
Budapest – Buda und das Parlament
Wenn es um Sehenswürdigkeiten geht, hat Buda die Nase vorn. Wir fuhren gleich als erstes hoch auf der Burgberg. Der Bus fuhr ein Stück auf der Pestseite an der Donau entlang und dann über die wunderschöne Kettenbrücke, so hatten wir schon eine vorfreudige Aussicht auf den hübschen Stadtteil am anderen Ufer.
Oben angekommen, nahmen wir erstmal die Treppen auf der Rückseite wieder nach unten, denn so ein heißer Tag war perfekt, um das Innenleben des Berges zu besichtigen. Unter dem Burgberg liegt ein zwei Kilometer langer Bunker. Einst angelegt als Wein- und Vorratskeller der Burg, wurde er im Zweiten Weltkrieg als Krankenhaus umfunktioniert. Die meisten Räume, die wir besichtigen konnten, erzählen von dieser Zeit. Wachsfiguren vermittelten uns einen lebhaften, auber auch fürchterlichen Eindruck, sie liegen auf dem Boden, zu viert in zwei Betten und zeitweise war die Wasserversorgung unterbrochen, sodass zum Beispiel Verbände nicht gewaschen werden konnten und trotzdem wiederverwendet werden mussten. Ein sehr sehenswerter Ort, aber kein schöner. Während des Volksaufstandes im Oktober 1956 wurde das Krankenhaus für die verletzten Revolutionäre unvorbereitet wiedereröffnet.
Zum Ausgleich suchten wir uns noch eine unterhaltsamere Sehenswürdigkeit aus, das kleine Houdini Museum in einem der bunten Häuser auf dem Burgberg. Houdini wurde in Budapest geboren, kam aber schon als Kind in die USA. Neben den vielen Fotos und Erinnerungsstücken, bekamen wir eine Führung und erfuhren einiges über sein Leben und sein Verhältnis zu anderen Zauberkünstlern wie Robert Houdini, der ihm einerseits als Namensgeber diente und dessen Tricks er andererseits nach dessen Tod enttarnte, weil er sauer war, dass seine Familie ihn nicht treffen wollte.
Vorher gab es eine kleine Zaubershow mit Karten- und Würfeltricks, an denen wir sogar teilnehmen durften.
In den niedlichen bunten Gassen um die Burg gibt es noch andere Sehenswürdigkeiten zu entdecken, wir suchten uns noch das winzige Apothekenmuseum aus, wo neben Fläschchen und Tiegeln mumifizierte Tiere und ein Schädel aufbewahrt werden.
Zeit für ein Stück Strudel, den fanden wir in einer Strudelbäckerei in einem schattigen Durchgang. Mit allen denkbaren Füllungen von Mohn über Kirsch und Käse bis Sauerkraut, hat er immer diesen superdünnen Teig und besteht eigentlich nur aus Füllung. Strudel, wie es ihn nur in Ungarn gibt.
Der schönste Weg vom Burgberg hinunter führt über die Fischerbastei, von der man schon oben mit einem riesigen, etwas kitschigen Platz mit Türmchen und Treppchen empfangen wird und über Türmchen und Treppchen geht es dann auch weiter nach unten.
Unterwegs, dominierte das Parlament de Aussicht. Bei Tag ein wahnsinnig eindrucksvolles Gebäude, am Donauufer, doch bei Nacht gleicht es einem Märchenschloss. Im gelben Scheinwerferlicht tummeln sich unsichtbar die Insekten und locken tausende Fledermäuse an. Wie in eines Schneekugel tanzen sie glitzernd über dem beleuchteten Gebäude. Ja, Buda hat die meisten Sehenswürdigkeiten, doch auf der anderen Seite der Donau gibt es das größte und schönste.
Wir versuchten die fragwürdige Regierung zu verdrängen, die das Gebäude zur Zeit beherbergt, und nahmen an einer Führung teil. Schon auf dem Weg dorthin, überwältigte uns das Gebäude aus der Nähe von allen Seiten und doch wurde es im Inneren noch Beeindruckender. Goldene Treppenaufgänge und lange unglaublich verzierte Gänge, Muster Figuren, Gemälde, Teppiche und Fenster brachten uns aus dem Staunen nicht mehr heraus. Dann kamen wir zum Prunktreppenhaus, das nur beim Regierungsantritt einmalig benutzt wird. So viel Schmuck für eine Treppe.
Dahinter befindet sich die gut gehütete Krone, deren Wächter ziemlich fertig aussahen. Kein Wunder, denn sie haben alle drei Stunden für eine Stunde Schicht, also zwei Stunden am Stück zum schlafen, essen, andere Menschen treffen, so lange sie diese Aufgabe haben. Drei Pärchen teilen sich den Job und umkreisen fast pausenlos die Vitrine.
Wir besichtigten noch den Sitzungssaal und erfuhren, was es mit den nummerierten Zigarrenhaltern auf sich hat, die sich überall in den Gängen finden. Trotz all den teuren Verzierungen durfte früher im Gebäude geraucht werden, aber nur in den Fluren.