Malta – Popeye Village und noch ältere Relikte

Malta – Popeye Village und noch ältere Relikte

Als Kind habe ich die Zeichentrickserie geliebt, aber ich mochte ja auch Spinat und bin überzeugt dass sie zu nichts anderem erfunden wurde als Kinder zum Spinat essen zu bewegen. Der Popeye Spielfilm aus den 80ern gibt auch nicht viel mehr her, wir sahen ihn uns zur Vorbereitung auf den Besuch der Filmkulisse an. Dennoch, es ist der erste Film mit Robin Williams und deshalb vielleicht doch sehenswert. Das Dorf im Norden der Insel ist es auf jeden Fall und ist schon von außen super schön. Bunt und niedlich schmiegt es sich in der blauen Bucht in die Felsen. 

Drin reihen sich an der einzigen Straße die bunten Häuschen aneinander und einige davon sind auch eingerichtet, wie das Wohnhaus von Olivia, das Postamt und die Bar, in der wir uns erstmal ein großes Kinnie schmecken ließen. Belebt wird das ganze von Schauspielern, von denen uns einer, der Postbeamte, eine Führung gab. Er erzählte uns ein paar interessante Anekdoten, zum Beispiel dass der Darsteller des Polizisten zu dünn für seine Rolle war und deshalb für drei Monate zum Essen nach Italien geschickt wurde. Alles hier ist so niedlich und hat so hübsche Details. Im kleinen Kino gab es eine kostenlose Portion Popcorn und vom Dach des Feuerwehrhauses hatten wir schließlich nochmal einen tollen Blick über das Dorf und die Bucht. 

Schon vor Wochen hatten wir Tickets für das Hypogäum von Hal Saflieni gekauft, denn nur 80 Besucher dürfen pro Tag in die unterirdische Grabstätte. Das Hypogäum ist die wohl beeindruckendste Sehenswürdigkeit des Landes, leider sind keine Fotos erlaubt. Licht und Feuchtigkeit haben dem Bauwerk zugesetzt, als es von Touristen überrannt und zuvor, während des Zweiten Weltkrieges, sogar als Bunker genutzt wurde. Die Geschichte der Entdeckung ist die maltatypische, jemand wollte einen Brunnen bauen, oh, was ist das denn? Und schon musste sich der Brunnenbauer ein neues zu Hause suchen. Vier Wohnhäuser mussten abgerissen werden, um die unterirdischen Räume freizulegen. 

Das über 5000 Jahre alte Bauwerk liegt oben auf einem Berg, ist in der Grundform den Tempeln nachempfunden und auch genauso riesig. Jedoch gibt es keine Mauern, alle Räume sind sorgfältig über mehrere Jahrhunderte aus dem Fels gekratzt worden. Und das lange bevor Werkzeuge aus Metall bekannt waren. Eine mystische Atmosphäre herrscht hier unten in den schummrig beleuchteten Grabkammern. Vereinzelt kann man noch die roten Verzierungen an den Wänden sehen. Gänge zweigen von der riesigen Hauptkammer, dem Allerheiligsten, zu ganz unterschiedlichen kleineren Kammern ab. Über tausend Jahre wurde dieser Ort genutzt, für Bestattungen, und den Fundstücken nach, auch für Rituale. In einem Gang befindet sich die sogenannte Orakelkammer, ein Loch in der Wand. Spricht man hinein, ist der Klang in der gesamten Anlage zu hören. Über 7000 Skelette wurden hier gefunden. Hinter dem Hauptraum gibt es eine Kammer, in die eine Treppe nach unten führt und dann mehrere Meter über dem Boden endet. Der Raum war bis zur untersten Stufe mit Skeletten gefüllt. 

Lange war unklar, ob die Tempel ein Dach hatten und wenn ja, aus welchem Material. Das Hypogäum ist zwar aus dem Stein gehauen, die Strukturen der Tempel, also von Mauern und Torbögen wurden aber exakt nachgeahmt und das Dach scheint eine Art Kuppelbau zu sein, bei dem Schicht für Schicht übereinander zusammen laufen. Solche Dächer muss es also auch auf den Tempeln gegeben haben. Unklar bleibt trotzdem, was da oben drauf lag, Steinplatten, Holz, Stroh? 

Jetzt wollten wir gern noch einen weiteren Tempel besichtigen um zu sehen ob der unterirdische Bau den Oberirdischen wirklich so ähnlich ist. Wir suchten uns Hagar Quim und Mnejdra aus, die nur 500 Meter auseinander liegen und ziemlich gut erhalten sind. Vorher besuchten wir noch das kleine Museum und erfuhren, dass zwar das Rad noch nicht erfunden war, die riesigen Steinplatten aber mittels steinerner Kugeln über weite Strecken transportiert wurden. Die Kugeln hatten wir schon gesehen, aber im Museum konnten wir selbst einen größeren Stein damit bewegen und es war erstaunlich leicht, weil sich die Kugeln in einer Art Führungsschiene befanden.     .               

Beide Tempel sind überdacht, größer und besser erhalten als Ggantija auf Gozo. Beim oberen, Haga Quim, erwartete uns sogar ein komplett erhaltenes Eingangstor und die kleeblattförmigen Außenwände sind zum Teil aus riesigen Steinplatten zusammengesetzt. Auch hier gibt es wieder die großen Löcher neben den Türen. Die karge Landschaft in die die Tempel gebaut wurden, macht sie noch beeindruckender. Ein endlos scheinender Pfad führt nach unten zum Mnejdra Tempel, von beiden blickt man direkt aufs Meer. Mnejdra ist der größere, und besteht eigentlich aus zwei Kleeblättern, eines liegt etwas höher als das andere. Drin staunten wir über die exakt bearbeiteten Steine, wie sie perfekt ineinander passen. Die Platten der Wände sind etwas kleiner, dafür finden sich hier mehr Verzierungen. Die winzigen Muster aus winzigen Löchern, Spiralen und Ranken sind tatsächlich mit denen im Hypogäum identisch, Tempel für die Lebenden und Tempel für die Toten.   

Nahe der Tempel befindet sich die blaue Grotte, ein riesiges Felsentor im Meer. Rings herum ist die Küste gesäumt von schmalen Tälern. Von den steilen Klippen sehen die Ausflugsboote zwischen den Felsen ganz verloren aus. Wir entschieden uns leider zu spät für eine Bootsfahrt, denn das Wetter wird langsam herbstlich und schon am nächsten Tag war der Wind zu stark. Am Bootsanleger gab unsere Schrottkarre auch endgültig den Geist auf, die neueste Warnleuchte sagte Motorschaden, keinen km weiter, sofort in die Werkstatt. Naja, wir wollten jetzt sowieso eher Städte besuchen und fuhren, in der Hoffnung, dass es die 8 km noch schafft, zurück zum Flughafen. Bei der Autovermietung quittierte man die Warnleuchte mit Schulterzucken. 

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