Butrint und Berat – winzige Dörfer am zerpflückten Sumpf und eine zauberhafte Altstadt

Butrint und Berat – winzige Dörfer am zerpflückten Sumpf und eine zauberhafte Altstadt

Butrint ist ein traumhafter Ort, doch der Weg dorthin, durch Saranda und Ksamil hatte uns so deprimiert, dass wir lieber die 40 km Umweg um den See herum in Kauf nahmen, als nochmal durch diese Betonhölle aus Hotelblocks, geschmacklosen Bars, Restaurants und Läden und die umliegenden Müllhalden zu fahren.     

Um auf die andere Seite zu kommen, mussten wir erstmal mit der klapprigen selbstgebauten Seilzugfähre den Kanal überqueren. Butrint ist einer der touristischsten Orte Albaniens, nur 100 Meter weiter, am anderen Kanalufer, liegt eine andere Welt. Alte Hütten, unübersichtliche weiter Felder und dann waren wir wieder am Ufer des Sees. Wir waren hungrig und diese Gegend ist so dünn besiedelt, dass es nur wenige Restaurants gibt. Über Feldwege fuhren wir durch eine sumpfige Landschaft, nur ab und zu begegnete uns ein Pferd oder ein Schäfer mit seiner Herde, das Gebiet ist fest in Schmetterlings-, Libellen-, und Vogelhand, selbst auf jedem Schaf saß ein Vogel. 

Der See wird eingerahmt von kleinen Dörfern auf einzelnen Hügeln und dahinter von hohen Bergen. Am Ufer sollte das Restaurant sein, kurz davor wurden wir fast von einer Ziegenherde überrannt, die aus einer Bauruine stürmte. Das Restaurant machte uns aber etwas skeptisch, hier gab es nichts, außer einem völlig heruntergekommenen Wohnwagen. Gibt es hier Essen oder landen wir selbst auf der Speisekarte? Wir fuhren lieber weiter und wurden in Mursi, dem nächsten Dorf, wenige Kilometer vor der griechischen Grenze, fündig. In einem Rosengarten mit Springbrunnen fanden wir die beste albanische Küche und, wie praktisch, einen Schlafplatz an einem kleinen, gleichnamigen See. 

Das eigentliche Dorf liegt auf einem Hügel am anderen Seeufer und gehört kulturell schon zu Griechenland gehört. Ein riesiges Kreuz dominiert das Bild aus der Ferne, nachts war es hell beleuchtet. Wir brauchten sowieso Brot. Also fuhren wir am Morgen hinüber, um in den schmalen Gassen den winzigen Lebensmittelladen zu suchen, fanden den hübschen Dorfplatz, eine Kirche und ein verlassenes Kino. Jeder grüßte uns freundlich und es duftete überall nach Jasmin. Die Leute hier sprechen nur Griechisch, aber zum Glück wussten wir mittlerweile, dass das Brot immer in irgendeinem Schrank mit blickdichten Türen liegt.

Die Straße um den Butrintsee herum ist bergig, kurvig und einsam und bot uns wieder die schönsten Aussichten auf Sumpf, See und die vielen Inselchen. Wir fuhren noch bis Vlore, wollten dort eigentlich die Insel Sazan besuchen, doch das scheiterte an der Onlinebuchung. Wir hatten schon an unserem ersten Abend in Albanien erklärt bekommen, einfach hingehen und mit Leuten reden, alles andere funktioniert hier nicht, aber wir wollten ja nicht hören. 

Dafür gab es noch einen extra Strandtag. Erstmal parkten wir auf einem Campingplatz tief im Wald, der uns etwas verstörte, weil er für albanische Verhältnisse einfach riesig war. Es gab sogar mehrere Duschen und ganz normale Spülbecken, aber wir wurden wieder so herzlich empfangen, dass wir uns doch noch wohl fühlten. Zum Strand sollten wir dem einzigen Stromkabel durch den Wald folgen, so findet ihr auch wieder zurück, meinte der Campingplatzbetreiber, ohne Stromkabel, keine Chance. 

Statt Sazan fuhren wir am nächsten Tag nach Berat und was für ein Glück, denn Berat gefiel uns sogar noch besser als Gjirokastra. Warum? Die Serpentinen waren hier schon erfunden und wir fanden heraus, wie der Bus fährt, wenn auch nicht so genau wann. Einen Fahrplan gibt es nicht, und als der Bus kam waren wir überrascht, das klapprige Ding war mindestens 50 Jahre alt. Aber er fährt und für umgerechnet 30 ct, die unterwegs von einem Fahrkartenverkäufer kassiert wurden, durften wir mit.

Am Campingplatz bekamen wir von den Nachbarn eine große Tüte frisch eingelegte Oliven geschenkt und der Betreiber bot an, uns in die Stadt zu mitzunehmen. Wir wollten aber erstmal zur Burg, das sei nur ein Kilometer, den könnten wir laufen. Von Gjirokastra noch traumatisiert, fragten wir, ob es steil sei. Ne, normal. Haha, die Albaner. Aber wie gesagt, die Serpentinen waren schon erfunden.   

Die Burg ist eigentlich ein Burgberg. Von der Festung selbst ist nicht mehr viel übrig, aber vom oberen Stadtviertel, ein ummauertes altes Örtchen mit niedlichen weißen Häusern, gepflasterten Gassen, kleinen Läden und Restaurants. Überall werden Häkeldecken angeboten. Wir pausierten in einem Restaurant mit versteckter Terrasse und genossen die weite Aussicht über das Osumtal. Am anderen Ende des Burgbergs, an einem spektakulären Aussichtspunkt, führt der Abstieg direkt ins Zentrum, doch wieder richtig steil. 

Unten flanierten wir durch die wirren, gepflasterten Gassen und Treppchen des muslimischen Viertels, Orientierung aussichtslos. Oft dachten wir, in eine Sackgasse geraten zu sein, doch hinter der nächsten Ecke ging es doch immer wieder weiter. Bevor wir über eine Hängebrücke den Fluss zum christlichen Viertel überquerten, gab es eine Kuchenpause an der Flaniermeile. 

Beide Viertel haben den gleichen Baustil und sind irgendwie doch verschieden. Die Straßen im christlichen Viertel sind übersichtlicher, dafür gibt es unmengen bunte Blumen. Hier ist weniger Verkehr und wir konnten in Ruhe die steilen Felsen und das darunter liegende Viertel auf der anderen Seite bestaunen. Auf einem Felsvorsprung unter der Burg gibt es eine Kapelle, die nur durch eine Höhle erreichbar ist. 

Bald tauchte der Sonnenuntergang das ganze Tal in ein goldenes Licht.      

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