
Yangon – Downtown und Bahngleise mal anders
Den Jahreswechsel verbrachten wir in Yangon. Feuerwerk ist in Myanmar verboten, am Inya See konnten wir trotzdem jede Menge geduldete Raketen sehen. Unser Guesthouse lud uns vorher zu einem üppigen Abendessen mit Wein ein.
Am ersten Tag erkundeten wir die Innenstadt, ausgehend vom Scotts Market, der in kolonialen Markthallen untergebracht ist. Dort gibt es Schmuck, Jade, Kleidung und Kunst die leider mal wieder zu groß ist für unser Gepäck und natürlich Suppen- und Obsstände.
Wir zogen von dort weiter durch die Stadt, wo wie Jahrmärkte beleuchtete buddhistische Tempel, bunte hinduistische Tempel, Kirchen und Moscheen nebeneinander stehen. Die hohen kolonialen Gebäude waren sicher sehr hübsch früher, nun blättert überall die Farbe ab. Das Straßenbild der Innenstadt ist erstmal gewöhnungsbedürftig, wenn man mal drin ist aber doch wieder freundlich. In vielen Häusern befinden sich Geschäfte in den oberen Stockwerken, die man auf den ersten Blick garnicht sieht. Einige Straßen wurden für Silvesterpartys abgesperrt und geschmückt. Dort spielten überall Kinder auf der Straße.
Auf der Suche nach einem leckeren Mittagessen fanden wir einen Laden mit dem Namen Innawa. Am Eingang wurden alle Bambusdämpfer für uns geöffnet und wir suchten uns die leckersten Sachen aus. Törtchen gab es auch.
Später kamen wir an einem Markt vorbei auf dem es in jeder Straße andere Waren gibt. In einer zum Beispiel nur Nähmaschinen, Lebensmittel in einer anderen. Obst und Gemüse werden in kunstvollen Portionen auf Tüchern in der Mitte der Straße platziert, sodass ein Auto drüber fahren kann. Einige Frauen, die Hühnchen kaufen wollten räumten erstmal deren Innereinen aus und wieder ein.
Etwas weiter östlich kamen wir an der Sule Paya vorbei, eine goldene Pagode mitten in einem Verkehrskreisel. Im Sonnenuntergang glänzte sie besonders schön. Drin herrschten natürlich auch wieder die Rummelblinklichter. Im nahegelegenen Park war die Hölle los, Leute machten Picknick und Kinder spielten mit Seifenblasen. Wir stürzten uns etwas ins Getümmel.
Am zweiten Tag wollten wir mit dem Zug zum Danjingo Markt fahren. Das Taxi warf uns in einem armen Wohngebiet raus und mit viel Phantasie entdeckten wir dort auch das Bahnhofsgebäude. Ein Ticket kostete 200Kyat, was ca 10 Cent sind. Wir warteten an den völlig verbogenen Schienen und nach ein paar Minuten kam ein klappriger Zug ohne Türen. Weil Sonntag war, war er nicht besonders voll. Nach einer Station stiegen wir wieder aus, weil wir glaubten wir wären in die falsche Richtung geschickt worden. Zwar fährt der Zug im Kreis, aber in diese Richtung dauert es länger.
Dann fuhren wir fast eine Stunde in die andere Richtung. Vorbei an verschiedenen Wohngebieten, Feldern und Industriegebieten. Es war zwar nicht weit aber wegen der verbogenen Schienen war der Zug sehr langsam. Immer wieder stiegen Verkäufer in den Zug ein, sie verkauften Obst, frittierte Snacks, Gesichtsfarben, die sie auch gleich auftrugen oder Brillen. vermutlich kann man auf einer Zugfahrt seinen ganzen Wochenendeinkauf erledigen. Irgendwann stiegen alle aus und ein Fahrkartenkontrolleur erklärte uns, dass der Zug nicht weiter fahren würde. Draußen war eine Baustelle. Aha, deshalb sollten wir in die andere Richtung fahren. Die Händler liefen mit ihren Waren auf dem Kopf über die Schienen zur nächsten Haltestelle. Wir fanden am Bahnübergang ein Taxi.
Am Markt angekommen war wahnsinnig viel Verkehr und da wir keinen Weg fanden stolperten wir einfach mitten in den Markt hinein, der unserer Vorstellung vom Mittelalter entspricht. Wir fühlten uns, als wären wir in eine andere Welt gefallen und die Leute am ersten Stand wunderten sich über uns. Der Boden war voll mit Gemüseabfällen der Stände und der halbe Markt verläuft auf Holzwegen über einen Abwasserteich. Es ist düster unter den niedrigen Bambus- und Stoffdächern und stinkt nach Fischabfällen. Leute schleppten Säcke hin und her und überall wurden Verkaufsgespräche geführt. Und in all dem unappetitlichen Chaos konnte man auch essen. Obwohl wir bald einen Weg nach draußen suchten, waren wir die Eindrücke dennoch interessant und lohnenswert.
Als wir den Rest des Marktes im Tageslicht entdeckten wunderten wir uns noch mehr. Von vier Bahngleisen am Bahnhof waren zwei mit einem Lebensmittelmarkt bedeckt. Die Verkäufer saßen auf den Schienen unter Sonnenschirmen. Wir nahmen erstmal an, das Züge nur auf den anderen beiden Gleisen fahren würden, wurden aber schnell eines Besseren belehrt. Aus den Lautsprechern kam eine Durchsage, alle brüllten wild durcheinander, räumten die Sonnenschirme und die großen Körbe weg und stellten sich an den Rand oder zwischen die beiden Gleise. Dann kam von beiden Seiten ein Zug. Leute mit neuen vollen Körben und schweren Säcken stiegen aus, andere ähnlich beladen ein. Wenige Minuten später war der Markt wieder auf den Gleisen. Wir beobachteten das Treiben noch ein weitere Mal bevor auf den Gleisen für unseren Zug Platz gemacht wurde.
Eine weitere und die wohl absurdeste Sehenswürdigkeit auf diesem Markt war eine chinesische Reisegruppe. Sie kamen voll vermummt wie eine kleine Armee, in dünne Regenkleidung eingepackt mit Mundschutz, hielten den Menschen ohne zu fragen ihre riesigen Objektive ins Gesicht und trampelten auf den Waren rum. Eine von ihnen wäre beinahe vom Zug überfahren worden, weil sie für ihr Foto einfach auf den Gleisen stehen blieb. Vermutlich dachte sie, dass der Zug für sie anhalten und posieren würde.