Xi´an – Terrakotta-Krieger und der Krieg der Nippeshändler

Xi´an – Terrakotta-Krieger und der Krieg der Nippeshändler

Jede Gruppenreise in China macht vermutlich Halt in Xi´an und so lernten wir hier eine etwas andere Seite des Landes kennen, die, auf der man Touristen ausnimmt, wie eine Weihnachtsgans. Dennoch hatte die Stadt interessante Sehenswürdigkeiten, wenn wir schon mal da waren.

Im Taxi vom Flughafen ging es schon los. Der Taxifahrer fuhr mehrmals im Kreis durch die Stadt, bis ein Wahnsinnsbetrag von umgerechnet ca. 80€ zusammen gekommen war. Er behauptete, unser Hotel würde nicht existieren und versuchte uns in einem anderen unterzubringen. Wir blieben hartnäckig und irgendwann gab er auf.

Auf der Straße versuchte uns fast jeder irgendetwas zu verkaufen, die Leute waren extrem hartnäckig, stellten sich uns in der Weg, ließen uns nicht vorbei und fassten uns auch an. Die Stadt war außerdem wahnsinnig dreckig und in den Restaurants gab es selten gespültes Geschirr.

Wir kamen nach Xi´an um die Terrakotta-Armee zu besichtigen, aber dort mussten wir erst einmal hinkommen. Ein Taxi kam in dieser Stadt kein weiteres mal in Frage, deshalb versuchten wir es mit dem Bus. Am Busbahnhof fragten wir nach einer Verbindung aber natürlich war niemand bereit uns eine sinnvolle Auskunft zu geben. Stattdessen schleppten uns die Leute zu Taxifahrern und die ganz Kreativen hatten Touren im Angebot, die uns nicht nur zur Terrakotta-Armee, sondern gleich noch zum achten Weltwunder oder der bunten Terrakotta-Armee bringen sollten oder vielleicht doch eher in den nächsten Hinterhof, wo wir ausgeraubt und abgestochen werden sollten. Diese Stadt war eine Katastrophe.

Schließlich fanden wir einen Linienbus in dem wir erstmal unbehelligt zu den Kaiserbädern fuhren. Die Kaiserbäder mit ihren heißen Quellen wurden über Jahrhunderte von verschiedenen Kaisern als Kurstädte genutzt. Auf der großen Anlage gibt es neben Badegebäuden auch hübsche Teeterassen, Wohnhäuser und Spazierwege zwischen Koiteichen mit Seerosen. Das alles eingebettet in eine bergige Landschaft, deren Ausmaß sich in der schlechten Luft allerdings nur erahnen ließ. Hier wurden wir jedenfalls in Ruhe gelassen und konnten die Sehenswürdigkeiten ungestört besichtigen.

Ganz anderes sah die Lage aus, als wir es dann doch noch zur Terrakotta-Armee geschafft hatten. Hier hatten wir immer nur wenige Minuten, bis sich uns ein Nippesverkäufer in der Weg stellte, „Hello, Hello, Hello“ rief und uns irgendwelchen Kitsch vors Gesicht hielt. Anfangs dachten wir, ignorieren sei eine gute Taktik aber das funktionierte nicht. Das „Hello, Hello, Hello“ rufen wurde nur lauter, der Kitsch kam näher zum Gesicht und wenn das auch nicht half, packten sie uns am Arm und schüttelten uns. Nur gewaltsam zur Seite schubsen verschaffte uns Ruhe bis der nächste Verkäufen auftauchte. Zwischen zwei Verkäufern bekamen wir hier jedoch wirklich Beeindruckendes zu sehen.

Das Museum, in dem sich die Krieger befinden besteht aus drei Hallen, die die freigelegten Gruben überdachen. Nur ein Teil der Armee, die seit 2000 Jahren das Grab des ersten Kaisers, Qin Shihuangdi bewacht, wurde bisher ausgegraben. An einigen Stellen konnten wir auch die Grabungen beobachten.  Die Figuren sind lebensgroß und es gibt keine zwei mit dem gleichen Gesicht, auch die Kleidung unterscheidet sich in Details und alle Einzelheiten sind völlig detailgetreu ausgearbeitet, sogar die einzelne Haare in ihren Zöpfen kann man erkennen. Einige haben Pferde oder sogar Pferdewagen. In der ersten Halle ziehen sie sich endlos durch die Gräben.

Am Abend sahen wir uns noch eine etwas kitschige Aufführung von traditionellen Tänzen an. Xi war die einzige Chinesin im Publikum.

Da wir das Zugticktet für die Rückfahrt nach Peking erst für den nächsten Abend gekauft hatten, sahen wir uns noch die Altstadt an, die von einer sehr gut erhaltenen Stadtmauer begrenzt wird. Auch hier waren die Straßen schmutziger als anderswo und obwohl es wahnsinnig heiß war, hing rohes Fleisch auf der Straße zum Verkauf. Es roch natürlich fürchterlich.

Außerhalb auf einer Straßenkreuzung bestiegen wir den Glockenturm, mit einer wirklich großen Glocke. Vorher mussten wir uns wieder durch einen Parkour der Händler schlagen. Dann ging es weiter zum Trommelturm, wo wir auch selbst etwas trommelten. Hinter dem Trommelturm befindet sich das muslimische Viertel, ein Gewirr aus kleinen Gassen mit kleinen Läden. 

Bei einen Dunkin Donut entdeckten wir ein kulinarisches Highlight, einen Donut mit Zuckerguss und Schweinefleischflocken, den wir natürlich umgehend probieren mussten. Zum Abendessen gab es Hühnerfüße, die waren ganz ok, werden aber nicht mein Lieblingsgericht.

Am Abend ging es dann zum Bahnhof. Wir wollten den Nachtzug nehmen. Für die Fahrt kauften wir uns noch Bier und Snacks, ließen unser Gepäck an der Sicherheitskontrolle durchleuchten  und setzten uns dann in den Warteraum. Der Bahnhof ähnelte eher einem Flughafen, denn erst als der Zug da war, durften alle auf das Gleis drängen. Wir hatten feste Plätze und wunderten uns etwas, dass Xi schnell nach vorn wollte als es los ging. Scheinbar hatten wir extra bezahlt um als erstes auf den Bahnsteig zu dürfen und rannten ihr nach zum richtigen Wagen. Ihre Erklärung war, dass häufig schon Leute, die nur einen Sitzplatz bekommen haben schon in unserem Bett liegen, wenn wir zu spät kämen. Wir teilten ein Abteil mit vier Stockbetten mit einer älteren Frau, die aber auch bis spät abends bei ihrer Gruppe blieb, sodass wir das Abteil bis zum schlafen gehen für uns hatten. Gemütlich schaukelten wir so über Nacht zurück nach Peking, wo wir am Morgen wieder vom Taxifahrer unseres Vertrauens, Herrn Li, in Empfang genommen wurden.

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