab es Rechen an einem Auto, die Ölflecken zwischen Tellern verteilten, Ein Klavier im Auto mit Videos zur Aktionskunst, wie dieses mit Hämmern gespielt wird, ein Auto das in Baguettes eingepackt war. Meistens waren Autos oder andere Fahrzeuge dabei und alte Fernseher. Außerdem gab es eine Installation von Dalí, eine Wand aus Motorrädern und draußen Holzkreuze von Yoko Ono. Hinter den Gebäuden gibt es einen idylischen See und auf der anderen Seite weitere Kunstwerke, wie die riesige Säule aus Flugzeug, Auto und Fernsehern.
Nahe vom Museum fanden wir ein unglaublich kitschiges Naturschutzgebiet mit Wildpferden und Störchen und gleich daneben zweigte der Feldweg zu weiteren juego de tronos Drehorten in der sandigen Seenlandschaft ab. Zwar wurde die Landschaft nach dem Dreh etwas verändert, wie hier ein Drache zwischen den Felsen auftaucht, kann man sich dennoch gut vorstellen.