Allpahuayo-Mishana – similar one daemon

Allpahuayo-Mishana – similar one daemon

In Iquitos wollten wir uns einen Ausflug in den Amazonasdschungel nicht entgehen lasen. Bevor wir uns auf den Weg machen konnten, erlebten wir dort unfreiwillig noch ein anderes kleines Abenteuer. Wir nahmen ein Mopedtaxi, das einem älteren Mann gehörte. Ich zeigte ihm die Adresse und sagte ihm, dass wir zur Calle Santa Rosa in Belen müssten. Er nannte uns einen recht hohen Preis und ließ sich nur zähneknirschend runter handeln, denn das sein sehr weit.

Wir fuhren aus der Stadt heraus und er bog bald in eine sandige  Straße ein, die überwiegend aus Schlaglöchern bestand. HIndurch zwischen kleinen Holzhütten und spielenden Kindern hatte er Mühe nicht umzukippen oder stecken zu bleiben. Eine Weile dachten wir, er führe einen Umweg, wegen des Berufsverkehrs, hatten aber bald das Gefühl, die Stadt längst verlassen zu haben und schon in den umliegenden Dörfern zu sein. 

Als wir ihn fragten, war er etwas verwundert, erzählte vom Dorf Santa Rosa und fragte ob wir nun nicht doch lieber dahin fahren wollten, denn wir seien ja schon fast da und dort sei es auch schön. 

Als er zurück in der Stadt den Weg zur Calle Santa Rosa erfragte, stellten wir fest, dass er wohl nicht mehr gut hören und sehen konnte. Mit zwei Stunden Verspätung kamen wir schließlich in Belen an, wo unser Tourguide Pablo wartete. 

Im nächsten Moped quetschten wir uns zu dritt auf die Rückbank und fuhren wieder aus der Stadt hinaus. In dieser Richtung ist der Übergang zum Dschungel fließend, die Häuser werden langsam weniger, die Pflanzen mehr. LKWs kamen uns von den Plantagen entgegen, auf jedem saßen einige Leute auf der Ladung oder dem Führerhaus. Bald bogen wir in einen verwucherten, sandigen Feldweg und als der Sand zu tief und rutschig wurde, ging es zu Fuß weiter.  

Durch den tiefen weißen Sand stapften wir bergauf, bis zu einem kleinen See und durch einen Mangrovenwald. Dahinter gabelte sich auf der weiten Sandfläche der Weg. Noch einen steilen Hügel hierauf und schon waren wir im unübersichtlichen Dschungel. Bis zur Lodge am Dorfrand war es aber noch ein weiter Weg. 

Pablo entdeckte ein ca. 2 qm großes Spinnennetz, zum Glück war die Vogelspinnenmutter nicht zu Hause und nur kleine darin. Schnell weiter. 

Bald kamen wir an einer Papayaplantage vorbei und Pablo entschied, dass es Zeit für einen Pause war. Wir konnten niemanden sehen, aber Pablo rief in den Wald hinein “Hey Friend, hay Papaya para comer?” und es kam eine Antwort zurück. So machten wir Bekanntschaft mit dem Plantagenarbeiter, der auch gerade eine Pause auf einem Baumstamm eingelegt hatte. Pablo lieh sich seine Machete um eine leckere Frucht zu ernten. Wir schafften von der riesigen Papaya nur die Hälfte, also wurde der Rest fürs Frühstück eingepackt.

Der Weg wurde zunehmend sumpfiger und wir balancierten das letzte Stück auf schmalen Brettern, die uns zu einem Bach führten. Das Wasser ist rot gefärbt von Blättern und Pablo sagte es sei gesund und man würde es hier zum Frühstück trinken. Uns genügte es an dem  kleinen Sandstrand darin zum Baden. Hier beginnt das Dorf, in dem wir die nächsten Tage verbringen werden. 

Unsere Lodge liegt ganz versteckt in einem Waldstück aus stacheligen Bäumen, die Pablo Octopus Tree nennt und wird von einer gackernden Hühnerschaar bewacht. 

Strom und fließend Wasser gibt es nicht, dafür aber Hängematten. Die Anlage besteht aus vier einfachen Gebäuden, eine größere Hütte mit zwei Stockwerken aber ohne Wände, daneben die Küche und noch tiefer im Wald das Badezimmer.

Unsere Hütte ist die kleinere und eher ein Baumhaus. Der Schlafraum hat sogar halbhohe Wände. Die meiste Zeit des Tages verbringen wir aber auf der kleinen Terrasse, in den Hängematten und lauschen dem lauten, spannenden Urwald. Große Blätter fallen geräuschvoll über mehrere Etagen zu Boden, Äffchen rufen, fremde Vögel, laute Insekten, im Dach wohnt ein Gecko und unten rascheln die Küken durchs trockene Laub.  

Das Badezimmer hat auch keine Außenwände, aber genug Bäume rundherum und mehrere offene Räume. Die Dusche besteht aus einer riesigen Regentonne und einer Blechschüssel, bietet aber im Vergleich zum kaum vorhandenen Wasserdruck in der Stadt eine luxuriöse Erfrischung.      

An einer anderen Regentonne ist zum Händewaschen und Zähneputzen sogar ein Wasserhahn angebracht. 

Die Toilette besteht aus zwei Röhren mit Holzbrettern darauf, damit kein Tier reinkrabbelt, und man muss sich gut merken, welche Röhre wofür benutzt wird. Gespült wird mit Holzspänen.  

In der Küche treffen wir meistens auf Pedro aus dem Dorf. Auf dem offenen Feuer bereitet er leckere, frische Mahlzeiten oder Säfte aus uns unbekannten Früchten zu. Eines der Hühner überlebte unseren Besuch leider nicht. Pedro sieht aus wie der Koch in Fitzcarraldo. 

Gerade waren wir am Bach zum Baden, als die ersten schwarzen Wolken auftauchten und wir einen Wolkenbruch wie in Iquitos erwarteten. Doch dann fing es auch an zu Donnern und wir gingen zurück zur Hütte. 

Der Donner und der Regen auf dem dichten Blätterdach waren bald so stark, dass wir unser eigenes Wort nicht mehr verstanden, und so richtig wohl war uns nicht auf unserer Terrasse, durch die ein ziemlich hoher Baum wächst. 

Dennoch genossen wir dieses atemberaubende Naturschauspiel aus unseren Hängematten. Das Unwetter zog sich über den Sonnenuntergang und bald war es so dunkel, dass wir nicht mehr die Hand vor Augen sehen konnten. Surreal erhellten die Blitze für Sekunden den Wald und zeigten für einen Augenblick die Palmen und Octopusbäume und den mittlerweile ziemlich angeschwollenen Bachlauf nebenan. 

Als der Regen schließlich etwas nachgelassen hatte, hörten wir Pablo rufen, es gäbe Abendessen. Wir mussten aber erstmal die Taschenlampen suchen, denn nachts ist es hier so stockfinster, dass man manchmal nicht weiß, ob man die Augen offen oder geschlossen hat. 

In der Küche gab es auch nur das Feuer der Kochstelle und eine kleine Kerze als Lichtquelle. Wir hörten dass Tiere um uns herum liefen, konnten aber nichts sehen. 

Natürlich beobachteten wir den Dschungel nicht nur aus der Hängematte sondern wagten uns auch tiefer rein. Völlig naiv hatten wir mit halbwegs befestigten Wegen gerechnet und wurden eines besseren belehrt, als uns Pablo Machete und Axt als wichtigste Wandergadgets präsentierte. Wege anzulegen lohnt sich hier nicht, sie sind am nächsten Tag wieder zugewachsen. 

Durch einen unübersichtlichen Blätterwald kämpften wir uns über Wurzelwerk durch den Sumpf und lernten Pflanzen gegen Fieber, Kopfschmerzen und Mücken kennen. Gegen Mücken kann man aber auch Termiten verwenden. Pablo schlug mit der Machete ein Stück vom Bau ab, zerrieb die Tiere in der Hand und schmierte sie sich ins Gesicht.

Ab und an mussten wir einen Bach überqueren und Pablo schlug dazu ein paar Äste ab. Unterwegs entdeckten wir Spuren von einer großen Raubkatze und kamen an einem riesigen alten Baum vorbei, dessen Fuß komplett von Fledermäusen bewohnt war. Bevor sie sich vor uns erschreckten, sahen sie aus wie eine große schwarze Fläche und waren kaum zu erkennen. 

Zur Erfrischung schlug Pablo eine Liane ab. Wenn man sie zum trinken nach unten hielt, klang es im Inneren nach Regen und unten lief eine Menge leckeres süßes Wasser heraus.

Von einem Hügel beobachtete uns eine neugierige Affengruppe.

Noch spannender ist der Dschungel nachts, also machten wir uns am Abend nochmal auf den Weg. Christian machte Bekanntschaft mit einem großen Lizard, der keinesfalls von seiner Schulter runter wollte. Als er ihn schubste, versuchte das Tier in seinen Mund zu hüpfen. Ich hoffte, dass wir keine ähnlich verhaltensauffällige Spinne treffen würden. 

Immer wieder entdeckten wir unidentifizierbare Augen, die in der Dunkelheit in unsere Taschenlampen starrten und hörten Affen um uns herum klettern. Auf einer Lichtung in Bodennähe starrten uns zwei rote Augen an. Pablo erschrak etwas, das sei eine große Schlange und gefährlich. “Similar one daemon!” ist seine Lieblingsbeschreibung für die meisten Lebewesen hier. 

Auf der anderen Seite der Lichtung gibt es ein paar Baumstämme als Sitzgelegenheit und wir konnten noch einmal den Peruanischen Sternenhimmel aus dieser pechschwarzen Dunkelheit heraus bestaunen. 

Am nächsten Morgen war die Schlange auch im Dorf aufgetaucht, erzähle Pedro, als er zum Frühstück kam. Sie sei über drei Meter lang.  

Als wir nach drei Tagen für den Rückweg packten, war alles was wir mitgebracht hatten nass von der hohen Luftfeuchtigkeit. 

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