Wien – die Sache mit dem Schnitzel

Wien – die Sache mit dem Schnitzel

von Frankfurt nur 6 Stunden mit dem Zug und schon gibts ein leckeres Schnitzel. Na gut, nicht ganz ohne Zwischenfälle.

Jedenfalls hatten wir nach der langen Zugfahrt Hunger und direkt gegenüber vom Hotel gab es ein rustikales Restaurant. Drin saß an einem der Holztische ein ziemlich kräftiger Herr und machte offensichtlich die Buchhaltung, besonders viel war am Nachmittag glücklicherweise nicht los.

Auf der Karte standen ziemlich leckere Dinge und ich interessierte mich für ein Rehschnitzel. Eigentlich wollte ich aber Knödel und das Schnitzel war mit Kartoffeln. Naja, so eine Beilage wird man sicher tauschen können, dachte ich mir und fragte, ob ich das Schnitzel mit Knödel haben könnte.

Der Kellner ließ seine Block sinken und starrte mich einige Sekunden entsetzt an. „Mit Knödel, das Schnitzel?“ fing er an zu stammeln. Schon erhob sich der dicke Herr schwerfällig aber völlig entgeistert von seinen Rechnungen, „Das geht nicht, da braucht man Tunke dazu, das Schnitzel ist paniert.“ Dann redeten beide verzweifelt auf mich ein, während ich mehrfach sagte, „ich nehme das Gericht dann wie es ist“ aber das hörten sie in ihrer Verzweiflung nicht.

Bald hatten sich alle Mitarbeiter und Gäste in die Diskussion eingefunden und ich bekam ein paar Empfehlungen, was ich sonst essen könnte, bis der Kellner erleichtert meine Beteuerungen wahrnahm, dass das Gericht so ok sei.

Später, nach einiger Recherche konnten wir das Problem ermitteln. Es bestand wohl die Befürchtung, dass ich zu dem Knödel dann noch irgendwas flüssiges, wie Soße oder Ketchup bestellen würde und das dann irgendwie in Berührung mit dem Schnitzel käme, was scheinbar bei Österreichern zu psychischen Problemen führen kann oder dazu, das der Wirt sein Zulassung verliert. 

Entspannter gestaltete sich die nachmittägliche Einkehr in den zahlreichen Kaffeehäusern. Von diesen konnten wir kaum genug bekommen. Die riesigen, meist etwas angeschmodderten Hallen mit kuschelig-kitschigem Mobiliar sind fast Sehenswürdigkeiten. In den meisten gibt es neben gemütlichen Sesseln riesige Spiegel und Kronleuchter und man fühlt sich wie in eine andere Zeit versetzt. Bei einigen mussten wir zur Stoßzeit am Eingang Schlange stehen. An der Theke kann man sich von den leckeren Torten aussuchen und an einem Tisch mitten drin den halben Nachmittag verbringen. Die Leute trinken Kaffee, Bier, Schnaps, lesen Zeitung oder sitzen einfach nur rum. Einige Menschen machen den Eindruck, als würden sie den ganzen Tag im Kaffeehaus verbringen. Warum auch nicht?

Ein anderes kulinarisches Highlight fanden wir in einer Seitenstraße in der Innenstadt. Zugegeben, gefunden hätten wir es selbst nicht, denn es gab auch garkein Schild aber ich hatte davon gelesen. Bei Trzesniewski gibt es einen leckeren Mittagssnack. Winzige Brotscheiben, kunstvoll mit allen möglichen Leckereinen bestrichen, 5-10 davon hatten die meisten der vielen Leute an den winzigen Stehtischen auf dem Teller. Wir reihten uns in die lange Schlange und konnten uns kaum entscheiden. Zu unserer bunten Auswahl gab es noch einen Bierpfiff, ein ganz kleines Glas Bier.

Natürlich wollten wir uns auch nicht die gerade eröffneten Weihnachtsmärkte entgehen lassen. Wir entschieden uns für den Markt am Spittelberg, der sich durch mehrere schmale Gassen zieht. Zwischen den hübschen alten Häusern wurde Kunsthandwerk und natürliche endlos viele Leckereien verkauft, durch die wir uns durchfutterten, bis wir schließlich an einem Punschstand in einem Innenhof landeten. Die verwinkelten, weihnachtlich dekorierten Gassen  sorgten für eine Märchenhafte Atmosphäre.

Auch wenn wir nach Wien gekommen waren, um ein paar wirklich entspannte Tage hier zu verbringen, ging es natürlich nicht nur ums Essen. Die ein oder andere Wiener Persönlichkeit wollten wir doch gern näher kennen lernen. Also machten wir uns auf den Weg zum Motzarthaus.

Auf dem Weg egal wohin wundert man sich in dieser Stadt manchmal, wenn einen die Googlenavigation vor ein Haus führt, hier aber eine Straße anzeigt. Beim ersten mal standen wir etwas ratlos vor einem Gebäude mit großem Tor, bis wir bemerkten, dass aus diesem Tor ziemlich viele Menschen kamen, die wirklich nicht alle hier wohnen oder arbeiten konnten. So stellten wir fest, dass hier tatsächlich ein Weg durch zahllose Hinterhöfe zur U-Bahn führte. Die Wiener Durchhäuser, schnell fanden wir sie auch selbst uns so die kürzesten Wege und niedlichsten Hinterhofgeschäfte und Kneipen. Bei einigen weiß man nicht mal genau, ob man nun in einem Gebäude oder draußen ist. Abends werden die meisten dieser Durchgänge geschlossen.  

Zurück zum Mozarthaus, in der Nähe vom Dom. Leider gab es nur noch wenige Möbel, aber Bilder und der Audioguide ließen uns ein Bild machen und wir konnten uns gut vorstellen, wie in dieser geselligen Familie immer Trubel in diesen nun leeren Räumen herrschte. Besonders beeindruckt waren wir von der Sammlung aller Werke, die in Büchern eine komplette Wand einnahmen und wir fragten uns, wie ein einzelner Mensch so viel  erschaffen kann. Man bräuchte wohl schon ein halbes Leben um alle Werke anzuhören.

Eine andere Person, die uns interessierte war Freud. Leider fanden wir das Freudhaus jedoch als Baustelle vor, mit einer nur sehr kleinen Ausstellung. Die Möbel des ehemaligen Wohnhauses wurden aber sowieso von der Familie mit nach London genommen. Dennoch erfuhren wir viel über sein Leben und seine Arbeit, vor allem aus kurzen Filmen die im gegenüberliegenden Café gezeigt wurden. Die Lage des Cafes wurde uns von einem Mitarbeiter an der Kasse sehr ausgiebig und lang erklärt, dort angekommen stellten wir fest, dass es sich einfach nur über die Straße befand und seltsamerweise saß jetzt der gleiche Mitarbeiter hier an der Kasse.

 Auch die Sammlung des Kunsthistorischen Museums wollten wir uns nicht entgehen lassen. Noch mehr als die Bilder beeindruckte uns hier das Gebäude.

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