
Porto – Portwein im Labyrinth der Altstadt
Wir wohnten in Ribeira, der verwinkelten Altstadt von Porto und hier ist es so schön, dass es erstmal keinen Grund gab das Viertel wieder zu verlassen. Außer spät in der Nacht noch mal, um Melanie von der U-Bahn abzuholen, denn eine Wegbeschreibung ist hier ziemlich erfolglos. Die schmalen und teils steilen Kopfsteinpflastergassen schlängeln sich kreuz und quer und kurvig am Berg über dem Fluss entlang. Sind wir nicht die ganze Zeit geradeaus gegangen und dennoch irgendwie im Kreis gelaufen? Hier finden sich auch die meisten gekachelten Häuser, einige schon ziemlich verfallen, aber dadurch vielleicht noch charmanter. Jedes Haus hat mindestens eine kleine geflieste Fläche an der Straßenseite. Zahlreiche Straßenmusiker, oft ganze Bands, untermalen das Ambiente.
Vom Bahnhof zweigen die schmalen Gässchen zwischen fast noch schmaleren Häusern ab und hier entdeckten Xi und ich zum ersten mal eines der besten portugiesischen Gerichte, Franceisinha, ein dick mit Steak belegtes Weißbrot mit wahnsinnig viel Käse überbacken, serviert in einem Suppenteller, randvoll mit Tomatensoße. Wie auf Kommando blieben wir beide stehen und starrten auf die Teller der Gäste im ersten Straßencafé. Gut, also schnell das Gepäck wegbringen und dann sofort zum Essen. Vorher wartete zur Begrüßung noch eine Karaffe Portwein in der Unterkunft auf uns.
Dann probierten wir uns gleich noch durch mehrere Spezialitäten und teilten uns einen Bacalaoauflauf. Den getrockneten, super salzigen Kabeljau gibt es hier überall, genauso wie das Steaksandwich. Und was trinkt man dazu? Vinho Verde, ein süffiger, fruchtiger Wein aus unreifen Trauben.
Abends suchten wir einfach nach einem frei werdenden Platz in einem der vielen winzigen Restaurants in Ribeira, ohne Schild und ohne Karte. Ob das wirklich offizielle Restaurants sind, daraus wurden wir nicht schlau. Auf jeden Fall sind diese winzigen Läden der beste Ort zum Essen. Jeden Abend gibt es nur zwei Gerichte und Hauswein, so wird die Bestellung super einfach und beschränkt sich auf die Frage, Fisch oder Fleisch? Und es ist eigentlich egal was man wählt, denn jeder Teller ist ein Genuss aus den scheinbar besten Zutaten der großen umliegenden Märkte.
Von denen besuchten wir den Mercado do Bolhao, in einer zweistöckigen eisernen Halle. Schon das Gebäude allein, mit den filigran geschmiedeten Treppengeländern ist wunderschön. Die mit Gemüse, Fisch und Gewürzen überladenen Stände tun ihr Übriges dazu. Im oberen Stockwerk gibt es Restaurants mit der schönen Aussicht auf die trubelige Markthalle. Wir hielten uns aber lieber an die kleinen Läden und genossen zur Aussicht nur einen Wein.
Außerhalb der engen Altstadt, rattert eine alte Straßenbahn durch die gepflasterten Straßen und brachte uns zu gekachelten Kirchen und palmenbewachsenen Plätzen.
Wir flanierten wieder nach unten und kamen am Torre dos Cléregios vorbei. Natürlich bestiegen wir den Aussichtsturm, um uns diese wunderschöne Stadt von oben anzusehen. Zwischen den alten Gebäuden entdeckten wir auch faszinierende moderne Architektur.
Ganz in der Nähe fanden wir den schönsten Buchladen der Stadt, oder des Landes oder den überhaupt schönsten Buchladen, Livraria Lello. Auf ganz schön kleiner Fläche findet sich altes und neues in vielen Sprachen und wir kauften uns ein praktisches, handliches Wörterbuch um nicht nur zum Gucken und Staunen in den Laden gekommen zu sein. Eine geschwungene Holztreppe führt nach oben, wo es in diesem ohnehin schon viel zu kleinen und vollgestopften Raum noch ein kleines Café gibt. Und ja, warum auch nicht, denn man kann sich aus diesem hübschen Laden ja doch kaum losreißen.
Das wohl schönste Gebäude der Stadt ist der Bahnhof Sao Bento, außen und innen mit Azulejos verziert, verschwinden hier die Züge direkt hinter dem Bahnsteig in einem Tunnel. Schade, dass wir nicht mit dem Zug gekommen sind.
Am Abend unternahmen wir einen Spaziergang, die steilen Gassen von Ribera hinab zum Ufer des Douro. Und auch von unten ist der Blick auf die beleuchteten Hügel der Stadt magisch. Ach ja, so ein Fluss hat ja noch ein anderes Ufer und so wurden die Pläne für den nächsten Tag geschmiedet.
Am anderen Ufer liegen die Portweinkeller, ein rustikales Lagerhaus mit großem Tor neben dem anderen. Aber erstmal mussten wir die eindrucksvolle Brücke überqueren, die ziemlich weit oben in der Stadt beginnt.
Wir entschieden uns für eine Führung in einem der Weinkeller und bekamen zur Begrüßung erstmal eine Probe weißen und roten Portwein, bevor wir erfuhren, wie der klebrig-süße Dessertwein hergestellt wird.
Der Wein wird eigentlich im Dourotal produziert und dann zur Reifung über den Fluss hier her gebracht. Je nach gewünschter Süße des Weins, wird die Gärung irgendwann mit hochprozentigem Weinbrand gestoppt. Je früher, umso süßer ist der Wein und umso mehr Schnaps kommt dazu. Anschließend reift der Portwein noch mehrere Jahre, bis er seinen geschmacklichen Höhepunkt erreicht.