Burren – Labyrinth mit Ausblick

Burren – Labyrinth mit Ausblick

Auf der Suche nach einsamen und dennoch spektakulären Pfaden wurde uns eine Wanderung im Burren empfohlen. Das mystisch-unwirkliche Karstgebirge liegt südlich von Galway und bescherte uns einen aufregenden Tag, der mit unserer ersten Autofahrt im Linksverkehr begann. Mit der linken Hand die Gangschaltung zu finden war gewöhnungsbedürftig und Busse, die uns mit 100km auf den winzig engen, von Mäuerchen begrenzten Straßen entgegen kamen taten ihr übriges. Nach kurzer Eingewöhnung konnten wir aber doch noch die Aussicht genießen, kamen durch Kinvara mit dem Schloss direkt am Meer und fuhren entlang eines hübschen Küstenstücks. Für die schönsten Aussichten gönnten wir uns eine Pause. 

Schließlich erreichten wir Fanore, ein winziges Dorf am Meer mit zwei Pubs und einem kleinen Laden, hier begann unsere Wanderung.

Der Wanderweg beginnt in einem kleinen Tal und führt zunächst entlang eines idyllischen Flüsschens den Berg hinauf. An den Hängen des Tals liegen riesige Felsbrocken, teils zu seltsamen Formationen aufgetürmt, dazwischen gibt es einzelne Kühe, die obligatorischen Schafe und vereinzelte Bäume mit krummem, vom Wind bestimmten Wuchs.   

Der Weg wurde steiler, wir kamen an einem kleinen Bauernhof vorbei und später an einem hübschen Gärtchen, mitten in der kargen Landschaft.

Das seltsame Landschaftsbild des Tals wird durch das befremdliche Summen und Pfeifen des Windes untermalt, das manchmal wie Musik klingt und manchmal wie Geflüster.

Noch steiler geht es aus dem Tal hinaus nach oben und oben angekommen ist die Landschaft noch eigenartiger. So weit das Auge reicht breitete sich ein vom Wasser geformtes felsiges Plateau vor uns aus. Der Boden ist von ausgewaschenen Formen durchzogen, in denen ab und zu besonders robuste Pflanzen wuchern. Von hier geht es querfeldein weiter, ein Weg ist nicht mehr zu erkennen und die Fortbewegung zwischen den ausgewaschenen Gräben ist anspruchsvoll. Ab und zu mussten wir eine der kleinen Mauern überklettern und nach einer Stunde erreichten wir den einzigen Orientierungspunkt der Gegend, einen kleinen Steinhaufen, der den Ort markiert, von dem aus man in alle Richtungen das blau glitzernde Meer sehen kann. Was für eine Aussicht. 

Am Orientierungspunkt verloren wir allerdings die Orientierung. Ein Blick auf die Karte verriet uns, dass die Küstenstraße nicht weit war und dass es daran entlang einen Fußweg geben musste, wir liefen also Richtung Meer und suchten einen Weg nach unten. Die Landschaft war jedoch zu unübersichtlich und die Wanderung wurde bald zur Klettertour über steile Terrassen, die auf ca 100 Meter hohen Klippen endete. Traumhafte Aussicht, aber kein Ausweg.

In dem ausgewaschenen Gelände war es unmöglich eine Richtung beizubehalten und nach einigen Kreisen auf dem Plateau entschieden wir uns, den Weg zurück zu gehen, den wir gekommen waren. Doch auch den mussten wir erstmal finden. 

Im Tal kürzten wir über die Kuhweiden ab und erreichten gerade rechtzeitig kurz vor Einbruch der Dunkelheit den ersten Bauernhof. Ohne Taschenlampen hätten wir uns unmöglich in dem unübersichtlichen Gelände fortbewegen können. 

Kaum zu glauben, wie früh diese unwirkliche Region bereits besiedelt war. Von den frühesten Besiedelungen zeugt der Poulnabrone Dolmen, ein 5000 Jahre altes Portalgrab der Kelten. Eine große Steinplatte ruht über dem 1,5 Meter hohen Eingang und sieht fast zerbrechlich aus. Ein mystischer Ort in mystischer Umgebung.

Weil uns der Burren so in seinen Bann zog, besuchten wir noch die Alwee Cave, um uns die Landschaft von unten anzusehen. Lustig ist die Entdeckungsgeschichte der Höhle, die uns im Pub erzählt wurde. Der Entdecker war mit seinem Hund spazieren, der Hund lief weg. Er fand ihn in der Höhle wieder, bei den Knochen eines Braunbären. Das alles war ihm aber erstmal ziemlich egal. 50 Jahre später traf er im Pub auf Geologen, die Höhlen in der Nähe suchten und die Geschichte fiel ihm wieder ein.

Die Braunbärknochen und die Schlafkuhle des Bären konnten wir noch immer direkt am Eingang besichtigen. In der Höhle gibt es herrliche Tropfsteine und zahlreiche kleine Wasserfälle, die dem Ort eine besondere Atmosphäre verleihen. Hier und da wurden in völliger Dunkelheit nur einzelne, besonders tolle Tropfsteine in schwachem Licht präsentiert. 

Direkt über der Höhle gibt es einen ausgeschilderten Wanderweg durch sie felsige Landschaft und wir bekamen Lust, diese nochmal auf einem sichern Touristenpfad zu bestaunen. Oben hatten wir eine herrliche Aussicht auf die umliegenden Berge und die Bucht. In den Felsspalten wuchsen Orchideen. Obwohl wir noch den Parkplatz sehen konnten, hätte man auch hier leicht die Orientierung verlieren können.

Zurück am Auto entdeckten wir eine Familie, die oben hilflos umher irrte. Weil wir die Situation selbst kannten, verstanden wir das Problem sofort. Von unten betrachtet, sah es jedoch ziemlich unwahrscheinlich aus, dass man keinen Weg von diesem winzigen Hügel herunter finden würde. Sie versuchten an einer steilen Stelle hinunter zu klettern, was für das Kind zu schwierig war. Wir gingen ihnen ein Stück entgegen und zeigten ihnen die Richtung. Sie bedankten sich, blieben nach einem kurzen Stück aber wieder orientierungslos stehen. Das ging eine Weile so weiter, schließlich gingen wir wieder nach oben und zeigten ihnen den Weg. Von unten sah das Gelände ganz übersichtlich aus. Jemand der es nicht selbst erlebt hat, wäre wohl nie auf die Idee gekommen, dass man dort oben Hilfe brauchen könnte.          

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