Rabat – unter der Stadt

Rabat – unter der Stadt

Zurück nach Rabat, hier gibt es ein noch sehenswerteres Labyrinth, als das der Gässchen der Altstadt, unterirdisch. Es gibt mehrere alte christliche Grabanlagen in der Stadt und ohne konkretere Vorstellung wollten wir die St. Pauls Katakomben besuchen, die größte Anlage. Einmal falsch abgebogen, wie es so schnell in diesen verworrenen Straßen passiert, huch da ist es ja schon. St Pauls Groto & Cathacombs. Seltsam, auf der Karte war das aber nicht so nah bei der Kirche, egal. Versehentlich landeten wir so im Wingacourt Museum, dessen Katakomben zwar riesig sind, aber wenig bekannt. Erstmal kamen wir aber in eine kleine Krypta und von dort in die düstere Grotte des heiligen Paulus, in der sich dieser versteckt hielt. Darüber liegt versteckt eine Kapelle des Malteserordens, die sich die Fassade mit der St. Pauls Kirche teilt, von außen also gar nicht sichtbar ist. 

Die Gräber liegen tief unter der Erde und während des zweiten Weltkrieges wurden Bunker für die Bevölkerung benötigt, also wurden darüber weitere Kammern aus dem Fels geschlagen. Schon in diesen Gängen verloren wir bald die Orientierung. Die kleinen Kammern wurden von Familien gekauft und teils wohnlich eingerichtet, in einigen erinnern noch individuelle Böden, Schranknischen und Kleiderhaken an die schreckliche Zeit, die die Menschen in den winzigen Räumen verbringen mussten.

Noch eine Etage tiefer fanden wir uns schließlich in der alten Grabanlage, allein, wie auch schon vorher in den Bunkern und der Grotte, und ohne Orientierung. Am Anfang der Anlage gibt es einen Agapetisch, wo ein letztes Festmahl mit den Verstorbenen gehalten wurde. Eigentlich ist es eher eine Nische mit rundem Plateau in der Mitte als ein Tisch. Die Gänge sind teils so schmal, dass man nur seitlich durch passt und oft so niedrig, dass selbst ich nur gebückt laufen konnte. Die Gräber befinden sich in kreuz und quer aneinandergrenzenden Räumen, in deren Mitte es oft ein großes, hohes Grab für reiche Familien gibt. Die armen Leute wurden unter dem Boden der Kammern und Gänge bestattet und alle anderen in mehreren Nischen übereinander in den Wänden.         

In diesem stillen, engen Labyrinth herrscht eine gespenstische, aber auch mystische Atmosphäre. Zum Glück wiesen uns die spärlich verteilten Notausgangsschilder den Weg zurück, sonst würden wir vielleicht jetzt noch durch die unterirdischen Gänge irren. 

Begeistert kamen wir wieder ans Tageslicht und schlenderten noch durch die kleine Ausstellung dieses Museums, das wir thematisch nicht so richtig zuordnen konnten. Gemälde, Kirchenkunst, ein altes Auto. 

Wir wollten noch mehr Gruften, das war zu spannend. Die St. Agatha Katakomben sollten es noch sein. Aber die sind in privater Hand und wer weiß schon wann geöffnet. Der Herr, der die Tickets verkauft, macht auch die Führungen, Glückssache also. Wir kamen später nochmal vorbei und hatten Glück. Leider waren keine Fotos erlaubt, weil immer jemand vergisst den Blitz auszuschalten. Über eine Treppe betraten wir die wunderschöne Krypta der heiligen Agatha und staunten über die alten Fresken in Blau und Rot. Auch in der Grabanlage gibt es einige mit Fresken verzierte Räume und sogar eine kleine halbrunde Kapelle, die in den Fels gegraben wurde. In vielen offenen Gräbern liegen noch Skelette.  

Zwischen unserer und der nächsten Führung bekamen wir kurz Zutritt zum Museum, und das ließ sich jetzt gar nicht mehr zuordnen. Im Treppenhaus hängen zahllose Setzkästen mit Modellzügen und Autos, dann oben, ein ausgestopfter Alligator zwischen Wasen und Scherben, der Kopf einer Statur, der in den Vitrinen keinen Platz mehr gefunden hat, am Boden daneben. Zwei Skelette aus den Katakomben an prominentem Platz in den mittleren Vitrinen. Das waren noch die beiden übersichtlichsten Räume, welche Schätze hier wohl unerkannt lagern? Im nächsten Raum stießen wir jedenfalls auf eine ziemlich alt aussehende Krone zwischen Kirchenschmuck und Kirchengewändern. Und dann kann man hier scheinbar alles vorbei bringen, was man so auf dem Dachboden findet, das jedenfalls suggerierte uns der nächste Raum. Unsere Eindrücke bewegten sich zwischen staunen, verwirrt und amüsiert sein. Das wohl seltsamste Museum das wir bisher gesehen haben. 

Eine weitere schöne Krypta fanden wir mit Kloster St Domenico. Wir besuchten das Kloster eigentlich wegen des Gartens, der einer der zahlreichen Game of Thrones Drehorte war.

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